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Mittlere Kräfte – die neue Kräftekategorie im Deutschen Heer

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„Mittlere Kräfte fahren und kämpfen auf Rädern.“ Als völlig neues Element im Deutschen Heer schließen sie die Lücke zwischen Leichten und Schweren Kräften.

Jan-Phillipp Weisswange

Landes- und Bündnisverteidigung bedeutet heute für die Bundeswehr, dass sich die Ostflanke der NATO nicht mehr mitten im eigenen Land befindet. Vielmehr liegen die heute absehbaren Einsatzräume über tausend Kilometer ostwärts, beispielsweise im Baltikum. In dieser Konsequenz führt das Deutsche Heer künftig drei Kräftekategorien ins Feld: die Leichten, die Schweren und die neuen Mittleren Kräfte.

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Drei Kräftekategorien

Die Leichten Kräfte – in der Zielstruktur des Deutschen Heeres in der Division Schnelle Kräfte zusammengefasst – umfassen vornehmlich Fallschirmjäger, Gebirgsjäger und Spezialkräfte. Leichte Kräfte lassen sich schnell über weite Strecken taktisch, operativ und strategisch verlegen – vor allem im Lufttransport. Das macht sie zu „Kräften der ersten Stunde“ im Operationsgebiet. Ebenso eignen sie sich auch für Evakuierungsoperationen. Aufgrund ihrer limitierten Ausstattung lassen sich die Leichten Kräfte innerhalb einer militärischen Operation jedoch nur zeitlich begrenzt einsetzen. Sie müssen durch Folgekräfte abgelöst werden.

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Zu den Schweren Kräften zählen vornehmlich Panzer- und Panzergrenadiertruppe. In der Zielstruktur des Heeres zählen die Panzerlehrbrigade 9, die Panzerbrigade 12 und die Panzergrenadierbrigade 37 sowie die niederländische 43. Mechanisierte Brigade zu den schweren Kräften. Schwere Kräfte verfügen mit ihren Kampfpanzern Leopard 2 und Schützenpanzern Puma über hohe Feuerkraft, Schutz und Beweglichkeit. Mit ihren Kettenfahrzeugen können sie auch abseits von Straßen und Wegen und unter nahezu allen Witterungsbedingungen operieren.

Mittlere Kräfte sind auf dem GTK Boxer radbeweglich.
Mittlere Kräfte sind auf dem GTK Boxer radbeweglich. (Foto: U.S. Army)

Andererseits lassen sie sich aufgrund des hohen Gewichts ihrer Hauptsysteme nur aufwendig und relativ langsam über weite Strecken verlegen. Schwere Kräfte eignen sich aufgrund ihrer massiven Wirkung auf dem Gefechtsfeld an der Bündnisgrenze stationiert auch zur Abschreckung. Als Kräfte der ersten Stunde eignen sie sich nur, wenn sie bereits in dem Operationsgebiet stationiert sind. Dies ist beispielsweise bei der enhanced Forward Presence-(eFP)-Mission der NATO in Litauen der Fall. Das efP-Bataillon geht demnächst in der neu aufzustellenden Panzerbrigade 45 auf, die künftig stetig in Litauen präsent sein soll.

Mittlere Kräfte sollen mit radbeweglichen, hochmobilen Verbänden schnell und ohne lange Vorbereitungszeit im gesamten europäischen Operationsraum der NATO verlegbar sein. Mittlere Kräfte fahren und kämpfen auf Rädern. Außerdem können sie durch ihre gepanzerten Radfahrzeuge viel Personal und feuerstarke Waffen zum Einsatz bringen – auch über größere Distanzen. Dieses Konzept erinnert an die Stryker Brigade Combat Teams der U.S. Army.

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