StartBewaffnungPhoenix Ghost: USA schicken neuen Typ Loitering Munition in die Ukraine

Phoenix Ghost: USA schicken neuen Typ Loitering Munition in die Ukraine

Waldemar Geiger und Kristóf Nagy

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Die USA werden in Kürze neben 72 Feldhaubitzen des Typs M777 im Kaliber 155 mm – samt den dafür notwendigen Zugfahrzeugen und einem Munitionspaket von 144.000 Artilleriegranaten – auch 121 Loitering-Munition-Systeme des bislang öffentlich nicht bekannten Typs Phoenix Ghost in die Ukraine schicken, um die ukrainischen Streitkräfte bei der Verteidigung gegen den russischen Überfall zu unterstützen. Dies hat das US-Verteidigungsministerium gestern Abend bekanntgegeben.

Als Loitering Munition, landläufig auch unter der Bezeichnung Kamikaze-Drohne bekannt, werden ferngesteuerte Präzisionsmunition bzw. taktische Drohnen bezeichnet, die Ziele nicht nur aufklären können, sondern bei Bedarf auch selbst – dabei fungiert die mit einem Sprengkopf modifizierte Drohne selbst als kinetisches Wirkmittel – bekämpfen können. Dazu können die Systeme ohne präzise Zielkoordinaten gestartet werden und dann längere Zeit über einem Gebiet kreisen, bis ein lohnendes Ziel entdeckt und bekämpft wird.

Bei der Phoenix Ghost soll es sich den Angaben von US-Regierungsvertretern um ein neues System handeln, dass vom US-Unternehmen Aevex Aerospace im Auftrag der US-Luftwaffe entwickelt wurde und den aktuellen Bedürfnissen der ukrainischen Streitkräfte entspricht.

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Nach Aussagen des Pressesprechers des US-Verteidigungsministeriums war das Entwicklungsprogramm der Phoenix Ghost bereits vor der russischen Invasion gestartet worden.

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Die spezifischen Leistungsdaten der Phoenix Ghost sind nicht offiziell bestätigt, das US-Informationsportal Politico zitiert jedoch David Deptula, Generalleutnant a.D. und Aufsichtsratsmitglied von Aevex Aerospace, damit, dass das System in der Lage sein soll, auch mittlere gepanzerte Fahrzeuge zu bekämpfen. Die Präzisionsmunition soll darüber hinaus vertikal starten können und über eine Einsatzdauer von mehr als sechs Stunden verfügen. Auch eine Fähigkeit zur Aufklärung mittels eines Infrarotsensors sei vorhanden.

Träfen diese Angaben zu, deuten die Leistungsdaten des Systems darauf hin, dass es sich bei der Phoenix Ghost um eine Fixed-Wing Drohne mit Senkrechtstartfähigkeiten (VTOL) handelt. Diese müsste darüber hinaus mit einem Hohlladungsgefechtskopf in der Leistungskategorie einer RGW90 oder leicht darunter ausgestattet sein.

Die Phoenix Ghost wäre somit der zweite Typ Loitering Munition, den die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Die US-Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge mittlerweile 700 Systeme des Typs Switchblade in die Ukraine geliefert. Auch wenn nicht offiziell bestätigt, handelt es sich um die Switchblade 300. Herstellerangaben zufolge weist die Switchblade 300 ein Systemgewicht von 2,5 kg inklusive Startgerät sowie eine Reichweite von zehn Kilometern und eine maximale Flugzeit von 15 Minuten bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h auf. Dabei übermittelt die Loitering Munition Video- und die dazugehörigen Positionsdaten in Echtzeit, um die Zielaufklärung auch außerhalb der direkten Sichtlinie zu ermöglichen.

Als Sensoren dienen stabilisierte Tageslicht- und Infrarot-Kameras mit Blickwinkel nach vorn und zur Seite. Die Übertragung erfolgt per verschlüsseltem digitalen Datenlink mit einem intelligenten Frequenzmanagement, welches die Nutzung von mehreren Wirkmitteln auf engem Raum gleichzeitig zulässt. Zeitgleich ist durch die geringe Größe und stark reduzierte akustische und thermische Signatur eine Aufklärung und Abwehr der Switchblade 300 überaus schwierig. Durch die geringe Gesamtlänge von 66 cm kann das Wirkmittel zudem auch von einem Soldaten in seinem Rucksack mitgeführt und vollkommen unabhängig von Fahrzeugen zum Abschussort verbracht werden.

Die Wirkleistung des Gefechtskopfes wird gemäß Fachkreisen im Bereich einer 40-mm-Granate eingeschätzt, sodass neben dem Einsatz gegen Weichziele auch die Deckenpanzerung von leichten geschützten Fahrzeugen mit einer gewissen Erfolgsaussicht bekämpft werden können.

Waldemar Geiger und Kristóf Nagy