StartAusrüstung & BekleidungNachts kämpfen wie am Tage? – Die Nachtkampffähigkeit der Infanterie

Nachts kämpfen wie am Tage? – Die Nachtkampffähigkeit der Infanterie

Michael Fiedler

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Nachtsichtgeräte und Zielhilfsmittel ermöglichen es dem Infanteristen, sich bei Dunkelheit zu orientieren, zu bewegen, Ziele aufzuklären und zu bekämpfen. Damit kämpft der Infanterist nachts wie am Tage. Was sich in Werbebroschüren und Konzepten einfach anhört, ist in der Praxis alles andere als das. Ein ganzheitlicher Blick auf die direkten und indirekten Nachtseh- und Nachtkampfmittel ist angebracht.

Bildverstärkerbrillen

Waren in der Vergangenheit monokulare und biokulare Nachtsichtbrillen Standard, werden heute zunehmend binokulare Geräte, auch Stereobrillen genannt, beschafft. Als großer Vorteil wird hier von den Herstellern angeführt, dass dreidimensionales Sehen und somit das Fahren von Kraftfahrzeugen möglich ist. Es gibt jedoch weitere entscheidende Vorteile.

Einerseits kann eine Seite der Brille hochgeklappt werden. Damit sieht man über ein Auge das Bild des Restlichtverstärkers und über das andere Auge behält man die natürliche Umgebungswahrnehmung. Das ist unter anderem bei hohem Restlicht (Dämmerung, starkes Mondlicht) und bei wechselnden Lichtverhältnissen (urbanes Gelände) von Vorteil. Das freie Auge kann bei Restlicht im Nahbereich Entfernungen schneller wahrnehmen, und das Sehfeld ist größer. Auch wenn plötzlich grelles Weißlicht ins Spiel kommt (Taschenlampen, Vorfeldbeleuchtung etc.) kann mittels des freien Auges und des Rotpunktvisiers verzugslos gezielt und geschossen werden, was durch die überbelichtete andere Seite der Nachtsichtbrille erheblich schwieriger ist.

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Bei richtiger Justierung lassen sich mit der Nachtsichtbrille Karten lesen. (Foto: U.S. Army)

Ein weiterer großer Vorteil ist die Möglichkeit, die Fokussierung der beiden Röhren unterschiedlich einzustellen. Justiert man die Fokussierung einer Seite auf ca. 50 Meter, sind Objekte in einem Bereich von 15 Meter bis zu mehreren hundert Metern ausreichend fokussiert. Jetzt kann die andere Seite auf kürzere Entfernung im Nächst- oder Nahbereich scharf gestellt werden. Das bietet Vorteile beispielsweise für die Annäherung im Wald. Hier ist das Fokussieren auf den Boden zweckmäßig. Damit kann der Infanterist Geräusche vermeiden und verzugslos in Feindrichtung beobachten, ohne Verstellungen vornehmen zu müssen. Weitere Beispiele: Im Orts- und Häuserkampf lässt sich die Brille auf fünf Meter, also in Raumkampfentfernung nutzen. Zudem ist das Lesen von Karten oder das Bedienen von Geräten möglich, ohne die Umgebung aus dem Fokus zu verlieren. Ein echter Fähigkeitsgewinn!

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Ein Problem haben aktuelle Bildverstärkerbrillen gemeinsam: das eingeschränkte Sehfeld von 40 bis 50 Grad. Dadurch entsteht ein Tunnelblick, der die periphere Wahrnehmung des Soldaten stark einschränkt. Abhilfe können sogenannte Panoramabrillen schaffen. Diese Geräte kombinieren vier Bildverstärkerröhren linear nebeneinander und führen zu einem Sehfeld von ca. 100 Grad. Die meist teuren Geräte werden hauptsächlich bei Spezialkräften genutzt.

Einen richtungsweisenden Schritt ist die deutsche Infanterie im Rahmen des Vorhabens IdZ-ES gegangen: Sensor-Fusion. Die biokulare Lucie II D lässt sich mit einem IR-Modul erweitern und spielt dann zusätzlich ein Wärmebild in das Sehfeld der Bildverstärkerbrille. Das erhöht die Fähigkeit zur frühzeitigen Erkennung des Feindes signifikant. Darüber hinaus können Daten vom Führungssystem und dem elektronischen Kompass in das Sichtfeld eingespielt werden und erhöhen so die „Situational Awareness“.

Laser- und Laser-Lichtmodule

Laser-Lichtmodule für den infanteristischen Kampf erhöhen den Einsatzwert von

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