StartStreitkräfteMilEvakOp im Sudan – Bundeswehr veröffentlicht Details zum Einsatzverband

MilEvakOp im Sudan – Bundeswehr veröffentlicht Details zum Einsatzverband

Waldemar Geiger

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Ein Tag nachdem die militärische Evakuierung deutscher Staatsbürger sowie Angehöriger weiterer befreundeter Nationen angelaufen ist, hat die Bundeswehr Details zum in Jordanien vorstationierten Einsatzverband, wo die Bundeswehr in Al-Asrak im Zuge des Einsatzes der Anti-IS-Koalition seit Jahren einen Luftstützpunkt betreibt, veröffentlicht.

„Der Evakuierungsverband umfasst mehrere hundert Soldatinnen und Soldaten des Heeres, der Luftwaffe sowie Unterstützungskräfte aus Sanitätsdienst und Streitkräftebasis. Den Kern stellen Fallschirmjäger der Luftlandebrigade 1, die Soldatinnen und Soldaten gehören zur Division Schnelle Kräfte (DSK)“, schreibt sie Bundeswehr auf der eigenen Webseite. Weiterhin heißt es, dass die Führung der Gesamtoperation aus Jordanien heraus durch Generalmajor Dirk Faust, dem Kommandeur der DSK, verantwortet wird.

Soweit das geschriebene Wort. Die inzwischen auf verschiedenen Plattformen veröffentlichten Bilder der Bundeswehr lassen weitere Details erkennen, die Unterschiede zur militärischen Evakuierungsoperation 2021 in Kabul aufweisen.

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Zum einen geht aus einem Bild hervor, dass der personelle Kern des aktuellen Evakuierungsverbandes durch das Fallschirmjägerregiment 26 aus Zweibrücken/Merzig gebildet wird. Erkennbar ist dies unter anderem an den einzigen abgebildeten Personen, die die Bundeswehr nicht verpixelt hat. Wie auf dem Titelbild zu sehen, sind neben Generalmajor Dirk Faust (Bildmitte), Oberst Andreas Steinhaus (rechts im Bild), seit Ende März 2023 Kommandeur der Luftlandebrigade 1, und Oberstleutnant Oliver Henkel (links im Bild), seit Juni 2022 Kommandeur des Fallschirmjägerregiment 26, auf den offiziell veröffentlichen Bildern der Bundeswehr erkennbar. Im Jahr 2021 war hingegen das Fallschirmjägerregiment 31 aus dem niedersächsischen Seedorf für die Masse der Truppenstellung verantwortlich.

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Ungewöhnlich ist, dass die Führung der Operation durch den Divisionskommandeur der DSK wahrgenommen wird. Gemäß den Konzepten der Bundeswehr wird der Einsatzverband durch den Kommandeur der Luftlandebrigade 1 geführt, daher auch die Führung der Kabuler Evakuierung durch den damaligen Kommandeur der Luftlandebrigade 1 Brigadegeneral Jens Arlt. Ein Grund für die Führung durch General Faust könnte in dem Umstand liegen, dass Oberst Steinhaus noch nicht zum General befördert wurde, die Führungsverantwortung für die Mission aber aus politischen oder militärpolitischen Gründen durch einen General wahrgenommen werden soll.

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Die Bundeswehr hat eigenen Angaben nach AN124 für den Materialtransport nach Jordanien im Einsatz gehabt. (Foto: Bundeswehr / Jana Neumann)

Weitere Unterschiede sind in der Ausstattung des in Jordanien stationierten Einsatzverbandes erkennbar. Denn im Gegensatz zur Evakuierung in Kabul, bei der ausschließlich Flugzeuge und Hubschrauber nach Usbekistan bzw. Afghanistan geflogen wurden, sind diesmal offenbar auch Gefechtsfahrzeuge der Bundeswehr nach Jordanien geflogen worden.

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Das Bild zeigt nach Angaben der Bundeswehr mehrere ESK Mungo auf dem Flugfeld in Jordanien. (Foto: Bundeswehr / Jana Neumann)

So zeigen von der Bundeswehr im Zuge der Berichterstattung veröffentlichte Bilder, dass die Bundeswehr diesmal auf Mittel des strategischen Lufttransports in Form von AN-124 Antonov zurückgegriffen hat, um Materialtransporte von Deutschland nach Jordanien durchzuführen. Weitere Bilder der Bundeswehr zeigen Fahrzeuge der Fallschirmjägertruppe in Jordanien. Darunter mehrere ESK Mungo, mit denen bis zu zehn Personen gegen Handwaffenbeschuss geschützt transportiert werden können. Darüber hinaus hat das Verteidigungsministerium – interessanterweise ausschließlich auf dem offiziellen Instagram-Account des Ministeriums – im Rahmen der eigenen Berichterstattung über den laufenden Einsatz ein Bild veröffentlicht, auf dem vier Waffenträger Wiesel 1 im Laderaum eines A400M zu sehen sind. Die beiden vorderen Fahrzeuge sind eindeutig als Wiesel 1 MK zu erkennen, die mit einer 20 mm Maschinenkanone bewaffnet sind und der Infanterie direkte taktische Feuerunterstützung im Gefecht bieten sollen. Die beiden hinteren Wiesel-Fahrzeuge sind nicht eindeutig zu identifizieren, weisen aber leichte Unterschiede zu den vorderen Wiesel MK auf. Es könnte sich um Wiesel 1 MELLS handeln, die anstelle einer Maschinenkanone mit einem Panzerabwehrlenkflugkörpersystem MELLS ausgerüstet sind.

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Auf dem Bild sind mehrere Waffenträger Wiesel im Frachtraum einer A400M zu sehen. (Foto: Screenshot vom Instagram Account des Bundesministerium für Verteidigung)

Die Tatsache, dass diesmal auch Fahrzeuge vorstationiert wurden und dies auch öffentlich gezeigt wird, kann mehrere Gründe haben. Es könnte einfach daran liegen, dass diesmal genügend Transportraum zur Verfügung steht, um die Fahrzeuge nicht nur in Deutschland abrufbereit zur Verfügung zu haben. Es könnte aber auch sein, dass Auswertungen der Evakuierung in Kabul ergeben haben, dass es für den Fall der Fälle besser ist, die für eine robuste Evakuierung notwendige Technik von Anfang an im einsatznahen Raum abrufbereit zu haben. Zudem legt die beabsichtigte Veröffentlichung der Bilder nahe, dass von Seiten des Verteidigungsministeriums ein Signal an die heimische Bevölkerung gesendet werden sollte. Dieses könnte etwa so lauten: Falls notwendig ist die Bundeswehr bereit, die Evakuierung auch mit robusten Mitteln durchzuführen.

Update #1

Ein am Dienstag den 25. April 2023 veröffentlichtes Bild bestätigt zudem die Verlegung einer Luftlanderettungsstation nach Jordanien, welche auf zwei Transportvarianten des ESK Mungo samt Anhänger verpackt ist. Eine solche Luftlanderettungsstation entspricht einer Einrichtung der Behandlungsebene 1 und ist nach Angaben der Bundeswehr „innerhalb von nur 30 Minuten aufnahmebereit“ und eine Stunde nach Aufbaubeginn voll einsatzfähig.

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Eine Luftlanderettungsstation verpackt auf zwei Transportvarianten des ESK Mungo. (Foto: Bundeswehr)

Die Luftlanderettungsstation kann bis zu 24 Stunden durchhaltefähig betrieben werden und bis zu zwei Personen gleichzeitig behandeln. Die Besatzung besteht aus zwei Notfallmedizinern und sieben Sanitätern. Die 9. Kompanie (Sanitätskompanie) eines Fallschirmjägerregimentes verfügt nach Abgaben der Bundeswehr über zwei solcher Einrichtungen. Im Rahmen einer militärischen Evakuierungsoperation kann Luftladerettungsstation je nach Lage und Bedarf sowohl für die Behandlung kranker, erschöpfter oder verletzter Zivilisten sowie verwundeter Soldaten genutzt werden.

Update #2

Am Abend des 25. April 2023 von der Bundeswehr veröffentlichte Bilder zeigen nun eindeutig, dass Waffenträger Wiesel 1 MK und MELLS nicht nur in Jordanien vorstationiert waren, sondern auch bei der Sicherung des Flugfeldes im Sudan unterstützt haben.

Waldemar Geiger