StartBewaffnungMilitärische Mehrzweckflinten: das Schweizer Taschenmesser unter den Feuerwaffen

Militärische Mehrzweckflinten: das Schweizer Taschenmesser unter den Feuerwaffen

Thomas Nielsen

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Einige der ersten Quellen, die den Einsatz von Schießpulverwaffen (Feuerwaffen) beschreiben, stammen aus dem China des zwölften Jahrhunderts. Anfänglich vor allem für psychologische Zwecke eingesetzt, gewannen Feuerwaffen im Gefecht schnell an Bedeutung. Die ersten Schlachten, die vermutlich durch den Einsatz von Feuerwaffen entschieden wurden, fanden im frühen 16. Jahrhundert statt. Aus dieser Zeit stammt auch die Schrotflinte.

Die militärische Schrotflinte ist höchstwahrscheinlich ein Nachkomme der holländischen „Blunderbuss“ aus dem 16. Jahrhundert. Sie war dazu gedacht, ein Bündel von Teilgeschossen („Schrot“) statt eines einzelnen Geschosses abzufeuern. Sie hatte im Vergleich zur Muskete eine geringere Genauigkeit und Reichweite, war aber dennoch wegen ihrer Effektivität im Nahbereich beliebt. Sie wurde von Gefängnis- und Postkutschenwächtern ebenso eingesetzt wie von Marineangehörigen, Piraten und Freibeutern im Rahmen von Enteraktionen – allesamt Szenarien, in denen eine maximale Wirkung auf relativ kurze Distanz erwünscht war.

Im 19. Jahrhundert wurde schließlich die Einheitspatrone erfunden und eingeführt, welche Zündhütchen, Treibladung und Geschoss(e) in einem einzigen, wegwerfbaren Behälter zusammenfasste. Parallel zur Einheitspatrone entwickelte sich die Hinterlader- und später die Repetierfeuerwaffe. Eine dieser Waffen, die manuelle Repetierflinte (als Vorderschaft- oder Unterhebelrepetierer) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden. Die ersten speziell für den militärischen Einsatz konzipierten Schrotflinten waren die von den US-Streitkräften im Ersten Weltkrieg verwendeten „Trench Guns“. In den Schützengräben dieses Konflikts wurde die Schrotflinte zu einer echten Kriegswaffe.

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Heutige Mehrzweckflinten

Schrotflinten gibt es in verschiedenen Kalibern, die als „gauges“ oder, im britischen Englisch, „bore“ bezeichnet werden. Diese Bezeichnung gab ursprünglich die Anzahl der kugelförmigen Bleigeschosse in diesem Kaliber an, die aus einem Pfund Blei gegossen werden konnten. Eine Schrotflinte mit Kaliber 12 hat einen Bohrungsdurchmesser (Kaliber) von ca. 18,5 mm. Eine Erhöhung des Kalibers bedeutet also eine Verringerung der Schrotgröße.

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Das Kaliber 12 hat sich bei den modernen militärischen Flinten durchgesetzt, wenngleich vereinzelt sowohl kleinere als auch größere Kaliber verwendet wurden. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass das Kaliber 12 ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Größe und Gewicht der Nutzlast, Größe und Gewicht der Waffe, Mündungsenergie und Rückstoß bietet.

Daher konzentriert sich der folgende Teil dieses Beitrags auf das Kaliber 12, auch wenn einige der genannten Munitionstypen auch in anderen Kalibern erhältlich sind.

Schweizer Taschenmesser unter den Feuerwaffen

Der Titel dieses Artikels bezeichnet die Flinte als das „Schweizer Taschenmesser“ unter den Feuerwaffen. Und dafür gibt es einen sehr guten Grund, nämlich die breite und vielfältige Palette an Munition, die für Kaliber-12-Schrotflinten erhältlich ist. So wird die Flinte im internationalen Umfeld beispielsweise von infanteristischen Einheiten für eine Vielzahl von Aufgaben verwendet, vom Einsatzmittel zur Schaffung von Zugängen bis zur Nahkampfwaffe. Dabei muss lediglich die Munitionssorte gewechselt werden.

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