StartMobilitätBoeing testet H-47 CHINOOK mit mehr Nutzlast

Boeing testet H-47 CHINOOK mit mehr Nutzlast

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Boeing gab am 16. Januar den erfolgreichen Erstflug des H-47 Chinook Block-2 mit den neuen und verbesserten Rotorblättern (Advanced Chinook Rotor Blade – ACRB) bekannt. Die neuartigen Rotorblätter aus Verbundwerkstoffen wurden ursprünglich für den Aufklärungshubschrauber RH-66 Comanche entwickelt, welcher jedoch nie in Serie ging. Im März 2019 wurde bereits der erfolgreiche Erstflug des H-47 Block-2 – damals noch mit den Standart-Rotorblättern – durchgeführt. Über den jetzigen Test wurden von Boeing noch keine weiteren Einzelheiten bekanntgegeben abgesehen davon, dass die neuen ACRB dem Hubschrauber einen zusätzlichen Auftrieb von 771 kg verleihen. Bei der ursprünglichen Planung für das Block-2-Programm war man von 680 kg (bei ca. 1.200 m Höhe und 35°C Außentemperatur im Schwebeflug) ausgegangen.

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ACRB ist Teil einer umfassenderen Block-2-Verbesserung für den H-47 Chinook, die darauf abzielt, die im Laufe der Jahre verlorene Tragfähigkeit wiederherzustellen, z.B. weil zusätzliche Missionsausrüstung hinzugefügt wurde. Neben den neuen Rotorblättern mit fortschrittlicher Geometrie und einem neuen asymmetrischen Tragflächenprofil enthält Block-2 ein neues Antriebssystem, welches die Kraftübertragung auf die Rotorblätter verbessert und ein um bis zu neun Prozent höheres Drehmoment erzeugt. Auch ein Einzellen-Kraftstofftank auf jeder Seite (die bisherigen drei Treibstoffzellen in jeder Fahrwerksgondel werden zu einer großen Zelle zusammengelegt; der Wegfall der Ausrüstung zum Transfer von Treibstoff zwischen den Zellen spart ca. 90 kg Gewicht ein und steigert geringfügig die Treibstoffkapazität), elektrische Systemverbesserungen sowie weitere bisher nicht spezifizierte Modifikationen an der Flugzelle werden zur Leistungssteigerung des Chinook beitragen.

Offiziell nicht Teil des Block 2-Programms, aber dennoch zum Teil daraus finanziert (Anteil Triebwerksaufhängung), ist der Austausch der beiden Triebwerke. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens wurden bei einem Systemdemonstrator die vorhandenen Honeywell T55-Triebwerke des Chinook durch General Electric (GE) T408-Antriebe ersetzt, die auch die Sikorsky CH-53K King Stallion antreiben. Mit den stärkeren und schwereren Triebwerken wurde auch eine neue Triebwerksaufhängung an den hinteren Pylonen notwendig. Da die T55 mit gegenläufiger Rotation drehen, erfordert der GE-Antrieb auch ein neues Getriebe, so Boeing. Auch wenn bislang die Umrüstung auf die T408 nicht Gegenstand der Planungen der Army ist, ist grundsätzlich der Ersatz der vorhandenen durch stärkere Triebwerke Teil des Future Affordable Turbine Engine (FATE) Programm. Ein Erstflug der Chinook mit den neuen Triebwerken wurde bisher nicht kommuniziert.

Die vorhandenen Honeywell T55 Triebwerke des Chinook sollen durch die General Electric GE T408 Triebwerke ersetzt werden
Im Rahmen eines Forschungsvorhabens wurden bei einem Systemdemonstrator die vorhandenen Honeywell T55-Triebwerke des Chinook (links) durch General Electric T408-Antriebe (rechts) ersetzt, die auch die Sikorsky CH-53K King Stallion antreiben. (Fotos: US Army)

Block-2 Planungen der US Army

Laut Aussage der US Army ist der H-47 Block 2 unter Vertrag, und man erwartet ab 2021 die Lieferung von wenigstens 4, höchstens 14 Maschinen. Ab 2023 sollen dann neue H-47 Block-2 beschafft, bzw. Block 1 Maschinen umgerüstet werden. Die endgültige Block-2 Flotte der US Army soll 473 H-47F Block-2-Luftfahrzeuge umfassen. Hinzu kommen die 69 MH-47G-Hubschrauber des US Special Operations Command, die ähnliche Produktverbesserungen erhalten sollen.

Die Block-2 und die späteren Block-3 Produktverbesserungen sind notwendig, da die H-47 Chinook laut US Army bis in die 2060er Jahre noch genutzt werden sollen. Block-3 soll Ende der 2030er bzw. Anfang der 2040er Jahre folgen. Nach jetzigen Planungen finden die Entwicklung der Produktverbesserungen zwischen 2027 und 2040 statt. Ein Bestandteil des Block-3 Programms wird es sein, aus der H-47 ein Optionally Piloted Vehicle – ein optional durch den Piloten geflogenen Hubschrauber – zu machen.

André Forkert