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Niederlande liefern Panzerhaubitzen an die Ukraine und Deutschland bildet aus

Lars Hoffmann

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Die Niederlande planen offenbar, mehrere Panzerhaubitzen 2000 an die bedrängten ukrainischen Streitkräfte zu liefern. Das geht aus Statements niederländischer Politiker und Militärs hervor. Voraussetzung für den wirkungsvollen Einsatz der Waffen ist jedoch eine vorherige Ausbildung der Betriebsmannschaften. Und hier kommt Deutschland ins Spiel. Denn sowohl die niederländischen als auch die deutschen Streitkräfte nutzen die Panzerhaubitze 2000 als Artilleriegeschütz ihrer Heeresverbände und bilden in Deutschland aus. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht bestätigte gestern im Interview, dass Deutschland ukrainische Soldaten an der Panzerhaubitze 2000 ausbilden werde.

Zentrale Ausbildungsstätte für das deutsche Heer ist die Artillerieschule in Idar-Oberstein. Auch die Koninklijke Landmacht der Niederlande verfügt hier über eine eigene Inspektion, die für Ausbildung ihrer Geschützführer an der Panzerhaubitze zuständig ist. Die deutschen Geschützführer im Rang eines Feldwebels werden in einem fünfmonatigen Lehrgang in Idar-Oberstein ebenfalls an der Haubitze geschult. Danach gehen sie in ihre Einheiten zurück und trainieren dort die restliche Bedienmannschaft an dem Waffensystem.

Zur Ausbildung an der Schule stehen unter anderem so genannte Turm-Trainer als auch Simulatoren zur Verfügung. Der scharfe Schuss wird dann entweder auf dem nahegelegenen Übungsplatz Baumholder oder in Bergen geübt. Wie ein Sprecher bestätigte, hat das Verteidigungsministerium eine Anfrage zur Ausbildung ukrainischer Soldaten an der Artillerieschule bereits gestellt.

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Dass die Niederlande überhaupt in der Lage sind, aus eigenen Beständen in die Ukraine zu liefern, dürfte daran liegen, dass von den zwischen 2004 und 2009 beschafften über 50 Einheiten der Panzerhaubitze 2000 NL zunächst nur etwa 25 tatsächlich in die Truppe zur Nutzung kamen. Die restlichen Haubitzen wurden fabrikneu im Depot eingelagert und sollten eigentlich verkauft werden. Offenbar fand sich jedoch kein geeigneter Käufer.

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Spätestens 2018 wurde dann darüber diskutiert, eine einstellige Zahl der Panzerhaubitzen für die aktive Truppe zu reaktivieren. In der Folge sollen auch acht der Haubitzen von der niederländischen Artillerietruppe in den aktiven Bestand übernommen worden sein.

Seit damals hat auch die Bundeswehr ihren Bestand an Haubitzen von etwas über 80 auf 108 aktive Einheiten erhöht, mit denen vier gemischte Artilleriebataillone ausgestattet sind. Insgesamt sollen noch 121 Geschütze im Besitz der Bundeswehr sein, die allerdings zum Teil zerlegt sind, um etwa die Turmtrainer zu realisieren. Dabei ist der Turm mit Waffenanlage von Chassis getrennt und fest installiert, damit die Bedienmannschaften Tätigkeiten wie das Nachladen üben können. Auch wurden die Türme teilumgebaut, damit der Ausbilder von außen einen Einblick nehmen kann.

Insgesamt hatte das Verteidigungsministerium 185 Panzerhaubitzen 2000 seit Ende der 1990er Jahre als Nachfolgemuster der betagten M-109 bei Krauss-Maffei Wegmann (KMW) beschafft. Im Laufe der Zeit sind allerdings zahlreiche Exemplare an befreundete Staaten wie Litauen und Kroatien abgegeben worden.

Dass für eine Armee wie die Bundeswehr 108 Haubitzen keine wirklich große Zahl darstellt, lässt sich am Beispiel Finnlands mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern festmachen. So haben sich die finnischen Streitkräfte für die Beschaffung von insgesamt 58 modernen Panzerhaubitzen des Typs K9 in Korea mit dem gleichen Kaliber von 155 mm wie die deutschen Haubitzen entschieden – also etwa halb so viele wie die Bundeswehr. Dazu verfügt Finnlands Armee noch über zahlreiche Panzerhaubitzen aus russischer Produktion sowie gezogene Feldhaubitzen aus nationaler Herstellung. Und das bei einer Bevölkerung des Landes, die etwa 15 mal kleiner ist als die deutsche. Da verwundert es nicht, dass Heeresinspekteur Alfons Mais kürzlich angekündigt hat, die Artilleriebataillone der Bundeswehr von vier auf neun erhöhen zu wollen.

Mittlerweile müssten die deutschen und niederländischen Haubitzen, die sich zum Teil seit mehr als 20 Jahren im Einsatz befinden, modernisiert werden, um veraltete Elektronik und Sichtmittel auszutauschen. Überdies wäre es sinnvoll, die deutschen Exemplare für den Verschuss der Lenkmunition Vulcano mit einer Reichweite von rund 70 Kilometern zu optimieren. Auf ein gemeinsames Midlife Upgrade haben sich die beiden Länder nach Angaben des niederländischen Verteidigungsministeriums für die zweite Hälfte des Jahrzehnts auch bereits geeinigt.

Neben den genannten Staaten nutzen auch Italien, Griechenland und Katar die Panzerhaubitze 2000. Der neueste Kunde ist Ungarn. Das Land hat 2018 insgesamt 24 Exemplare bestellt.

Lars Hoffmann