Die Zeitenwende wird sich nun bald noch intensiver bei der Reserve bemerkbar machen. So plant die Bundeswehr, die territorialen Verteidigungskräfte besser auszustatten. Wie Soldat & Technik aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, soll es nicht nur ein neues Barett für „Sicherungskräfte“ geben, sondern auch neues Großgerät. In Rede stehen leistungsstarke, geländegängige Mehrzweckfahrzeuge, welche als Transporter, aber auch als Waffenträger konfiguriert werden können. Als Basis sollen handelsübliche Pickup-Fahrzeuge dienen. Der Arbeitstitel für die neue Fahrzeugfamilie lautet „Territorial Technical“.
Erste Truppenerprobungen mit den Territorial-Technicals auf Basis des Toyota Hillux (unsere Bilder) oder des VW Amarok liefen überaus vielversprechend. Zudem wird an weiteren Konzepten zur Sicherstellung einer mobilen und kaltstartfähigen Reserve gearbeitet.
„Maßgeblich für die Konzeption des Territorial Technicals waren zum einen unsere Erfahrungen aus zahlreichen Auslandseinsätzen, zum anderen aber auch der Austausch mit unseren polnischen skandinavischen und ukrainischen Kameraden“, so Oberst i. G. Ferdinand Münch-Hausen, Leiter des Sonderstabes „Starke Reserve“ des Stellvertreters des Generalinspekteurs der Bundewehr, zu Soldat & Technik. „Unsere Auswertungen haben gezeigt, dass handelsübliche leistungsfähige kleine Nutzfahrzeuge etliche Vorteile bieten. Sie lassen sich schnell auch in schwierigem Gelände verlegen, sie können eine Vielzahl von Rüstsätzen tragen und sogar ausreichend wirkungsvoll bewaffnet werden. Man denke nur an die ‚Technicals‘, die wir aus zahlreichen Einsatzregionen kennen.“
Eine Teilnehmerin der ersten Truppenversuche war Stabsgefreiter d. R. Doreen Lach, im Zivilleben Inhaberin einer CrossFit-Box mit Tätowierstudio: „Wir sind in Munster in voller Fahrt über die Schießbahn 42 geprescht und haben mit M2 und MG6 aus voller Fahrt Ziele im scharfen Schuss bekämpft – das klappte ebenso super, wie der schnelle Transport von Schlauchbooten zum Wasserübungsplatz. Allerdings froren bei Minustemperaturen einigen Kameraden bei zu schneller Fahrt auf der Ladefläche die Bärte ein. Aber da wird sich eine Lösung finden.“
Der Sonderstab „Starke Reserve“ evaluiert darüber hinaus eine weitere innovative Möglichkeit, den vorgesehenen STAN-mäßigen Territorial Technical-Fahrzeugpool schnell verstärken zu können. Das Stichwort lautet MMM, ausgesprochen „Triple M“. Die Abkürzung steht für Mobilitäts-Militarisierungs-Modell. Es sieht vor, dass Fahrzeuge aus Privatbesitz schnell „militarisiert“ werden können.
Dazu soll ein im „Kalten Krieg“ bewährtes Förderungsverfahren angewandt werden: Reservisten sollen geeignete Basisfahrzeug auf eigene Rechnung kostengünstig erwerben können. Als Gegenleistung für die satten Rabatte verpflichten sie sich aber, ihr Vehikel im Verteidigungsfall einsatzbereit zu machen. Dies soll mit eigens eingelagerter Umtarnfarbe, Lafetten und Waffen geschehen. Um das entsprechende Gerät vorhalten zu können, soll eine zentrale Lagerstätte eingerichtet werden. Diesbezüglich ist die Nutzung des ehemaligen Gerätehauptdepots Lorch am Rhein vorgesehen. Dieses wird derzeit reaktiviert, um die fertiggeladenen 30-Schus-Magazine und die Bajonette für das Sturmgewehr G36 für den V-Fall einlagern zu können. „Für mich ist das angedachte Mobilitäts-Militarisierungs-Modell ideal“, so Stabsgefreiter d. R. Doreen Lach. „Ich kann schon im Frieden ein cooles Auto fahren und muss mich im V-Fall gar nicht umgewöhnen. Und das Beste daran: Für MMM sind nur Verbrenner erlaubt.“ Ihr Reservistenkamerad Oberstleutnant d. R. Sturmhart Ritter von Weitenfeld-Scherzer, gelernter Panzeraufklärer, ergänzt: „Bisher ist MMM leider nur für Zivilfahrzeuge vorgesehen. Ich hoffe, dass es aber in Zukunft möglich sein wird, auch taktische Fahrzeuge zu erwerben – beispielsweise Radspähpanzer.“
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