StartStreitkräfteEckpunktepapier der Bundeswehr - die Folgerungen für das Deutsche Heer

Eckpunktepapier der Bundeswehr – die Folgerungen für das Deutsche Heer

Print Friendly, PDF & Email

Rechtzeitig zum Wochenende hat der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, seinem nachgeordneten Bereich eine bemerkenswerte Lektüre mit auf die NATO-Rallye gegeben. In seinem vom 28. Mai 2021 datierenden Inspekteurbrief zu den Eckpunkten für die Bundeswehr der Zukunft nimmt er die Vorgaben der Ministerin und des Generalinspekteurs zum Anlass für eine Lagefeststellung und eine Auswertung des Auftrags, an denen er die Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der größten deutschen Teilstreitkraft teilhaben lässt.

General Mais stellt zunächst fest, dass das Papier zum richtigen Zeitpunkt komme. Sieben Jahre sind seit dem sicherheitspolitischen Umbruch mit der völkerrechtlichen Annexion der Krim 2014 vergangen, weiteres Zuwarten hätte keine neuen Erkenntnisse gebracht. Nachdrücklich fordert der Inspekteur ein Umdenken, eine „Veränderung des Koordinatensystems“.

Die durch ein hohes Maß an Planbarkeit gekennzeichneten Auslandseinsätze im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements hätten lange Jahre Ausrüstung, Ausbildung und Struktur bestimmt. „Das hat uns nachhaltig geprägt und unser Verständnis von Einsatzbereitschaft verändert. Wir haben diesen uns bekannten Rhythmus von Einsatzvorbereitung, Einsatz und Einsatznachbereitung sogar auf die aufwachsenden Elemente der Bündnisverteidigung VJTF und Enhanced Forward Presence übertragen.“ Dies könne nicht so bleiben. Vielmehr seien höhere Wachsamkeit und eine „Kaltstartfähigkeit“ für die Landes- und Bündnisverteidigung erforderlich: „Es geht dabei um das Erreichen und kontinuierliche Sicherstellen von Einsatzbereitschaft unter wechselnden zeitlichen Vorgaben. […] Wir verlieren an Planbarkeit, müssen uns auf Eventualitäten ausrichten; das erzeugt Anpassungsbedarf.“

sut layout500x300 2024yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

Mais stellt fest, dass sich das Heer bereits seit 2016 in einem kontinuierlichen Anpassungsprozess in Richtung Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) befinde, beispielsweise durch gestärkte Truppenstrukturen bei Logistik und Führungsunterstützung, die Aufstellung eines weiteren Panzerbataillons, der Schaffung des neuen Fähigkeitskommandos Hubschrauber sowie die Arbeiten an einer Fernspähkompanie und an einem Panzerpionierbataillon. Aus dem Eckpunktepapier leitet er nun drei Auftragspakete ab, die ebenfalls schrittweise umgesetzt werden sollen:

yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

  • Rasches Erhöhen der Einsatzbereitschaft für eine nationale Division, Verbesserung der Führungsfähigkeit und planerische Umsetzung des Kräftekontinuums „leicht-mittel-schwer“ in der Dimension Land.
  • Aufnahme von drei Fähigkeitskommandos aus der Streitkräftebasis (Feldjäger, ABC-Abwehr und Multinational CIMIC), Beiträge zur Untersuchung verbesserter logistischer und sanitätsdienstlicher Unterstützung in der Dimension Land
  • Schrittweise Anpassung der Führungsorganisation Heer. Ziele sind ein „Systemhasu Land“ und ein nationales „Land Component Command“ zur Sicherstellung der Führungsfähigkeit

Personelle Umfänge und vorhandene Standorte seien als Planungsgrundlage festgeschrieben.

General Mais sieht in den Aufträgen einen hohen Verantwortungszuwachs: „Aus dem bisherigen, diffusen Begriff der ‚Federführung für den Systemverbund Land‘ wird damit der klare Führungsauftrag in der Dimension Land.“

Als wesentliche Leistung hebt der Inspekteur das „Generieren von einsatzfähigen, einsatzbereiten, kohäsiven Großverbänden mit abgestufter Verfügbarkeit“ heraus. Voraussetzung dafür bliebe, das notwendige Mindset zu entwickeln und im täglichen Dienst und der Ausbildung auch zu leben.

Jan-Phillipp Weisswange