StartBewaffnungUS-Militärhilfe: Switchblade Loitering Munition für die Ukraine

US-Militärhilfe: Switchblade Loitering Munition für die Ukraine

Kristóf Nagy

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Unterschiedlichen US-Medienberichten zufolge beinhaltet die heute bekanntgegebene Militärhilfe der US-Regierung für die Ukraine auch 100 Systeme der Switchblade Loitering Munition. Das Hilfspacket im Wert von 800 Millionen US-Dollar umfasst zudem weitere Elemente wie Panzerabwehrhandwaffen, schultergestützte Flugabwehrsysteme und auch ballistischen Körperschutz.

Als Loitering Munition wird ferngesteuerte Präzisionsmunition bezeichnet, die auch ohne Zielkoordinaten gestartet werden und dann längere Zeit über einem Zielgebiet kreisen kann, bis ein lohnendes Ziel entdeckt und bekämpft wird. Neben der Zielbekämpfung kann Loitering Munition auch für Aufklärungszwecke eingesetzt werden.

Das vom Weißen Haus herausgegebene Fact Sheet zu der angekündigten Lieferung erwähnt die Loitering Munition nicht explizit. Stattdessen findet sich der Vermerk, dass insgesamt 100 nicht näher benannte „Tactical Unmanned Aerial System“ (taktische Drohnen) Teil der Lieferung sein werden. Im Laufe des Tages berichteten zahlreiche Medienvertreter mit Berufung auf gut unterrichtete Kreise, dass sich dahinter ein Produkt des in Kalifornien ansässigen Unternehmens AeroViroment verbergen soll. So identifizierte unter anderem das US-Newsportal Politico, mit Verweis auf Aussagen eines US-Kongressmitgliedes im Auswärtigen Ausschuss, das zu liefernde System als Switchblade.

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Anhand der in den Medien kursierenden Leistungsparametern des Systems, ist zu vermuten, dass es sich um die kleinere, als Switchblade 300 bezeichnete Version handelt. Diese ist seit 2011 bei den US-Streitkräften eingeführt. Im Laufe der Zeit wurden mehrere tausend Stück von dem System beschafft. Herstellerangaben zufolge weist die Switchblade 300 ein Systemgewicht von 2,5 kg inklusive Startgerät sowie eine Reichweite von zehn Kilometern und eine maximale Flugzeit von 15 Minuten bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h auf. Dabei übermittelt die Loitering Munition Video- und die dazugehörigen Positionsdaten in Echtzeit, um die Zielaufklärung auch deutlich außerhalb der direkten Sichtlinie zu ermöglichen.

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Als Sensoren dienen stabilisierte Tageslicht- und Infrarot Kameras mit Blickwinkel nach vorn und zur Seite. Die Übertragung erfolgt per verschlüsseltem digitalen Datenlink mit einem intelligenten Frequenzmanagement, welches die Nutzung von mehreren Wirkmitteln auf engem Raum gleichzeitig zulässt. Zeitgleich ist durch die geringe Größe und stark reduzierte akustische und thermische Signatur eine Aufklärung und Abwehr der Switchblade 300 überaus schwierig. Durch die geringe Gesamtlänge von 66 cm kann das Wirkmittel zudem auch von einem Soldaten in seinem Rucksack mitgeführt und vollkommen unabhängig von Fahrzeugen zum Abschussort verbracht werden.

Die Wirkleistung des Gefechtskopfes wird gemäß Fachkreisen im Bereich einer 40-mm-Granate eingeschätzt, sodass neben dem Einsatz gegen Weichziele auch die Deckenpanzerung von leichten geschützten Fahrzeugen mit einer gewissen Erfolgsaussicht bekämpft werden können.

Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass auch die größere und leistungsfähigere Switchblade 600 für die Hilfslieferung infrage kommt. Das Wirkmittel mit einer im Vergleich zur Switchblade 300 knapp zehnfachen Startmasse weist ein, um ein vielfaches größeres Leistungsspektrum auf. Das U.S. Special Operations Command (USSOCOM) hat erst letztes Jahr die ersten beiden Lose der Switchblade 600 bestellt. Wie viele der Systeme aus dem bis 2023 angesetzten Vertrag bereits geliefert worden sind, ist indes unbekannt.

Kristóf Nagy