StartBewaffnungPanzerfaust 3 IT: Bundeswehr beschafft 3.500 Panzerfaustpatronen nach

Panzerfaust 3 IT: Bundeswehr beschafft 3.500 Panzerfaustpatronen nach

Waldemar Geiger

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Die Bundeswehr hat die Dynamit Nobel Defence GmbH (DND) mit der Herstellung und Lieferung von 3.500 Patronen DM72A1 für die Panzerfaust 3-IT beauftragt, wie aus einer heute veröffentlichten Meldung auf der europäischen Vergabeplattform TED hervorgeht. Eine entsprechende Zuschlagsentscheidung des Bundesamtes für Ausrüstung Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw) erfolgte bereits am 16. Mai, also noch vor der Genehmigung des Haushaltes 2022 sowie des Sondervermögens Bundeswehr, wurde aber erst heute öffentlich bekanntgegeben. Es ist daher anzunehmen, dass die Beschaffung bereits vor dem Ukraine-Krieg geplant war und nicht nur der Auffüllung Bundeswehrbestände dienen soll, welche im Rahmen der Militärhilfe an die Ukraine gesunken sind. Die Bundesregierung hat Anfang Juli offiziell bekanntgegeben, dass Deutschland 3.000 Patronen der Panzerfaust 3 an die Ukraine geliefert hat.

Die Panzerfaust 3-IT hat, je nach verwendeter Visierung, eine Reichweite von bis zu 600 Metern und kann aufgrund ihrer verbesserten Tandem-Hohlladung Panzerstahl bis zu einem Meter ohne Reaktivschutz bzw. 800 mm mit Reaktivschutz durchschlagen. Die Angaben variieren jedoch. Die Bundeswehr spricht beispielsweise von einer Durchschlagsleistung von 700 mm. Es gilt jedoch als gesichert, dass die Waffe die Panzervernichtungstrupps der Bundeswehr in die Lage versetzt, jeglichen Panzer, mit Ausnahme von Kampffahrzeugen mit abstandsaktiven Schutzsystemen, effektiv zu bekämpfen.

Der Mitteilung des BAAINBw zufolge kann die Panzerfaust 3-IT-Patrone in zwei verschiedenen Modi – HEAT und HESH – verschossen werden. „Im Modus HESH funktioniert die Patrone als Quetschkopfgeschoss. Dies bedeutet, dass die Panzerfaust 3-IT DM72A1 beim Auftreffen auf dem Ziel Plastiksprengstoff verteilt und erst hinterher zündet. Dadurch kommt es zu einer großflächigen Druckwirkung auf dem Ziel. Im Modus HEAT dient das Geschoss der Durchbrechung von Panzerstahl. Durch die Zündung der Treibladung entsteht ein sogenannter „Metallstrahl“, der die Panzerung aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit bis zu 700 mm durchbohren kann“, heißt es in der Mitteilung.

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Panzerfaust 3 in der Bundeswehr

Die Panzerfaust 3 fungiert seit nunmehr fast 30 Jahren als die Standard-Panzerfaust der Bundeswehr. Als DM12 mit Hohlladungsgefechtskopf wurde die Waffe 1992 in die Truppe eingeführt. Es folgten Weiterentwicklungen der Patronen, über die DM22 mit Doppelhohlladungsgefechtskopf zur DM72 als HEAT-IT-RA (High Explosive Anti-Tank-Improved Tandem-Rocket Assisted). Vor geraumer Zeit wurde dann mit der Patrone DM72A1 des modernsten Typs Panzerfaust 3-IT (Improved Tandem) eine leistungsgesteigerte Version in die Streitkräfte eingeführt. Sowohl die DM22 – mit geringen Stückzahlen – als auch die DM72A1 als derzeitiger Standard sind in der Bundeswehr in Nutzung.

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Vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sollte das Waffensystem dem Vernehmen nach noch bis nach 2025 im Dienst verbleiben. Die Bundeswehr untersuchte dazu im Rahmen des „Konzeptes plattformungebundene Panzerabwehr der Bundeswehr“, inwiefern die Panzerfaust 3-IT auch in Zukunft die Anforderungen an eine moderne Panzerabwehrhandwaffe erfüllen kann oder ob ein Bedarf für ein Nachfolgesystem besteht. Der Hersteller DND hat die Weiterentwicklung der Waffe seit geraumer Zeit eingestellt und fokussiert sich auf die Entwicklung der Serienreife der RGW 90 HH-T sowie RGW 110 HH-T, den firmenseitigen Nachfolgesystemen der Panzerfaust 3.

Die RGW110 HH-T befindet sich DND zufolge kurz vor Abschluss der Firmenqualifikation, eine Serienreife soll in etwas mehr als einem Jahr erreicht werden. Das finale Design der Waffe wurde Anfang Juni im Rahmen der Rüstungsmesse Eurosatory erstmals öffentlich vorgestellt.

Waldemar Geiger