StartBewaffnungArtilleriemunition: USA wollen 2026 über eine Million Schuss

Artilleriemunition: USA wollen 2026 über eine Million Schuss

Die U.S. Army strebt für das kommende Jahr die Produktion von mehr als einer Million Schuss Artilleriemunition an. Gegenwärtig beläuft sich die monatliche Fertigung auf 40.000 Schuss. Das Ziel, im Oktober 100.000 zu erreichen, wird voraussichtlich knapp verfehlt werden. Dennoch ist bereits jetzt eine Verdreifachung der Monatsproduktion von 14.500 vor der russischen Vollinvasion der Ukraine im Jahr 2022 zu verzeichnen. Dafür hat die Army bislang fast fünf Milliarden US-Dollar (rund 3,5 Milliarden Euro) in den Ausbau von Fertigungskapazitäten investiert.

Anders als in vielen NATO-Staaten liegt die Munitionsproduktion in den USA in den Händen des Militärs selbst. Die meisten Fertigungsstätten gehen auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurück und wurden seither nur begrenzt modernisiert, einige geschlossen. Mit den Investitionen der letzten drei Jahre wurden entsprechende Gegenmaßnahmen finanziert und einige zusätzliche Standorte eröffnet. So wurde der Ausstoß an den Army Ammunition Plants in Radford, Virginia und Scranton, Pennsylvania gesteigert, unter anderem durch den Wechsel von einer auf drei Arbeitsschichten täglich.

Rückkehr zur inländischen Sprengstoffproduktion

In Radford wurde zudem eine eigene Fertigung für Nitrozellulose eingerichtet, ein entscheidender Bestandteil von Treibladungen. Seit 1986 hatte die U.S. Army auch kein TNT für Artilleriegranaten mehr selbst hergestellt, sondern importiert – aus Russland und der Ukraine. Hierfür wurde mittlerweile Ersatz aus Südamerika, Asien und Australien gefunden. Ziel ist allerdings, zur inländischen Produktion zurückzukehren. Die Finanzierung dafür steht bereits.

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Zudem wurde eine neue Fabrik für Artilleriegranaten in Mesquite, Texas mit einer Monatskapazität von 30.000 Schuss und erstmals auch ein ausländischer Standort in Kanada mit einer Anfangskapazität von 10.000 Schuss pro Monat eröffnet. Zuletzt kam eine Monatsfertigung von 50.000 Schuss in Camden, Arkansas hinzu. Noch für diesen Sommer ist die Eröffnung einer weiteren Anlage für 12.000 Schuss monatlich in Parsons, Arkansas geplant.

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Ukrainekrieg hat Bedeutung von Artilleriemunition unterstrichen

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat im gesamten Westen die Bedeutung ausreichend verfügbarer Artilleriemunition ins Bewusstsein gerückt. Die Ukraine selbst hat ihre Bestände an ehemals sowjetischen Kalibern inzwischen weitgehend aufgebraucht und konnte diese unter Kriegsbedingungen nur begrenzt neu fertigen. Lieferungen westlicher Kaliber konnten den Bedarf wegen geringer Bestände und Fertigungskapazitäten ebenfalls nicht decken – geschweige denn zugleich auch noch die eigenen Lager auffüllen, um sich auf einen möglichen russischen Angriff auf NATO-Gebiet in der Zukunft vorzubereiten.

Mittlerweile hat die westliche Politik und Industrie auch außerhalb der USA auf diesen kritischen Mangel reagiert. Der deutsche Rüstungshersteller Rheinmetall hat etwa mehrere Produktionsstandorte für Munition und Treibladungen in Deutschland, Europa und der Welt hinzugekauft und will ab 2027 jährlich ebenfalls 1,1 Millionen Schuss allein im Kaliber 155 mm herstellen. Dazu sollen unter anderem die Standorte Unterlüß in Niedersachsen mit 350.000 und die kürzliche spanische Erwerbung Expal mit bis zu 450.000 Schuss beitragen.

Stefan Axel Boes