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FKH Frühjahrs-Symposium – praktische Umsetzung des Konzeptes Mittlere Kräfte im Fokus

Waldemar Geiger

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Die bisherigen Lehren aus dem Ukraine-Krieg sind vielseitig und zahlreich. Die Kernlehre ist jedoch: „Wir sind nicht nur von Freunden umgeben“, einsatzbereite Streitkräfte seien daher von existenzieller Bedeutung, leitete Generalleutnant a.D. Wolfgang Köpke, Präsident des Förderkreises Deutsches Heer e.V. (FKH), das diesjährige Frühjahrs-Symposiums des FKH am 26. und 27. April 2023 in Köln ein. „Mittlere Kräfte – Operative Reaktionsfähigkeit und Motor der Modernisierung“, lautet der Titel der Veranstaltung, die der FKH in Zusammenarbeit mit dem Amt für Heeresentwicklung organisiert hat. Auftakt der Veranstaltung bildete die Vorstellung eines Rahmens für die Umsetzung des Konzeptes Mittlere Kräfte in die Praxis.

Köpke verwies darauf, dass das Heer im Bereich der Schweren und Leichten Kräfte vergleichsweise gut aufgestellt ist, aber bei den Mittleren Kräften noch Einiges zu tun ist, bevor diese die notwendige Einsatzbereitschaft erreicht haben.

Generalmajor Klaus Frauenhoff, Amtschef des Amtes für Heeresentwicklung, machte bereits zu Beginn seiner Ausführungen deutlich, dass sein Amt das Konzept Mittlere Kräfte fertiggestellt hat und das Symposium nutzen möchte, um erstmals öffentlich darüber zu diskutieren. Zudem kündigte Frauenhoff den Beginn des Erstellungsprozesses für weitere Konzepte zu Leichten und Schweren Kräften an. Der Schwerpunkt seines Vortrages lag jedoch auf dem Setzen und Erklären eines Rahmens, mit dem das Konzept durch das Heer in der Praxis operationalisiert werden kann.

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Er verwies zudem darauf, dass das Konzept Mittlere Kräfte von Anfang an auf eine Gültigkeit von zwei Jahren ausgelegt ist. Ziel dieser zwei Jahre sei es, so Frauenhoff, die Zeit zu nutzen und das Konzept „zu schärfen“. Dies soll zum einen mittels einer Übungsserie der neu strukturierten Brigade 21 erfolgen. Da die Brigade – eine Brigade Mittlere Kräfte ist im Zielbild Heer mit zwei Jägerbataillonen und einen Panzergrenadierbataillon (Rad) hinterlegt – jedoch nicht über alle notwendigen Fähigkeiten verfügt, solle auch KI-gestützte Simulation dazu genutzt werden, um das Konzept auf Herz und Nieren zu testen. Weiterhin müssen noch Abstimmungsgespräche mit der Streitkräftebasis zwecks Verlegung und Folgeversorgung der Mittleren Kräfte erfolgen.

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Generalmajor Klaus Frauenhoff, Amtschef des Amtes für Heeresentwicklung, machte bereits zu Beginn seiner Ausführungen deutlich, dass sein Amt das Konzept Mittlere Kräfte fertiggestellt hat und das Symposium nutzen möchte, um erstmals öffentlich darüber zu diskutieren. (Foto: Waldemar Geiger)

Parallel wird sich das Amt mit der Klärung weiterer Fragen, wie beispielsweise der Nutzung von KI, dem Energiemanagement und den Einsatzgrundsätzen der Mittleren Kräfte beschäftigen. Dazu sollen weitere Papiere entstehen. Ein Papier zum Thema Loitering Munition wurde erst vor wenigen Tagen abgeschlossen.

Während das Amt konzeptionell arbeitet, wird das Heer die neue Struktur der Brigade 21 einnehmen und mit einer Experimentalserie starten, um die Gültigkeit der Konzepte in der Praxis zu überprüfen und neue Waffensysteme und Verfahren zu testen.

General Frauenhoff fordert in diesem Zusammenhang die Industrie auf, sich aktiv in den Prozess einzubringen und Beiträge in Form von Hausmessen, Dialogen und der Veröffentlichung von Gedankenpapieren zu leisten. Er verwies aber gleichzeitig darauf, dass das Leihen oder Schenken von Gefechtstechnik nicht möglich sei. Zu erprobende Systeme und Technologien müssten aus juristischen Gründen zwangläufig in Zusammenarbeit mit den Dienststellen des BAAINBw beschafft werden.

Von besonderem Interesse sind  demnach alle Technologien, die die Digitalisierung der Truppe vorantreiben. „Zielsetzung im Gefecht ist immer Überlegenheit zu gewinnen“, so Frauenhoff. „Der Faktor Zeit spielt die entscheidende Rolle“. Er führte weiter aus, dass die technologisch getriebene und immer schneller werdende Taktung dazu führt, dass ohne Digitalisierung eine Überlegenheit im Gefecht nicht mehr denkbar ist. Daraus leitete er folgende vier Kernpunkte ab:

  1. Bestehende Plattformen müssen digitalisiert werden
  2. Es muss eine Aufnahme aller Plattformen in einen gemeinsamen Informations- und Kommunikationsverbund (D-LBO) erfolgen.
  3. Auf diesen Verbund muss ein „Sensor-to-Effector“-Prozess aufgesetzt werden.

Daraus ergibt sich seiner Meinung nach die Notwendigkeit einer Vernetzung und Automatisierung.

  1. Notwendigkeit von Agilität und Adaptionsfähigkeit. Dazu muss die Fähigkeit, sich neu ergebende Dinge schnell erkennen, erproben und umsetzen zu können, aufgebaut werden.

Frauenhoff verwies darauf, dass die Kernpunkte eins bis drei die Voraussetzung für den vierten Punkt bilden, der mittels der „Experimentalserie“ in die Praxis umgesetzt werden soll.

Waldemar Geiger