StartBewaffnungReichweitengesteigerte Artilleriemunition – Rheinmetall und Northrop Grumman vereinbaren strategische Partnerschaft

Reichweitengesteigerte Artilleriemunition – Rheinmetall und Northrop Grumman vereinbaren strategische Partnerschaft

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Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall und das US-Unternehmen Northrop Grumman kooperieren im Bereich der präzisionsgelenkten reichweitengesteigerten Artilleriemunition, wie das deutsche Unternehmen heute mitteilte. Eine entsprechende, auf zehn Jahre angelegte Vereinbarung wurde demnach im Februar zwischen Rheinmetalls südafrikanischem Tochterunternehmen Rheinmetall Denel Munition und Northrop Grumman unterzeichnet.

Die Vereinbarung ziele darauf ab, das Know-how beider Konzerne zu einem leistungsstarken Gesamtprodukt zusammenzuführen, das sowohl auf dem internationalen als auch den US-Markt angeboten werden solle, schreibt Rheinmetall. Während die südafrikanische Rheinmetall-Tochter mit der 155-mm-V-LAP-Munitionssorte Unternehmensangaben zufolge auf dem Weltmarkt die derzeit „höchste Reichweite bei konventioneller Artilleriemunition bietet“, verfüge Northrop Grumman mit dem M1156 Precision Guidance Kit (PGK) über einen einsatzerprobten Kurskorrekturzünder für Artilleriemunition, welcher bereits in mehreren NATO-Streitkräften eingeführt sei. Bei V-LAP (Velocity Enhanced Long Range Artillery Projectile) handelt es sich um ein mittels Basebleed und Raketenmotor geschwindigkeitsgesteigertes Artilleriegeschoss. Basebleed-Geschosse besitzen einen pyrotechnischen Satz am Geschossheck. Dieser wird beim Abschuss gezündet und hat die Aufgabe, durch den Ausstoß von Verbrennungsgasen den Unterdruck hinter dem Geschoss zu reduzieren und somit den Sog zu verringern. Dies führt zu verbesserten aerodynamischen Eigenschaften des Geschosses und somit zu größeren Flugreichweiten bei gleichem Gewicht und Mündungsgeschwindigkeiten (V0) im Vergleich zu herkömmlichen Geschossen.

Mehr effektive Reichweite nur durch Präzision

Zwar demonstrierte Rheinmetall 2019 in Südafrika, dass mit konventionellen Geschossen eine Höchstschussweite von 76 Kilometern – unter Verwendung eines nicht der NATO-Vereinbarung Joint Ballistics Memorandum of Understanding entsprechenden Rohres mit 52-Kaliberlängen –  erreichbar ist. Aber dieser Reichweitenrekord stellt nur einen Teilerfolg dar. Denn dieser Wert beschreibt ausschließlich eine Maximaldistanz. Wichtiger ist jedoch die effektive Reichweite, also die Reichweite, bei der Ziele noch hinreichend genau getroffen werden können. Dazu muss die Präzision der Munition gesteigert werden.

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Da die ballistisch verschossenen Artillerieprojektile bei höherer Reichweite aufgrund der längeren Flugdauer auch längere Zeit den außenballistischen Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Höhenwinden, ausgesetzt sind, nimmt dadurch die Ablage im Ziel zu. Um trotzdem die Präzisionsanforderung einer Zielabweichung von weniger als 50 Metern erfüllen zu können, muss die verschossene Munition die Abweichungen mittels Kurskorrekturzündern kompensieren. Die auf diese Weise gesteigerte Präzision wird durch Hinnahme eines geringfügigen Reichweitenverlustes erkauft. Denn alle Arten von 2-D-Kurskorrekturzündern verursachen – aufgrund eines merkbar erhöhten Luftwiderstands gegenüber klassischen Zündern – einen Reichweitenverlust der eingesetzten Munition von bis zu zehn Prozent. Diese Aufgabe soll in Zukunft das M1156 Precision Guidance Kit übernehmen.

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Durch die Kombination der beiden Technologien – V-LAP und PGK – versprechen sich die Unternehmen „eine rasch verfügbare, einsatzerprobte Lösung für präzisionsgelenkte Munition mit hoher Reichweite“, so Rheinmetall.

Waldemar Geiger