StartBewaffnungIndien: Streitkräfte erhalten erste AK-203 aus der Serienfertigung

Indien: Streitkräfte erhalten erste AK-203 aus der Serienfertigung

Kristóf Nagy

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Die erste Serie von AK-203 Gewehren ist von der Indo-Russian Rifles Private Limited (IRRPL) im indischen Werk gefertigt und für die baldige Übergabe an die indischen Streitkräfte vorbereitet worden. Dies gab das aus dem staatlichen Ordnance Factory Board, dem Kalaschnikow Konzern und Rosoboronexport bestehende Joint Venture in einer Stellungnahme bekannt. Nach der ersten Lieferung von 70.000 im Russland gefertigten AK-203 ab Januar 2022, sollen in den nächsten Jahren über eine halbe Million Waffen aus indischer Fertigung folgen.

Die Wurzeln der AK-203 gehen zurück auf das Jahr 2007. Nach zahlreichen Entwurfsschleifen und einer Teilnahme am Ratnik-Programm 2013 entwickelte der Kalashnikow Konzern das Gewehr bis 2019 weiter und verwendet seitdem die Bezeichnung AK-203 für den aktuellen Konstruktionsstand. Der klassische Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss im Kaliber 7,62 mm x 39 weist eine aus dem vom Ratnik-Programm unabhängig entwickelten KM-AK Satz bestehende Modifikation in Form eines Gehäusedeckels und Gasrohrabdeckung umfassenden Picatinny-Schiene auf. Zudem seitliche Montagemöglichkeiten für Licht oder Laser am Handschutz und eine der frühen AK-12 entsprechende, in der Länge verstellbare Schulterstütze. In den russischen Streitkräften erfolgte die Einführung in minimaler Stückzahlen mit dem GRAU Index 6P45-1.

Die Ankündigung, dass Indien sein dringliches Gewehrproblem mit der AK-203 zu lösen gedenkt, erfolgte im März 2019 durch den indischen Premierminister Narendra Modi. Seinen Ausführungen entsprechend sollte die Fertigung der Gewehre innerhalb kurzer Frist im nordindischen Korwa beginnen. Das dort ansässige Korwa Indian Ordnance Factory Handwaffenwerk wurde erst 2007 vom Verteidigungsministerium modernisiert. Um den nötigen Technologietransfer zu realisieren und die Fertigung aufzubauen, wurde das IRRPL gegründet. Die Anteile des Joint Venture werden auf indischer Seite zu 50,5 Prozent durch die dem Verteidigungsministerium gehörenden Ordnance Factory Board und auf russischer Seite zu 42 Prozent den Kalaschnikow Konzern und zu 7,5 Prozent durch Rosoboronexport gehalten. Der für die Ablösung der unbeliebten INSAS Gewehre und die Vereinheitlichung des überaus inhomogenen indischen Gewehrbestandes notwendige Produktionsstart verzögerte sich jedoch immer weiter. Die Lieferung des ersten Loses wurde aus russischer Fertigung vereinbart und erfolgte ab Januar 2022. Mit der nun erfolgten Bekanntgabe scheint die Fertigung auch am indischen Standort mit geplant steigender Intensität angelaufen zu sein.

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Der Bedarf der indischen Streitkräfte ist indes unklar. Ursprünglich wurden von den Verantwortlichen Volumina in der Größenordnung von 600.000 bis 700.000 Gewehren angeführt. Es ist aber unklar, ob darin auch polizeiliche Kunden, insbesondere der einzelnen Bundesstaaten, enthalten sind. Aber auch konstruktiv ist die Zukunft der AK-203 zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen. Teilt der Entwurf doch einige Gemeinsamkeiten mit der frühen Ausführung der AK-12, welche mittlerweile verworfen, respektive weiterentwickelt worden sind. Es bleibt daher abzuwarten, wie das indische Gewehrprogramm weitergehen wird. Laut Stellungnahme des Kalaschnikow Konzerns soll die zukünftige Fertigung der AK-203 ab sofort ausschließlich in Indien erfolgen.

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Kristóf Nagy