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Optionen für die Transportpanzer Fuchs Nachfolge in der Bundeswehr

Waldemar Geiger

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Die bewährte 6×6-Fahrzeugfamilie auf Basis des Transportpanzers (TPz) Fuchs wird in der Bundeswehr seit über 40 Jahren genutzt und soll nun durch neue Fahrzeuge ersetzt werden. Von den vormals über 1.400 für die Bundeswehr gebauten Füchsen sind jüngsten Aussagen des Generalinspekteurs zufolge noch 825 Fahrzeuge in unterschiedlichen Varianten – vom ABC-Spürpanzer bis zum Truppentransporter – im Einsatz. 272 davon in der neusten Version 1A8.

Die Finanzierung der Fuchs-Nachfolger in der Bundeswehr soll über das kürzlich eingerichtete 100-Milliarden-Sondervermögen der Bundeswehr erfolgen. In den Streitkräften soll das Fahrzeug hauptsächlich in den mittleren und schweren Kräftekategorien genutzt werden. Weiterhin ist zu hören, dass insbesondere die Heeresaufklärungstruppe – diese nutzt den Fuchs als Transportfahrzeug für die leichten Spähgruppen – sowie die Pioniertruppe die Schwimmfähigkeit des Fuchsnachfolgers (der nur bis zur Version 1A4 schwimmfähig ist) fordern.

Aus den Plänen der Streitkräfte, das Fahrzeug auch im Rahmen der Mittleren Kräfte einsetzen zu wollen, lässt sich ableiten, dass der Fuchs-Nachfolger über ein hohes Schutzniveau verfügen muss, da die Mittleren Kräfte neben der Landes- und Bündnisverteidigung auch im Rahmen von Stabilisierungsoperationen eingesetzt werden sollen. In den aktuellen Einsätzen der Bundeswehr sind kaum noch Fahrzeuge außerhalb der Lagermauern sichtbar, die nicht mindestens ein Schutzniveau von STANAG 4569 Level 3 aufweisen.

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Darüber hinaus zeigen unter anderem auch die Gefechte in der Ukraine, dass das Thema Schutz auch in der modernen Landes- und Bündnisverteidigung einen höheren Stellenwert bekommen muss, als dies noch zu Zeiten des Kalten Krieges der Fall war. Direktbeschuss durch unterschiedlichste Handwaffen- und Maschinenkanonenkaliber, Minen und Granatsplitter der Artillerie und Mörser sowie von Drohnen abgeworfene Wirkmittel – oftmals improvisiert – sind für einen erheblichen Teil der Fahrzeugausfälle beider Kriegsparteien verantwortlich. Hier wäre es also hilfreich, wenn die zukünftige 6×6-Fahrzeugfamilie nicht nur gegen den Beschuss durch einfache Infanteriehandwaffen geschützt wäre.

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Offenbar fordern Pionier- und Heeresaufklärungstruppe auch für den Fuchs-Nachfolger eine Schwimmfähigkeit. (Foto: Bundeswehr / Mario Bähr)

Gleichzeitig muss das neuen 6×6-Fahrzeug über eine ähnliche taktische Mobilität (Geländegängigkeit) wie der Boxer – der das Rückgrat der Mittleren Kräfte der Bundeswehr bilden soll – verfügen, damit das Fahrzeug im Verbund mit dem Boxer operieren kann, ohne diesen im Gefecht zu behindern.

Nachdem viele Anzeichen lange darauf hingedeutet haben, dass auch die zukünftige 6×6-Fahrzeugfamilie auf Basis des Fuchs realisiert werden sollte – Rheinmetall hat dazu mit der Version Fuchs 1A9 (Hochdachvariante) eine moderne Variante des vielseitigen Fahrzeugs entwickelt – haben sich die Vorzeichen vor kurzem offenbar geändert.

Am 14. Juni hat Deutschland eine Absichtserklärung zum Beitritt zum finnisch geführten Programm Common Armoured Vehicle System (CAVS) für ein neues 6×6-Transportfahrzeug unterzeichnet. Der offizielle Beitritt soll dem Vernehmen nach im Herbst erfolgen. Diese Entwicklung hat viele Beobachter beider Programme durchaus überrascht. Schließlich wird dem CAVS-Programm zugeschrieben, dass das Ziel des Entwicklungsprogramms ein möglichst günstiges 6×6-Fahrzeug – in puncto Beschaffungs- und Unterhaltkosten – für den osteuropäischen Raum ist. Finnland, Lettland und Estland nehmen seit 2019 an dem Programm teil, Schweden seit 2021, wobei immer wieder zu hören ist, dass Estland wieder aus dem Programm ausgestiegen ist. Patria ist als Anbieter der 6×6-Fahrzeugplattform für die Systementwicklung im Rahmen von CAVS verantwortlich. Gleichzeitig hat die Bundeswehr Rheinmetall Anfang des Jahres mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die untersuchen soll, inwiefern das „Zukünftige System indirektes Feuer kurzer Reichweite“ – Projektname der Bundeswehr für einen 120-mm-Mörsernachfolger – auf Basis eines Transportpanzers Fuchs realisiert werden könnte.

Was der offizielle Grund für dieses unkoordinierte Handeln der Bundeswehrbeschaffer – in diesem Fall das Verteidigungsministerium (CAVS-Programm) auf der einen und das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (Studie) auf der anderen Seite – ist, wurde nicht bekanntgegeben. Gut informierten Kreisen zufolge lag es wohl an dem Preis, den Rheinmetall für einen Fuchs 1A9 aufgerufen hat. Demnach soll das Grundahrzeug um das Mehrfache teurer sein wie der 6×6 von Patria, für den Litauen im Rahmen seiner 2021er Bestellung, welche 200 Fahrzeuge umfasst, etwas weniger als eine Million Dollar pro Fahrzeug zahlen soll.

Gleichzeitig bedeutet der bloße Programm-Beitritt eines Landes keine automatische Kaufentscheidung. Denkbar ist auch die Absicht der Bundeswehr, den Wettbewerb, um die Fuchs-Nachfolge mit einem ernstzunehmenden Kandidaten zu erweitern und sich so in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber der Industrie zu bringen.

Patria 6×6 CAVS

Der Patria 6×6 basiert auf einem Fahrzeug mit gleicher Antriebsformel, dass seinerzeit noch von Sisu für die finnischen Streitkräfte gebaut wurde – auch als Patria XA bezeichnet. Dabei handelte es sich um etwa die gleiche Generation von Radpanzern wie den Fuchs. Ein wesentlicher Unterschied des neuen Patria 6×6 zum Sisu-Fahrzeug ist laut Hersteller die Einzelradaufhängung, ein leistungsstärkerer Scania LKW-Motor – 294 kW Leistung und einem Drehmoment von 1.870 Nm – sowie moderne Elektrik.

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Bei der Entwicklung des Patria 6×6 CAVS waren Herstellerangaben zufolge besonders geringe Herstellungs- und Lebenshaltungskosten im Fokus. (Foto: Waldemar Geiger)

Die einzige größere Komponente aus Deutschland ist das Getriebe von ZF. Das Maximalgewicht wird mit 24 Tonnen angegeben, wovon 8,5 Tonnen auf die Nutzlast entfallen. Der Schutz erreicht STANAG 4569 Level 2 (ballistisch und Minenschutz). Optional ist Herstellerangaben zufolge auch Level 4 (ballistisch und Minenschutz) realisierbar.

Schutzklassen gemäß STANAG 4569 – ballistisch
  Kinetische Energie Artillerie (HE = High Explosives)
Level 1
  • 7,62 × 51 mm NATO Ball (Ball M80) aus 30 Metern mit 833 m/s
  • 5,56 × 45 mm NATO Ball (SS109) aus 30 Metern mit 910 m/s
  • 5,56 × 45mm NATO Ball (M193) aus 30 Metern mit 930 m/s
155 mm HE aus 100 m (Winkel: Seite 360°; Höhe: 0–18°)
Level 2 7,62 × 39 mm API BZ aus 30 Metern mit 695 m/s 155 mm HE aus 80 m (Winkel: Seite 360°; Höhe: 0–22°)
Level 3 7,62 × 51 mm M993 AP (WC Kern) aus 30 Metern mit 930 m/s (Winkel: Seite 360°; Höhe 0–30°) 155 mm HE aus 60 m (Winkel: Seite 360°; Höhe: 0–30°)
Level 4 14,5 × 114 mm AP / B32 aus 200 Metern mit 911 m/s (Winkel: Seite 360°; Höhe 0°) 155 mm HE aus 30 m
Level 5 25 mm APDS-T (M791) oder TLB 073 aus 500 m mit 1258 m/s (Winkel: frontal mittig: ±30° Seite, Höhe 0°) 155 mm HE aus 25 m (Winkel: Seite 360°; Höhe: 0–90°)
Level 6 30 mm APFSDS oder AP aus 500 m (Winkel: frontal mittig: ±30° Seite, Höhe 0°) 155 mm HE aus 10 m (Winkel: Seite 360°; Höhe: 0–90°)

Neben Fahrer und Kommandant finden laut Patria abhängig von der Missionsausstattung bis zu zehn Soldaten mit ihrer Ausrüstung für einen 72-Stunden-Einsatz Platz. Das Fahrzeugkonzept ist auf die Einrüstung eines (bemannten) Turms ausgelegt. Zumindest bis zu einer Level-2-Panzerung sind die Fahrzeuge Patria zufolge schwimmfähig.

Die auf Messen – beispielsweise der Eurosatory 2022 – ausgestellten Fahrzeuge waren nicht mit einer ABC-Schutzbelüftung ausgerüstet. Darüber hinaus war auch die Entkopplung der Sitze von der Wanne – wichtig, damit bei einer Explosion keine schädlichen Kräfte auf die Soldaten übertragen werden können – nicht erkennbar.

Schutzklassen gemäß STANAG 4569 – Minenschutz
  Kinetische Energie
Level 1 Handgranaten, nicht explodierte Streumunition und andere kleine Sprengkörper (Antipersonenminen o. ä.): Explosion erfolgt unter dem Fahrzeug
Level 2 Explosivpanzerminen mit 6 kg TNT:

  • 2a – Aktivierung durch Überfahren unter einzelnem Rad oder Kette
  • 2b – Minendetonation mittig unter Fahrzeug
Level 3 Explosivpanzerminen mit 8 kg TNT:

  • 3a – Aktivierung durch Überfahren unter einzelnem Rad oder Kette
  • 3b – Minendetonation mittig unter Fahrzeug
Level 4 Explosivpanzerminen mit 10 kg TNT:

  • 4a – Aktivierung durch Überfahren unter einzelnem Rad oder Kette
  • 4b – Minendetonation mittig unter Fahrzeug

Inwieweit der Patria die deutschen Forderungen in den Punkten Schutz und Mobilität zu erfüllen vermag, lässt sich vermutlich nur über eine Testkampagne der Wehrtechnischen Dienststellen klären. Auf jeden Fall scheint es als undenkbar, dass die Bundeswehr ein modernes Gefechtsfahrzeug ohne ausreichenden Schutz (Brandunterdrückung, ABC-Schutzbelüftung, …) einführt. Zumindest in diesem Bereich müsste der Patria sicherlich „germanisiert“ werden, was sicherlich auch Auswirkungen auf den Preis haben dürfte.

Sollte sich die Bundeswehr für den finnischen Transportpanzer entscheiden, ist auch eine Lizenzproduktion in Deutschland denkbar, wie ein Patria-Manager auf der Eurosatory gegenüber der Redaktion erläuterte. Auch wenn er darauf hinwies, dass es noch zu früh sei, um über Details zu sprechen, kann davon ausgegangen werden, dass sich auch diese Maßnahme in einem höheren Stückpreis niederschlagen würde.

Weitere Optionen

Sollte der Austausch der Fuchs-Flotte nicht oder nur teilweise über das CAVS-Programm erfolgen, stünden mehrere marktverfügbare und teilweise sogar einsatzerprobte Systeme zur Auswahl, deren nähere Betrachtung sicherlich sinnvoll wäre.

  Fuchs 1A4 Fuchs 1A8 Fuchs 1A9 Pandur Evolution 6×6 Patria 6×6 CAVS
zulässiges Gesamtgewicht 17,5 t 22,5 t 24,5 t 19 t 24 t
Leergewicht 20,3 t 21,5 t 14,5 t 16 – 18 t (abhängig von der Konfiguration)
Länge/Breite/Höhe 6,95 m / 3,0 m / 2,42 m 6,95 m / 3,0 m / 2,42 m 6,95 m / 3,0 m / 2,56 m 6,70 m / 2,6 m / 2,20 m 7,5 m / 2,9 m / 2,5 m
Motor 8 Zylinder (Mercedes-Benz) 8 Zylinder (Mercedes-Benz) 6 Zylinder (MTU) 6 Zylinder (Cummins) 5 Zylinder (Scania)
Leistung 235 kW 235 kW 335 kW 335 kW 294 kW
Leistungsgewicht 13,42 kW/t 10,4 kW/t 13,68 kW/t 17,6 kW/t 12,25 kW/t
Schwimmfähigkeit ja nein möglich möglich möglich
Einzelradaufhängung nein nein nein ja ja
Gelenkte Achsen 2 2 2 2 2
Schutzklasse Ballistisch und Mine/IED Ballistisch und Mine/IED STANAG 4569 Level 3 ballistisch und höher als Level 3 Minenschutz STANAG 4569 Level 2 Ballistisch und Mine/IED (Level 4 optional)
Entkoppelte Sitze nein ja ja ja optional
Brand-Unterdrückungsanlage ja ja ja ja ja
ABC-Schutzbelüftungsanlage ja ja ja ja optional
Mögliche Besatzung 2+8 2+8 2+8 3+8 2+10

Fuchs 1A9 (Hochdachvariante)

Der neue Fuchs 1A9 bleibt weiterhin eine ernstzunehmende Alternative, schließlich wurde das Fahrzeug von Rheinmetall speziell für die Fuchs-Nachfolge der Bundeswehr entwickelt und ist unter anderem mit einer digitalen Fahrzeugelektrik, einem 360-Grad-Sichtsystem mit fusionierter Tag- und Nachtsicht, einem neuen Triebwerk, Verteilergetriebe, Bremsanlage sowie einem verbesserten Lenksystem ausgestattet. Das Fahrzeug hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 24,5 Tonnen und verfügt über eine massive Panzerwanne.

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Der Fuchs 1A9 hat Rheinmetall zufolge eine massive Panzerwanne mit hoher Betriebs- und Dauerfestigkeit. (Foto: Rheinmetall)

Der 1A9 verfügt über einen militärischen Antriebsstrang, der 6 Zylinder (MTU) Vielstoffverbrennungsmotor leistet 335 kW und 2.200 Nm. Das Innenraumvolumen des Fuchs 1A9 beträgt 12m³, die Innenraumhöhe von 1,6 m (bisher 1,26 m) ist Rheinmetall zufolge Spitzenklasse in diesem Fahrzeugsegment.

Die Schwimmfähigkeit wäre Herstellerangaben zufolge bei einer Basisausführung der Hochdachvariante wieder herstellbar. Über die exakte Schutzklasse des Fahrzeuges wollte Rheinmetall mit Verweis auf Einstufung – abseits einer generellen Aussage, dass der 1A9 über einen ballistischen Schutz sowie Schutz vor Minen und IEDs verfügt – keine näheren Angaben machen.

Pandur Evolution 6×6

Mit dem Pandur Evolution 6×6 von General Dynamics European Land System (GDELS) steht eine weitere marktverfügbare Variante zur Verfügung.

Das Fahrzeug ist nicht nur marktverfügbar, sondern auch einsatzreif. Mit dem Ur-Pandur, hat das neue Fahrzeug im Grunde nur noch den Namen gemein. Alles andere – inklusive der Wanne – wurde von GDELS komplett neu konstruiert, um die Anforderungen des österreichischen Bundesheeres an ein hochmobiles geschütztes 6×6-Fahrzeug erfüllen zu können. Das neue Fahrzeug wird seit Januar 2019 in den Infanterieverbänden des Bundesheeres eingeführt. Die österreichischen Jäger nutzen den Pandur Evolution als Mannschaftstransportwagen. Die Besatzung besteht aus Kraftfahrer, Richtschütze und Fahrzeugkommandant. Darüber hinaus finden neun weitere vollausgerüstete Infanteristen Platz in dem Fahrzeug.

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Der Pandur Evolution 6×6 ist bereits beim Bundesheer im Einsatz. (Foto: GDELS)

Zudem wurde das Fahrzeug jüngst durch die U.S. Army ausgewählt, um dort die geschützte Mobilität der US-Spezialkräfte sicherzustellen, wie Soldat & Technik berichtete. Ein multinationaler Ansatz wäre also auch mit dem Pandur möglich.

Nach Angaben von GDELS sind über 100 Fahrzeuge unter Vertrag, eine Lieferung der ersten Fahrzeuge wäre bereits 18 Monate nach Vertragsschluss möglich, wie GDELS auf Nachfrage bestätigt hat.

Der etwa 18,6 Tonnen schwere Pandur Evolution wird von einem 8,9 Liter Cummins 6-Zylinder-Dieselmotor mit 335 kW Leistung über einen ZF 6-Gang-Getriebeautomaten angetrieben und erreicht Höchstgeschwindigkeiten von 82 km/h (Gelände) bzw. 118 km/h (Straße). Das Leistungsgewicht beträgt 17,6 kW/t.

Das Fahrzeug ist inklusive Zusatzpanzerung – Schutzklasse gemäß STANAG 4569 Level 3 ballistisch und mehr als Level 3 Minenschutz – nur 2,6 Meter breit und 2,2 Meter hoch, womit die Fähigkeit zum Lufttransport in einer C-130 H/J gegen ist. Eine Explosionsunterdrückungsanlage und ABC-Schutzbelüftung tragen zum hohen Schutzniveau bei. Alle Antriebskomponenten sind in der Wanne geschützt verbaut.

Auch wenn weder die österreichische, noch die US-Version des Fahrzeuges schwimmfähig ist, kann GDELS eigenen Angaben zufolge den Pandur Evolution 6×6 auch in einer schwimmfähigen Version anbieten. Alle dafür notwendigen Technologien sowie das erforderliche Know-how seien im Unternehmen vorhanden. Darüber hinaus bieten die in der Fahrzeugwanne geschützt verbauten Antriebskomponenten Auftriebsvorteile für das Fahrzeug. GDELS-Ingenieure verweisen darauf, dass dieses Fahrzeugdesign die Grundlage dafür bietet, auch stärker gepanzerte Fahrzeuge schwimmfähig zu machen.

Der genaue Preis für das Fahrzeug ist unbekannt, aber aus dem jüngst veröffentlichten Auftrag der U.S. Army lässt sich schlussfolgern, dass das reine Fahrzeug deutlich weniger als zwei Millionen US-Dollar kosten müsste. Die Variante für das österreichische Bundesheer soll gut informierten Kreisen zufolge noch günstiger ausfallen.

Eagle V 6×6

Dem französischen Vorbild aus dem Projekt Scorpion folgend, könnte zumindest ein Teil der Fuchs-Flotte nicht durch Fahrzeuge im klassischen 6×6-Transportpanzer-Design ersetzt werden. Die französischen Streitkräfte haben unlängst entschieden, die in die Jahre gekommenen VAB-4×4-Radpanzer zu einem großen Teil durch das 6×6-Mehrzweckfahrzeug Griffon zu ersetzen.

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Die Eagle V 6×6-Fahrzeugplattform befindet sich bereits in der Einführung in die Bundeswehr und wäre eine Option für einen Teil der Fuchs-Nachfolge. (Foto: GDELS)

Sollte sich auch die Bundeswehr für einen ähnlichen Weg entscheiden, böte der Eagle V 6×6 von GDELS deutliche Vorteile, da auf dieser Fahrzeugplattform derzeit die mittleren geschützten Sanitäts-Kraftfahrzeuge (mgSanKfz) realisiert werden. Die deutschen Streitkräfte haben 80 dieser Fahrzeuge bestellt. Der Eagle V 6×6 ist eine Variante des in der Bundeswehr bereits eingeführten und kampferprobten Eagle V 4×4 (180 Fahrzeuge in unterschiedlichen Varianten), allerdings mit verlängertem Fahrgestell und einer dritten (lenkbaren) Achse. Damit steigt das zulässige Gesamtgewicht auf 15 Tonnen bei 7,3 Tonnen Zuladung. Neben Deutschland führt die Schweizer Armee den Eagle V 6×6 als Aufklärungsfahrzeug TASYS ein und lässt parallel weitere Varianten – Gruppentransport und Führungsfahrzeug sowie Kampfmittelbeseitigung – entwickeln. Logistik und Nutzung wären somit deutlich einfacher und günstiger realisierbar, als bei anderen 6×6-Plattformen. Auch die Einführung in die Truppe wäre risikoärmer und schneller umsetzbar.

Zudem bietet das Fahrzeug auch mehrere konstruktive Vorteile. Aufgrund der deutlich geräumigeren Kabine – unter anderem der Grund für die Auswahl des Fahrzeuges als mgSanKfz – können deutlich größere und besser zugängliche Arbeitsplätze konzipiert werden. Etwas abseits von direkten Kampfhandlungen verwendete Fahrzeugvarianten – beispielsweise spezifische Führungs- und Funkfahrzeuge – können so deutlich geräumiger designt werden, ohne dass die im Vergleich zum klassischen Radpanzerdesign größere Fahrzeugsilhouette taktische Nachteile im direkten Feuergefecht bieten würde.

Schlussendlich gäbe es noch industriepolitische Vorteile: GDELS hat bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass das Unternehmen gewillt ist, die komplette Fahrzeugproduktion der Eagle-Familie nach Deutschland zu verlagern, dies wäre sicherlich auch bei einem 6×6-Auftrag der Fall. Der Fahrzeugpreis des Grundfahrzeugs soll dem Vernehmen nach bei etwas mehr als einer Million Euro liegen.

Fazit

Als Ersatz für die in die Jahre gekommene Fuchs-Flotte stehen der Bundeswehr mehrere marktverfügbare Optionen mit unterschiedlichen technischen, preislichen sowie die Entwicklungsrisiken betreffenden Vor- und Nachteilen zur Verfügung. Es wäre daher ratsam, diese Optionen nicht auf dem grünen Tisch, sondern auch im Gelände zu prüfen, bevor eine der Optionen ausgewählt wird.

Die auf dem Markt verfügbaren Fahrzeuge sollten ohne politische Vorfestlegungen in einem Wettbewerb auf ihre Eignung für den Bedarf der Bundeswehr geprüft werden. Das kürzlich verabschiedete Gesetz zur Beschleunigung der Bundeswehrbeschaffung sollte dazu geeignet sein, den Wettbewerb so auszugestalten, dass sich die zeitlichen Verzögerungen eines Wettbewerbes im Vergleich zu einer Direktvergabe im Grenzen halten sollten.

Waldemar Geiger