StartMobilitätAbstandsaktives Schutzsystem – Trophy für Leopard 2 erst ab 2024

Abstandsaktives Schutzsystem – Trophy für Leopard 2 erst ab 2024

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Jetzt kann es schnell gehen mit den Verträgen zur Ausrüstung von Kampfpanzern Leopard 2 mit dem aktiven Schutzsystem Trophy aus israelischer Produktion. Am 27. Januar 2021 haben die Fachausschüsse des Deutschen Bundestages für Verteidigung und Haushalt die entsprechende 25-Mio-Euro-Vorlage passieren lassen. Jetzt können die vorbereiteten Verträge abgeschlossen werden und die Arbeiten können beginnen. Eigentlich sollte dieser Zustand nach bekannter Planung schon im Oktober 2020 erreicht sein.

„Neben der eigenen Feuerkraft und Mobilität ist auch der Schutz bestimmend für die Durchsetzungsfähigkeit der Panzertruppen im Gefecht. Das gewählte System kann die Bedrohung durch Panzerabwehrlenkflugkörper und -handwaffen erheblich reduzieren,“ stellte dazu die Bundeswehr fest.

Die Bundeswehr will 17 Kampfpanzer Leopard 2 mit Trophy ausstatten – das ist die Ausstattung für eine Panzerkompanie – und zusätzlich einen Versuchsträger.

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Dazu soll Rafael, der Hersteller des Trophy Systems, für rund 40 Millionen Euro 187 abstandsaktive Schutzsysteme in 23 Gerätesätzen und zugehörige Munition liefern. Schwerpunkt der Lieferungen ist 2023. Darüber hinaus gehört die Ausbildung von Kaderpersonal (Bediener und Instandsetzer) zum Vertragsumfang.

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Mit der Integration der Schutzsysteme in die Kampfpanzer und Auslieferung der ausgestatteten Kampfpanzer wird Krauss-Maffei Wegmann (KMW) beauftragt. Der Vertrag ist mit rund 80 Millionen Euro dotiert, etwa zwei Drittel des Volumens für das gesamte Projekt. Der Bund stellt 17 Türme Leopard 2 A6 A3 und für den Versuchsträger einen Turm (Leopard 2 VT-ETB) bei, in die von KMW die Schutzsysteme integriert werden. Die Türme mit eingebauten Trophy-Systemen werden mit neugebauten Fahrgestellen „verheiratet“, die KMW eigens für dieses Projekt herstellt. Neue Fahrgestelle sind u.a. erforderlich, um die zusätzlich notwendige Stromversorgung unterbringen zu können. Außerdem liefert KMW Spezialcontainer für Transport und Aufbewahrung von Komponenten, Sonderwerkzeugen und Zubehör des Schutzsystems. Dazu gehören Trophy-Attrappen, die genutzt werden, wenn die scharfen Systeme nicht aufgebaut werden können oder sollen.

Der Zeitplan sieht den unmittelbaren Beginn der Arbeiten vor. Nach dem Schwerpunkt der Arbeiten 2023 sollen die Kampfpanzer mit Schutzsystemen im Zeitraum 2024 bis 2025 ausgeliefert werden. Es gab mal einen Plan, 2019 mit der Trophy-Integration zu beginnen, damit die dann besonders geschützten Panzer bei der NATO-Speerspitze VJTF 2023 eingesetzt werden könnten.

Trophy besteht im Wesentlichen aus vier Komponenten. Flache AESA-Radarsensoren erfassen das Gefechtsfeld rundum den Panzer und stellen anfliegende Objekte dar. Die Auswerte- und Feuerleitelektronik klassifiziert die Objekte und bewertet, ob diese eine Bedrohung für den Panzer sind. Falls ja, werden die Wirkmittelwerfer auf das Ziel ausgerichtet und eine projektbildende Ladung (Multiple Explosively Formed Projectile, MEFP) als Gegenmaßnehme abgefeuert, die die Bedrohung in optimaler Entfernung so neutralisiert, dass am eigenen Fahrzeug kein wesentlicher Schaden entsteht. Vierte Komponente ist die Energieversorgung im dafür angepassten Panzerfahrgestell.

Entscheidendes Einsatzkriterium ist neben der Wirksamkeit die Sicherheit der automatischen Auslösung des Systems. Einerseits muss Trophy Bedrohungen sicher erkennen und die Gegenmaßnahme zuverlässig auslösen. Andererseits dürfen Fehlauslösungen nicht vorkommen. Der Wirkungsbereich der Gegenmaßnahme ist bei eingeschaltetem System Gefahrenbereich, in dem sich grundsätzlich keine Personen aufhalten dürfen. Die Auflösung des Dilemmas der Wahl zwischen Schutz der Panzerbesatzung und Gefährdung von Kräften in der Umgebung ist ein bedeutendes Thema in der Ausbildung der Panzerbesatzungen.

In Israel ist Trophy seit zehn Jahren im Einsatz, daneben haben die US-Streitkräfte Ende 2020 die Ausstattung von mehr als 300 Abrams-Kampfpanzern mit Trophy abgeschlossen.

Gerhard Heiming