StartBewaffnungRadhaubitze – Deutsches Heer soll RCH 155 von KMW erhalten

Radhaubitze – Deutsches Heer soll RCH 155 von KMW erhalten

Lars Hoffmann

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Das deutsche Heer plant seit einiger Zeit den Aufbau sogenannter Mittlerer Kräfte. Diese sollen Radfahrzeuge nutzen und damit in die Lage versetzt werden, über große Distanzen selbst zu verlegen. Damit sich die Kräfte auch durchsetzen können, benötigen sie unter anderem auch eigene Artillerie – ebenfalls auf Radbasis. Wie es nun aus gut informierten Kreisen heißt, soll mittlerweile eine Entscheidung für die Beschaffung eines Produktes gefallen sein. Dabei handelt es sich – für die meisten Beobachter wenig überraschend – um die RCH 155 von KMW.

Die Radhaubitze auf einem Boxer-Chassis verfügt über einen vollautomatischen Turm für das 155-mm-Geschütz und ist mit nur zwei Personen, Fahrer und Kommandant, zu bedienen. Sie ist sogar in der Lage, auch während der Fahrt zu schießen, was einmalig auf der Welt ist. Die Technologie wurde bei KMW mit eigenen Mitteln vorangetrieben und das Fahrzeug unter anderem in den Maßen für die Bahnverladung an die Bedürfnisse der Bundeswehr angepasst.

Da die Bundeswehr aufgrund des hohen Zeitdrucks bei der Beschaffung der Radhaubitze möglichst auf ein marktverfügbares Modell zurückgreifen wollte, wurde der Markt nach geeigneten Systemen abgesucht. Nachdem die RCH 155 identifiziert worden war, folgte eine sogenannte technische Reifegradanalyse. Diese hat die Haubitze dem Vernehmen nach im ersten Halbjahr 2023 mit Bravour bestanden.

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Ein Konkurrenzprodukt von Rheinmetall auf HX-Lkw-Chassis soll dagegen noch nicht den erforderlichen technologischen Reifegrad für eine unmittelbare Beschaffung erreicht haben, wie es heißt. In einem Interview mit einem US-Fachportal sagte vor wenigen Tagen ein US-Vertreter von Rheinmetall, dass die Entwicklung der eigenen Radhaubitze im Plan sei und im kommenden Jahr der erste scharfe Schuss abgefeuert werden solle. Die RCH 155 hingegen konnte mit der Ukraine bereits 2022 seinen ersten Kunden gewinnen. Die Bundesregierung hat 18 dieser Systeme im Rahmen der Militärhilfe an die Ukraine finanziert, die sich derzeit in Produktion befinden, der Zulauf der ersten Systeme wird in den nächsten ein bis zwei Jahren erwartet.

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Die Bundeswehr hatte dem Vernehmen nach gefordert, dass die Radhaubitze auf einem bereits in die Truppe eingeführten Radfahrzeug aufbauen soll und die 155-mm-Kanone der Panzerhaubitze 2000 zu verwenden sei, beides trifft auf die RCH 155 zu.

Während das Heer im eigenen Zielbild einen Bedarf von 168 Radhaubitzen angemeldet hat, sollen die gegenwärtig für die Beschaffung verfügbaren Mittel in Höhe von rund 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro nur für eine mittlere zweistellige Anzahl von Systemen reichen. Insider gehen davon aus, dass das BMVg die für die Beschaffung erforderliche 25-Mio-Vorlage noch im ersten Halbjahr des kommenden Jahres ins Parlament zur finalen Genehmigung bringen will. Der Zulauf könnte dann womöglich in den Jahren 2026 bis 2031 erfolgen.

Lars Hoffmann