Das Kommando Spezialkräfte (KSK) war die letzten anderthalb Jahre durch Unsicherheit, Krisen und Skandale in der Auftragserfüllung stark beeinträchtigt. Diese Zeit war richtungsbestimmend und hat zu vielen Veränderungen geführt. Ein „Sechzigpunkteplan“ soll das Kommando zurück „in die Spur“ bringen. Zuletzt hatte die Verteidigungsministerin entschieden, dass der Verband bestehen bleibt.
Seit Kurzem nehmen seine Soldatinnen und Soldaten auch wieder an Übungen und Einsätzen teil und können sich wieder auf ihre Einsatzaufgaben konzentrieren, was nicht nur in der Beteiligung des KSK an der Evakuierungsoperation in Afghanistan öffentlich sichtbar wurde.
Praktisch ist damit die Phase der Reorganisation weitgehend abgeschlossen und das Kommando beginnt den Restart. Während der Verband insgesamt durch die Vorgänge und Umsetzung der politischen Entscheidungen erheblich in der Aufarbeitung gebunden war, wurde die der Weiterentwicklung fortgeführt. Hier wurde unvermindert weitergearbeitet, denn ein Einfrieren der Projekte mit anschließendem wieder Hochfahren hätte eine enorme Kraftanstrengung und vor allem einen großen Zeitverlust bedeutet.
Die Führung des Kommandos Spezialkräfte betont immer, dass der Kommandosoldat das wichtigste „Waffensystem“ des Verbandes ist. Er kann auf ein scheinbar unerschöpfliches Arsenal an technischen Systemen zurückgreifen. Dabei scheint das KSK auch Vorreiter im Bereich Innovationen für die gesamte Bundeswehr zu sein.
Die Zukunft
Doch auch bei der Weiterentwicklung blickt man gespannt auf die Zukunft und vor allem die Frage nach dem verfügbaren Budget. Wie überall in der Bundeswehr wird auch hier mit weniger Finanzmitteln zu rechnen sein. Das heißt auch im KSK, dass priorisiert werden muss. Nicht mehr alles, was gewünscht und notwendig wäre, wird auch realisierbar sein.
Streichungen von Projekten bedeuten aber Fähigkeitsverluste, vor allem, wenn nicht mehr alles dem technisch Machbaren möglich ist. Vor allem ist keine weitere Fähigkeitsentwicklung realisierbar. Hinzu kommen weitere Unwägbarkeiten. So soll laut Vorgaben von Generalinspekteur Eberhard Zorn die Nutzung aus dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr herausgezogen werden. Was das heißt, kann derzeit noch niemand abschätzen. Aber heute sind die Rüstungs- und Beschaffungszeitlinien für die Spezialkräfte nach wie vor viel zu schwerfällig und zu lang.
Materielle Umsetzung
Bei der Beschaffung geht es vor allem um die materielle Fähigkeitsentwicklung des Verbandes. Die Spezialkräfte – das gilt auch für Marine und Luftwaffe – müssen über einen skalierbaren Kräfteansatz und einen materiellen Warenkorb verfügen. Das gilt für die gesamte Bandbreite des Einsatzportfolios: von der Geiselbefreiung über ein robustes Mandat wie bei VJTF bis hin zur Spezialaufklärung. Mit der Ausstattung müssen die Soldaten Wirkungsüberlegenheit erzielen, und das bei allen Einsatzarten, in allen Dimensionen und in allen Klimaregionen.

Im Bereich Wirkung ist das KSK mittlerweile sehr gut aufgestellt, so berichtet es der Oberst, der die Weiterentwicklung beim KSK leitet. Dazu zählt unter anderem seit Januar die Einführung und Nutzung des Heckler & Koch G95K (Gewehr Spezialkräfte leicht) als Nachfolger des G36K A4. Das G95K, ein Heckler & Koch Modell HK416A7 im Kaliber 5,56 x 45 mm mit 14,5“ Lauf, wird einheitlich für die Kommandosoldaten und die Unterstützungskräfte mit unterschiedlichen Ergänzungssätzen eingeführt. Erstmals steht allen Soldaten ein Laser- und Lichtmodul (Rheinmetall VTAL-K mit Ziellaser bzw. Zielmarkierer und Zielbeleuchter) zur Verfügung. Hinzu kommen eine Waffenlampe, ein EOTech Reflexvisier inklusive Vergrößerungsmodul (für das Kommando Spezialkräfte der Marine AimPoint Reflexvisier), neue 30-Schuss-Magazine, ein 60-Schuss-Trommelmagazin sowie verschiedene Waffengriffe, Hülsenfangsäcke, Zweibeine und Signaturdämpfer zur Verfügung. Ein adaptierbares Abschussgerät für 40-mm-Granaten wird folgen. Hier zahlt sich derzeit aus, dass für das KSK ein von der querschnittlichen Beschaffung losgelöstes Projekt realisiert wird.

Im Bereich Wirkung kommt das nach dem Gatling-Prinzip arbeitende MG6 (Dillon Aero M134D Minigun) als Maschinengewehr Mittel mit hoher Kadenz (3.000 Schuss/Minute) hinzu. Dies ermöglicht den Spezialkräften eine sofortige Wirkungsüberlegenheit. Auch das Kommando Spezialkräfte der Marine wird für die Festrumpfschlauchboote (RHIB) sowie das Hubschraubergeschwader 64 der Luftwaffe für den Hubschrauber Airbus H145M LUH SOF (Light Utility Helicopter Special Operation Forces) diese Waffe in Zukunft nutzen bzw. nutzt diese bereits.
Das KSK führt gerade das Wirkmittel 1800+ (MBDA Enforcer) ein. 2024 soll dann das „System Pistole Spezialkräfte“ ausgeliefert werden und damit die derzeit in Nutzung befindlichen Systeme ablösen. Noch dieses Jahr soll in geringen Stückzahlen das Sturmgewehr Spezialkräfte schwer G27K im Kaliber 7,62 x 51 mm (Heckler & Koch Modell HK 417) zulaufen und damit den Waffenmix ergänzen. Auch die Auswahlentscheidung für den Mörser 60 mm wurde getroffen. Ausgewählt wurde der Kommandomörser M6 C-640 Mk1 von Hirtenberger. Damit wird dieser nach seiner Qualifikation in rund zwei Jahren auch zulaufen.
Der Leiter Bereich Weiterentwicklung: „Einen Quantensprung haben wir in den letzten fünf Jahren beim Thema Nachtsicht gemacht. Hier sind wir wirklich gut aufgestellt.“ Bei den Waffenoptiken und Nachtsichtvorsätzen wird sich in den kommenden Jahren dennoch einiges tun müssen. Neben eigenen Projekten wird das KSK hier auch Material aus den querschnittlichen Beschaffungen erhalten. Das KSK nutzt unter anderem die Theon Sensors NYX als Nachtsichtbrille Spezialkräfte. Hinzu kommen L3 PVS-14 oder der L3 GPNGV-18 (Ground Panoramic Night Vision Goggle mit Röhren 4 x 18 mm) sowie die binokulare L3 Fusion-Nachtsichtbrillen AN/PSQ-36 FGE (Fusion-Goggle-Enhanced) mit Röhren der 3. Generation.

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