Der militärische Nahkampf aller Truppen wurde neu konzipiert, denn in der Vergangenheit wurde das Thema vernachlässigt. Eine Ausbildung fand meist nur in bestimmten Truppengattungen, vor allem in der Fernspäh- und Fallschirmjägertruppe sowie den Kommandokompanien der Spezialkräfte statt. Wie „stiefmütterlich“ das Thema angegangen wurde, sah man schon an der Aufmachung innerhalb der ehemaligen ZDv 3/11 Gefechtsdienst aller Truppen. Dort befanden sich einfache schwarz-weiß Bilder, die die Nahkampf-Ausbildung veranschaulichen sollten. Die „Kämpfer“ dort traten aber immer ohne Ausrüstung gegeneinander an, also ohne Helm, Schutzweste und weitere persönliche Ausrüstung. Lediglich ein Messer oder der Klappspaten kamen als Wirkmittel hinzu. Dieses entspricht aber heute nicht mehr den tatsächlichen Einsatzgegebenheiten, wie Oberstleutnant Andreas Wiechert, Kommandeur der Lehrgruppe B an der Infanterieschule, erklärt: „Dadurch gab es eine echte Fähigkeitslücke in der Gefechtsausbildung, die es zu schließen galt.“
Gerät ein Soldat in eine brenzlige Situation, in der er die Schusswaffe nicht sofort einsetzen kann, so muss er sich mit Nahkampftechniken erwehren. Durch Ausrüstung, Waffe und sein Gepäck wird er oder sie in der Bewegungsfreiheit gehemmt. Aufgrund dessen hat der militärische Nahkampf auch nichts mit Kampfsportarten gemein. Hier gibt es nur einen Sieger: Ziel des militärischen Nahkampfs aller Truppen ist es, den gegnerischen Angriff abzuwehren und im Gegenzug sofort den Angreifer unschädlich zu machen bzw. mit der Schusswaffe von weiteren Angriffen abzuhalten. „Wirklich jeder, auch wenn er das noch so abwegig findet, könnte in eine Nahkampfsituation kommen, selbst der Fernmelder, der irgendwo im hinteren Gefechtsstreifen in seiner Stellung liegt und seine Funkzelle sichert. Auch dieser Fernmelder wird Waffe, Helm und Schutzweste tragen“, erläutert der Oberstleutnant weiter. Es gehe also explizit nicht darum, im lautlosen Handstreich eine hohe Anzahl an Gegner auszuschalten oder Ähnliches.
Mit der Neuausrichtung ging es damit vor allem um zwei Aspekte:
- Jeden Soldaten überhaupt erst wieder zu befähigen, die Grundaspekte des militärischen Nahkampfs zu kennen und ausführen zu können.
- Ausgewählte Techniken zu nutzen, die den Nahkampf auch mit der angelegten Ausrüstung erlauben, schnell erlernbar und vor allem stressresistent sind.
Um diese erkannte Lücke innerhalb der Truppe zu schließen, wurde an der Infanterieschule (InfS) das sogenannte „Zweistufenmodell“ entwickelt. Dieses besteht aus zwei Lehrgängen, dem „Nahkampfausbilder“ sowie dem „Nahkampflehrer“.
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