StartS&T+Die Herausforderungen von (Wasser-)Hindernissen im Gelände

Die Herausforderungen von (Wasser-)Hindernissen im Gelände

Ihre Fähigkeiten zum (selbstständigen) Überwinden von natürlichen Hindernissen im Gelände haben die meisten westlichen Streitkräfte mit den vergangenen Auslandseinsätzen  weitgehend aufgegeben. Durch Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung hat sich dies grundlegend geändert.

André Forkert

Der europäische Kontinent ist von einer Vielzahl von Wasserstraßen durchzogen, die taktische Bewegungen hemmen oder verhindern. Seen, Sümpfe, kleine Kanäle oder Bäche bis hin zu breiten Flüssen – sie alle stellen Hindernisse mit erheblichen Herausforderungen dar. Vor allem für offensive Operationen mit hoher Intensität. Flüsse mit einer Breite von über 40 Metern können die eigenen Bewegungen erheblich einschränken oder verhindern. Und mit Blick gen Osten gibt es davon viele. Ein Report von 1965 aus der Feder der sowjetischen Armee sagt, dass in Europa alle fünf Kilometer ein Wasserhindernis von mindestens fünf Meter Breite zu überwinden ist.

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Je größer die taktische Fortbewegung, desto öfter treten Hindernisse mit mindestens einem zehn Meter breiten Gewässer (rund alle zehn Kilometer) auf. Laut Bericht sind 60 Prozent der Wasserhindernisse weniger als 20 Meter breit. Das heißt aber auch, 40 Prozent sind breiter. Und alle 35 Kilometer kommt ein Hindernis mit einer Breite von mindestens 100 Metern, alle 100 bis 150 Kilometer eines mit einer Breite von 100 bis 300 Metern. Und das sind nur die Gewässer! Andere Hindernisse oder Hemmnisse – Tunnel, Täler, etc. – sind hier noch gar nicht eingerechnet.

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Die GDELS Viper-Brücke kann durch leichte 4x4-Fahrzeuge und Spezialkräfte-Fahrzeuge mitgeführt und zum Überqueren von Hindernissen eigenständig verlegt werden.
Die GDELS Viper-Brücke kann durch leichte 4×4-Fahrzeuge und Spezialkräfte-Fahrzeuge mitgeführt und eigenständig verlegt werden. Der Transport kann per Anhänger erfolgen. (Foto: GDELS)

Gewässerübergänge können Bewegungen kanalisieren, hemmen oder unterbinden. Um einen Auftrag erfolgreich umsetzen zu können, ist es für die Truppe jedoch essenziell wichtig, die eigenen Bewegungsmöglichkeiten zu erhalten. Zu Zeiten des Kalten Krieges wurde das Überqueren von Gewässern regelmäßig geübt, sowohl für schwere Gefechtsverbände als auch bei der Infanterie. So schreibt die U.S. Army: „Lineare Hindernisse sind ein wesentliches Mobilitätsproblem in der modernen Landkriegsführung und insbesondere bei offensiven Operationen, bei denen Initiative und Tempo durch Verzögerungen aufgrund natürlicher oder künstlicher Hindernisse beeinträchtigt werden.“

Welche Optionen es gibt, ist in den veralteten amerikanischen Field Manuals (FM) für Flussüberquerungen und Durchbruchsoperationen FM 90-13, River Crossing Operations, FM 90-13-1 (und der aktualisierten Version FM 30-90.12 aus 2008) sowie Combined Arms Breaching Operations FM 3-34.2 nachzulesen. Alle diese US-Vorschriften sind im Netz öffentlich einzusehen. Sie wurden ersetzt durch die ATP 3-90.4/MCWP 3-17.8, Combined Arms Mobility, vom März 2016.

Die Möglichkeit der eigenständigen Gewässerüberquerung sichert Mobilität und Schlagkraft

Die einfachste und flexibelste Art ein Gewässer zu überwinden ist das Zeltbahnpaket. Eine weitere, einfache und flexible Alternative für die Infanterie ist der Seilsteg. Er kann mit einem, zwei oder drei Seilen sowie mit Laufbohlen hergestellt werden. Als Tragseile eignen sich Draht-, Natur- und Kunstfaserseile. Zum Bau sind folgende Werkzeuge notwendig: Hebezuggerät oder Lkw mit Seilwinde, Drahtseilspannklemmen oder Froschklemmen, Seilklemmen, Schäkel, Seilrollen. Alles befindet sich im Inventar einer Infanteriekompanie.