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Schweiz wählt KNDS Artillery Gun Module auf Piranha 10 x 10 HMC aus

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Wie die Schweizer Beschaffungsbehörde armasuisse am 5. November bekannt gab, wurde das Artillery Gun Module (AGM) für das neue Artilleriesystem ausgewählt. Es ist geplant, mit der Armeebotschaft 2025 die Beschaffung des Systems AGM von KNDS Deutschland auf der Plattform Piranha IV (auch als Piranha 10×10 HMC bezeichnet) von General Dynamics European Land System (GDELS) beim Schweizer Parlament zu beantragen. Die Evaluation wurde bereits im September abgeschlossen und nun die Typenwahl getroffen.

Das heute genutzte Artilleriesystem mit der Panzerhaubitze M109 ist veraltet und erreicht in den nächsten Jahren das Nutzungsende. Die Beschaffung begann im Jahr 1968. Um den Erhalt und die Weiterentwicklung der Fähigkeit des indirekten Feuers auf mittlere Distanzen bei gesteigerter Reichweite, Präzision und Mobilität sicherzustellen, hat die Armee das Projekt „Artillerie Wirkplattform und Wirkmittel“ (WPWM) initialisiert. Mit der Unterzeichnung des Projektauftrags im Jahr 2019 wurde die Projektleitung an das Bundesamt für Rüstung übergeben.

Das Artillery Gun Module von KNDS auf einem Piranha 10 x 10 HMC von GDELS im Vordergrund. Im Hintergrund die RCH 155 (AGM auf Boxer).
Das Artillery Gun Module von KNDS auf einem Piranha 10 x 10 HMC von GDELS (im Vordergrund) hat sich durchgesetzt. Im Hintergrund die RCH 155 (AGM auf Boxer). (Foto: AF)

armasuisse hat den Auftrag erhalten, ein entsprechendes System auf Basis eines radgestützten Fahrzeugs zu evaluieren. Zum Projektumfang gehören unter anderem:

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  • Eine radgestützte Wirkplattform für die indirekte Feuerunterstützung auf mittlere Reichweite
  • Die Integration der Kommunikations- sowie Führungs- und Feuerleitsysteme der Schweizer Armee
  • Ausbildungs- und Simulationssysteme
  • Logistikmittel für die Wirkplattform und die Wirkmittel sowie
  • eine erste Bevorratung an Munition.

Mit der Vorevaluation zur Shortlist

Auf Grundlage der militärischen Anforderungen hat armasuisse mehrere Hersteller eingeladen, ihre Unterlagen einzureichen. Das Projektteam mit Expertinnen und Experten von armasuisse und der Armee hat die erhaltenen analysiert und bewertet. Für die darauffolgende Evaluation wurden im Jahr 2022 die Systeme zweier Hersteller bestimmt:

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• BAE Systems Bofors AB mit dem Archer Mobile Howitzer System

• KNDS Deutschland GmbH & Co. KG mit dem Artillery Gun Module. Hier allerdings auf zwei möglichen Trägerplattformen: dem Boxer, wie er für Deutschland und Großbritannien mit AGM vorgesehen ist, und dem GDELS Piranha.

Evaluation der Shortlist-Systeme

Im Anschluss wurden das Erprobungskonzept sowie die Nutzwertanalyse erarbeitet. Die Planung der Evaluationsphase und der praktischen Erprobungen erfolgte in Zusammenarbeit mit der Industrie und den beteiligten Organisationseinheiten der Armee (Logistikbasis der Armee, Kommando Ausbildung, und Kommando Operationen) sowie armasuisse. Von Januar 2023 bis Juni 2024 fanden verschiedene praktische Abklärungen und Erprobungen statt, unter anderem:

• Logistische Abklärungen

• Technische Versuche der Hauptwaffe im Ausland und Mobilität im Schweizer Straßennetz und Gelände

• Truppenversuche mit Berufsmilitärs und Miliz-Angehörigen der Schweizer Armee sowie

• diverse Besuche und Live Firings bei ausländischen Armeen oder Beschaffungsbehörden.

Artillery Gun Module auf Piranha 10 x 10 HMC.
Das Artillery Gun Module kann unabgestützt und selbst aus der Fahrt rundum wirken. (Foto: KNDS/GDELS)

Typenwahl: Artillery Gun Module auf Piranha IV überzeugt mit vorteilhaftestem Angebot

Nach der detaillierten Auswertung aus den Erprobungen, Abklärungen und Angeboten fiel die Typenwahl auf das Artillery Gun Module auf Piranha IV von KNDS Deutschland. Unter Berücksichtigung der eingegangenen Offerten sowie der Bewertung zahlreicher Aspekte in den Bereichen Taktik, Technik, Logistik, Kommerz, Qualität und Nachhaltigkeit entspricht das gewählte System dem vorteilhaftesten Angebot.

Nach dem Typenentscheid wird das Projektteam unter anderem die Arbeiten zur Integration der Kommunikations- und Führungssysteme durchführen. Gleichzeitig werden die Beiträge für die Armeebotschaft 2025 vorbereitet.

Heutige Panzerhaubitze M109 seit über 50 Jahren in Betrieb

Die aktuell im Einsatz stehenden Panzerhaubitzen M109 (offizielle Bezeichnung: 15,5 cm Panzerhaubitze M109 KAWEST WE) wurden ab 1968 in mehreren Tranchen beschafft und bilden seither das Rückgrat der motorisierten Artillerie der Schweizer Armee. Im Laufe der Nutzungsdauer wurde das System mehrfach für den Einsatz angepasst. So wurde die Panzerhaubitze M109 1995 einer Kampfwertsteigerung (KAWEST) und 2012 einem Werterhaltungsprogramm (WE) unterzogen. Die letzten Maßnahmen erfolgen derzeit mit einer Nutzungsverlängerung (NUV) 2021 mit der Absicht, das System bis zur Ablösung durch das Artillery Gun Module auf Piranha IV zu betreiben.

André Forkert