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RGW60 und RGW90: General Dynamics OTS und Dynamit Nobel Defence nehmen Individual Assault Munition Programm der U.S. Army ins Visier

Waldemar Geiger

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Die deutsche Dynamit Nobel Defence GmbH (DND) und das US-Unternehmen General Dynamics Ordnance and Tactical Systems (GD-OTS) wollen offenbar gemeinsam sowohl mit der RGW60, als auch mit der RGW90 ins Rennen um das Programm Individual Assault Munition (IAM) der U.S. Army gehen, wie aus dem Auftritt der beiden Unternehmen auf der derzeit stattfindenden Annual Meeting & Exposition der Association of the United States Army (AUSA) hervorgeht.

Mit dem Programm Individual Assault Munition beabsichtigt die U.S. Army, ein neues schultergestütztes Waffensystem zu beschaffen, mit dem sowohl befestigte Stellungen, als auch leicht gepanzerte Fahrzeuge bekämpft werden sollen. Die IAM soll mehrere derzeit parallel in Nutzung befindliche Systeme des Typs M72 Light Anti-Armor Weapon, M136 AT4 Light A, M136A1 AT4 Confined Space und die gegen Feldbefestigungen entwickelte M141 Bunker Defeat Munition gleichzeitig ersetzen.

Nach Plänen der U.S. Army soll zukünftig unter anderem jeder Infanteriezug des US-Heeres über sechs IAM verfügen. Die IAM soll sich aus engen Räumen verschießen lassen können und eine Einsatzreichweite von mindestens 15 und maximal 500 Metern aufweisen, wie die U.S. Army gut informierten Kreisen zufolge auf einem jüngst erfolgten Industry Day kommuniziert hat. Demnach wurde eine Marktsichtung abgeschlossen und potenziellen Anbietern die konkreten Forderungen für die IAM bekanntgegeben. Nach Aussagen von Teilnehmern des Industry Day gegenüber Soldat & Technik, ist Ende 2023 mit einer Ausschreibung zu rechnen, ab 2025 wären dann die ersten IAM für die Truppe verfügbar.

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Auf die Ausschreibung bezogene Fragen wollte ein DND- Pressesprecher gegenüber Soldat & Technik nicht kommentieren, sondern ausschließlich auf technische Details der auf der AUSA gezeigten Waffen eingehen. Demnach werden auf beiden Ständen neueste Versionen der RGW60 ASM und RGW90 ASM in der Standardvariante (Nutzung mit einfacher Optik) gezeigt.

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RGW90 ASM

Nach Aussagen von DND hat die RGW90 ASM (Anti-Struktur-Munition) vor kurzem einen Produktupgrade erfahren, welcher auf Basis von Kundenanforderungen sowie „signifikanten Weiterentwicklungen der DND-Abschussrohrtechnologie“ realisiert werden konnte. Dadurch konnte das Gewicht der Patrone von vormals zehn auf nun 8,7 Kilogramm gesenkt werden, was dem Sprecher zufolge die ergonomischen Eigenschaften verbessert, ohne die Leistungsfähigkeit der Waffe negativ zu beeinträchtigen.

Die RGW90 ASM ist einsatzbewährt und verfügt über einen Dual-Mode-Tandem-Antistrukturgefechtskopf. Sie ist nach Angaben von DND in der Lage, auf bis zu 500 m Kampfentfernung Beton-, Lehm- und Ziegelstrukturen zu zerschlagen, Feldbefestigungen und Bunker zu durchdringen und gegen dahinter befindliche Gegner zu wirken. Auch leichte bis mittlere Fahrzeugpanzerungen liegen im Zielspektrum der RGW90 ASM.

RGW60 ASM

Die RGW60-Serie wurde in den vergangenen Jahren um eine neuentwickelte Antistrukturmunition erweitert. Die Entwicklung erfolgte Herstellerangaben zufolge in Zusammenarbeit und basierend auf Anforderungen der israelischen Streitkräfte.

Diese RGW60 ASM verfügt laut DND über einen Mono-Mode-Tandem-Antistrukturgefechtskopf, der ebenso wie die RGW90 ASM in der Lage ist, Beton-, Lehm- und Ziegelstrukturen zu zerschlagen, Feldbefestigungen und Bunker zu bezwingen und gegen dahinter befindliche Gegner zu wirken. Auch hier sei leichte Fahrzeugpanzerungen ein realistisches Ziel. Der wesentliche Unterschied zur RGW90 ASM liegt – abgesehen vom kleineren Gefechtskopfkaliber (60 mm im Vergleich zu 90 mm bei der RGW90) – in der etwas geringeren Kampfentfernung sowie in der Abwesenheit eines zweiten Feuermodus: Die RGW60 ASM ist auf den „Blast“- Modus ausgelegt, und damit ganz klar auf die Wirkung gegen Feindkräfte in Deckung. Mit 6,75 Kilogramm Gewicht ist die Waffe zudem deutlich leichter.

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Auf der AUSA 2022 wurde sowohl die RGW60 ASM, als auch die RGW90 ASM, sowohl auf dem GD-OTS Stand, als auch auf dem Stand der DND präsentiert. (Foto: Soldat & Technik)

Kooperation zwischen DND und GD-OTS

DND und GD-OTS haben das IAM-Programm offenbar seit geraumer Zeit fest im Visier. Bereits Anfang 2021 wurde ein Kooperationseinkommen zwischen den beiden Unternehmen bekanntgegebenen, das die Vermarktung von rückstoßfreien schultergestützten Mehrzweckwaffen für den US-Markt beinhaltete.

„Beide Unternehmen wollen kommende Programme der US-Streitkräfte für schultergestützte Waffen künftig gemeinsam bearbeiten“, so der DND-Sprecher auf eine damalige S&T-Nachfrage. „Die Kooperation ist ein Resultat der seit geraumer Zeit bestehenden Aktivitäten des deutschen Unternehmens auf den nordamerikanischen Märkten.“

Auch eine Produktion der Systeme – mindestens anteilig – in den USA wurde im Rahmen der Kooperationsankündigung angesprochen. Auch wenn nicht explizit erwähnt, ist damit ein Technologietransfer verbunden.

Waldemar Geiger