Diehl Defence und Elbit Systems Land haben eine Kooperationsvereinbarung im Bereich der Raketenartilleriemunition für PULS und EuroPULS unterzeichnet. Dieses gaben beide in einer Pressemitteilung am 20. September 2024 bekannt. Diese Zusammenarbeit wird dem gestiegenen europäischen Interesse an Raketenartillerie und Deep-Strike-Fähigkeiten Rechnung tragen, so die Unternehmen. Im Rahmen dieser Partnerschaft werden Elbit und Diehl Defence Raketen und fortschrittliche Übungsraketen für PULS und EuroPULS Raketenwerfer liefern, die speziell auf die Anforderungen der europäischen Raketenartillerie im Allgemeinen und die der deutschen Streitkräfte im Besonderen zugeschnitten sind.
Elbits Purpose Universal Launching System (PULS) bietet in Abhängigkeit von der verwendeten Rakete eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Dabei kann der Mehrfachraketenwerfer eine breite Palette von Munition verschießen. Das Portfolio umfasst die 122 mm ACCULAR Rakete mit einer Reichweite von bis zu 35 Kilometern. Der PULS-Werfer kann bis zu 18 davon aufnehmen. Mit der EXTRA-Rakete liegt die Wirkung bei bis zu 150 Kilometern. Vier Raketen pro Werfer sind möglich. Bis zu 300 Kilometern kann mit der Predator-Hawk-Rakete gewirkt werden. Hierbei kann PULS aber nur noch zwei Raketen aufnehmen.
Die Niederlande haben 20 Systeme bestellt und auch Dänemark wird ein Nutzerstaat. Deutschland will über die Niederlande 2+3 Systeme in die Nutzung übernehmen, um als Sofortmaßnahme die an die Ukraine abgegebenen fünf Raketenwerfer vom Typ Mars II zu ersetzen. Für die Bundeswehr erfolgt die Anpassung zusammen mit Elbit-Partner KNDS Deutschland. Das Problem dabei: Beim Mehrfachraketenwerfer PULS von Elbit Systems wird keine „Europäisierung“ stattfinden, also keine Integration europäischer oder US-amerikanischer Flugkörper. Denn dann müssten die Hersteller dieser Raketen ihre Daten Elbit Systems gegenüber offenlegen.
Da Elbit aber selber Raketen anbietet und damit ein Konkurrent ist, schließen die anderen Unternehmen dies aus. Daher zeigte KNDS Deutschland zuletzt auf diversen Veranstaltungen entsprechende Optionen für eine PULS-Folgelösung. Dieser beinhaltet einen europäischen Ansatz und ist natürlich auch nach europäischen Sicherheitsnormen ausgelegt. Als Mobilitätsplattform kommen alle 8 × 8 LKW in Frage, zum Beispiel Mercedes-Benz Arcos als ungeschützte Variante, oder der geschützte Iveco Trakker 8 × 8.
KNDS Deutschland gibt als angedachte und unterstützte Effektoren für seine PULS-Auslegung neben ACCULAR, EXTRA und Predator Hawk auch die Elbit SkyStriker Loitering Munition, Kongsberg Defence & Aerospace Naval Strike Missile 1A (NSM; Reichweite bis 250 Kilometer) sowie die MBDA Joint Fire Support Missile (JFS-M; bis 499 Kilometer) an. Weitere Effektoren sind laut KNDS Deutschland möglich. Neben Schiffen kann die NSM mittlerweile auch gegen Landziele eingesetzt werden.
Aber auch andere existierende oder noch in der Entwicklung befindlichen Raketen sind angedacht und machbar. Zum Beispiel eine Rakete zur Verbringung der fernverlegbaren Panzerabwehrmine AT-2 von Dynamit Nobel Defence (DND). Per LKW-Kran wird ein selbstständiges Nachladen möglich sein. KNDS Deutschland als unabhängiger Systemintegrator integriert zudem ein europäisches Feuerleitsystem. Das System soll in rund zwei Jahren marktverfügbar sein. Angedacht dazu ist ein Joint Venture aus KNDS und Elbit Systems, mit einem Sitz in Deutschland.
Yehuda (Udi) Vered, General Manager von Elbit Systems Land, erklärte: „Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit Diehl Defence im Bereich der Raketenartillerie. Ich glaube, dass diese Zusammenarbeit sowohl synergetisch als auch zeitgemäß ist, insbesondere, wenn man das führende Know-how beider Unternehmen und die gleichzeitig gestiegene Nachfrage nach fortschrittlichen Raketenartilleriefähigkeiten berücksichtigt. Der EuroPULS-Werfer, eine gemeinsame Initiative von Elbit und KNDS Deutschland, hat zum Ziel, die europäischen sowie die NATO technischen und operationellen Anforderungen zu erfüllen.“
Helmut Rauch, CEO von Diehl Defence, sagte: „Diese Vereinbarung ebnet den Weg für Diehl Defence und Elbit, ihr technologisches Know-how und ihre umfangreiche Erfahrung im Bereich der Raketenartillerie in Deutschland und anderen europäischen Ländern einzubringen und wird die Länder in die Lage versetzen, die ständig wachsenden Herausforderungen der modernen Feuerunterstützung zu bewältigen.“
André Forkert