Die ungarische Regierung plant langfristig eine neue Handwaffenfamilie einzuführen, welche vollständig auf einheimische Entwicklungen zurückgreift und auch im eigenen Werk gefertigt werden soll. Ziel ist es mit insgesamt sechs Plattformen den Bedarf der ungarischen Streitkräfte abzudecken. Dies geht aus einer Äußerung von Gáspár Maróth, dem ungarischen Kommissar für Rüstungsangelegenheiten, hervor, die dieser jüngst am Rande der Luftfahrtshow im ungarischen Kecskemét getätigt hat.
Offenbar wird das Ziel verfolgt, eine weitgehende nationale Unabhängigkeit bei der Versorgung mit Handfeuerwaffen zu erreichen. Die am Stand der vollständig in Staatsbesitz befindlichen Rüstungsunternehmen Arzenál vorgestellten Waffen sind laut Maróth von einem einheimischen Entwicklungspartner, der Gestamen Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft konstruiert worden. Dabei ging die Initiative seinem Bekunden nach von den ungarischen Streitkräften aus.
Die gezeigten Waffen in Modulbauweise, welche erst unterschiedlich ausgereifte Prototypenstände aufweisen, umfassten neben dem Sturmgewehr G224AR, das daraus abgeleitete leichte Maschinengewehr G224LMG V1/V2 sowie ein Designated Marksman Rifle (DMR). Auch eine Maschinenpistole mit der Bezeichnung G9SMG und die Selbstladepistole G9HSP bzw. der einschüßige 40-mm-Granatwerfer G40GL wurden ausgestellt. Die vor Ort gezeigten Prototypen sind bereits Gegenstand eines Vertrages und werden in naher Zukunft in die erweiterte Erprobung der Streitkräfte gehen.
Auch der Kommandeur der ungarischen Streitkräfte General Romulusz Ruszin-Szendi äußerte sich im Rahmen der Vorstellung der neunen Handwaffenfamilie und betonte die enge Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften und dem Hersteller, welche sich in den letzten 18 Monaten immer mehr ausgeweitet hat.
Der Direktor der Gestamen Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Gábor Bozó hob im Anschluss hervor, dass ein Kernelement des Programms die vollständige Autarkie und die Sicherstellung der Kontrolle über die Patente und der Rechteverwertung sei. Um die für eine Serienreife notwendige Weiterentwicklung auf ein breiteres Fundament zu stellen, wird laut Bozó in Zukunft ein Fokus auf die erweiterte Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam der John von Neumann Universität gelegt werden.
Gut unterrichteten Kreisen ist zu entnehmen, dass im Falle einer erfolgreichen Erprobung und Abschluss der Entwicklung eine Serienfertigung im Waffenwerk in Kiskunfélegyházá vorgesehen ist. Auf dem Gelände der 120 km südöstlich von Budapest gelegen Fabrik wird nicht nur die CZ Bren2, sowie die Evo 3 Maschinenpistole und die P09 Pistole montiert, sondern auch das Unique Alpine AG TPG-3 A4 Scharfschützengewehr in Lizenz gefertigt. Zudem investierte das Rüstungsunternehmen Dynamit Nobel Defence (DND) seit dem Herbst 2020 in den Standort und entwickelt dort eine Liegenschaft zur Steigerung der eigenen Produktionskapazitäten.