„Weitermachen, wo andere aufhören“ – so heißt das Motto des Gebirgsjägerbataillons 233. Angesichts des Dauerregens zu Beginn der Woche müsste es wohl heißen „Weitermachen, wo andere erst gar nicht anfangen“. Der Gebirgsleistungsmarsch fiel also nicht ins Wasser, sondern endete vielmehr im Wasser. Mit Unterstützung zweier Hubschrauber marschierten 470 Soldaten auf einer Distanz von 42 Kilometern bei einer reinen Marschzeit von 16 Stunden von Garmisch nach Mittenwald.

„Der diesjährige Gebirgsleistungsmarsch war nicht nur ein Leistungstest für meine Soldatinnen und Soldaten, sondern auch ein Ausrüstungstest. Das Sondervermögen ist in der Truppe angekommen, die persönliche Schutzausstattung wurde erheblich verbessert“, stellte Bataillonskommandeur Bastian Steves zufrieden fest. Nagelneue Goretex-Zelte lösten die alten Zelte ab, und die robusten Kampfuniformen, die lange der Truppe im Auslandseinsatz vorbehalten waren, stehen dem Gebirgsjägerbataillon jetzt flächendeckend zur Verfügung. „Das wirkt sich natürlich auch auf die Durchhaltefähigkeit und damit die Auftragserfüllung aus“, so Oberstleutnant Steves, der dies an der deutlich gesunkenen Quote verletzungs- oder krankheitsbedingter Ausfälle festmachte.

Gerade die Zelte wurden einem „Stresstest“ unterworfen, nachdem es in beiden Biwaknächten – einmal unterhalb der Alpspitze, einmal an der Steilenhütte – zum Teil heftig regnete. „Die trotz der widrigen Wetter-Umstände positive Grundstimmung war gut, das Vorhaben konnte ohne Abstriche umgesetzt werden“, freute sich Oberstabsfeldwebel Matthias B., der sich in der Vorbereitung nicht nur um Marschrouten, Logistik und Verpflegungspunkte kümmerte, sondern vor allem intensive Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde (laufende Jungenaufzucht der Rauhfußhühner), Weidegenossenschaft (Schonung der Almwiesen) und Staatsforsten (Befahrung der Forstwege) führte.

Eine besondere Herausforderung war auch die Einbindung eines Transporthubschraubers vom Hubschraubergeschwader 64 aus Laupheim für den Transport von Ausrüstung, und eines Rettungshubschraubers vom Transporthubschrauberregiment 30 aus Niederstetten, der für das Ausfliegen verletzter Soldaten in Bereitschaft stand. Die Heeresflieger nutzen die logistische Unterstützung gleichzeitig auch für die obligatorische Gebirgsflugausbildung. „Bei der Wahl der Hubschrauber-Landeplätze haben wir auf die Rauhfußhühner geachtet“, berichtet der Chef-Organisator B..

Anders als in den vergangenen Jahren fand der Gebirgsleistungsmarsch heuer im großen Bataillonsrahmen statt. Die 16 einzelnen Marschgruppen waren nicht nach Kompanien, sondern nach Leistungsklassen eingeteilt. Dies förderte den Austausch innerhalb des Bataillons. Einer der Marschwege führte am ersten Tag von Hammersbach an den Knappenhäusern und der Hochalm vorbei zum Biwakplatz unterhalb der Aschenköpfe. Am nächsten Tag dann über den Bernadeinsteig zur Bockhütte, von da hinauf zum Schachenhaus und weiter über den Schachenweg zu einer großen Waldlichtung an der Steilenhütte.

Je steiler der Weg, desto mehr verstummten die Gespräche. Streckenweise waren nur noch die Regentropfen auf der Kapuze, das Knacken der Steine bei der Geröllüberquerung oder das helle Bimmeln der Ziegenglocken weit unten im Raintal zu hören. Zur militärischen Ausbildung in Form von Orientieren, Kartenlesen, Funken, Verwundetenversorgung gab’s obendrein auch Naturerlebnisse: Blühendes Knabenkraut, Trollblumen und Almrausch, glitschige Bergsalamander und einen Hirsch im Bast, der sich bis auf 20 Meter an das Biwak heranwagte.

Krönender – und erfrischender – Abschluss der dritten Tagesetappe Richtung Mittenwald war die schwimmende Durchquerung des Lautersees. Natürlich samt komplettem Marschgepäck, das nach korrekter Verschnürung nicht nass werden und erst recht nicht untergehen sollte. Die Wasserwacht Mittenwald wäre im Fall der Fälle mit ihren Booten zur Stelle gewesen, und das Sanitätsversorgungszentrum Mittenwald kümmerte sich um die wenigen medizinischen Probleme im Wasser, am Berg und in der Luft.

Max-Joseph Kronenbitter