StartBewaffnungGMARS - Präzision trifft auf Reichweite

GMARS – Präzision trifft auf Reichweite

Fynn Becker

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Rheinmetall und Lockheed haben das Global Mobile Artillery Rocket System (GMARS) entwickelt. Das GMARS ist ein allwetterfähiges, hochmobiles Raketenartilleriesystem. Es basiert auf dem bewährten HX-Lkw von Rheinmetall und zeichnet sich durch seine „shoot and scoot“ – Fähigkeit aus, die einen schnellen Stellungswechsel nach dem Abfeuern ermöglicht und so dem Feind die Zielerfassung und Gegenfeuer erschweren. Ausgestattet mit einem Mehrfachraketenwerfer, der zwei Pods umfasst, und einer modernen Feuerleitanlage kann GMARS die gesamte MLRS-Munitionsfamilie (MFOM) verschießen. Dadurch ist GMARS mit allen in der NATO eingeführten MLRS-Raketentypen von Lockheed Martin kompatibel.

Präzise Feuerunterstützung auf kurze und lange Distanzen werden durch eine inertiale, GPS-gestützte Navigationsanlage gewährleistet. Bereits heute können Reichweiten von über 400 km erreicht werden, so die Unternehmen. Zukünftig soll diese Reichweite durch die permanente Weiterentwicklung der Raketen noch gesteigert werden können.

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Das neue GMARS-Konzept von Lockheed Martin und Rheinmetall.
©Rheinmetall

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten durch maximale Mobilität

Durch sein Gefechtsgewicht von deutlich unter 40 Tonnen erreicht das GMARS auf der Straße eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 100 km/h und eine Fahrreichweite von bis zu 700 km (unter normalen Straßenverhältnissen). Die Abmessungen (2,5 Meter Breite, 3,9 Meter Höhe und 9,8 Meter Länge) ermöglichen eine uneingeschränkte Verlegung auf allen gängigen Straßen sowie die Verlegung via Bahntransport. Diese hohe und flexible Mobilität unterstreicht zusammen mit der Fähigkeit ohne Abstützung zu feuern, eine herausragende „shoot and scoot“ – Fähigkeit des Waffensystems.

Sichereres Nachladen unter allen Bedingungen

Ein weiteres hervorzuhebendes Merkmal des GMARS ist sein integriertes Kransystem im Werfer, das ein sicheres und schnelles Nachladen unter sämtlichen Wetterbedingungen rund um die Uhr ermöglicht. Die Besatzung besteht aus zwei Soldaten. Ein drittes Besatzungsmitglied findet in der optional geschützten Kabine Platz.

Interoperabilität

Das GMARS weist laut Rheinmetall eine hohe Komponentengemeinsamkeit mit dem Raketenwerfer M270/HIMARS und den Rheinmetall HX-Lkws auf. Dies erleichtert nicht nur die Ausbildung und Logistik sondern fördert auch Interoperabilität mit NATO-Streitkräften, die MLRS und HIMARS einsetzen. Gleiches gilt natürlich auch für den Nutzer Ukraine. Darüber hinaus bietet das zukunftsorientierte Design eine hohe Flexibilität für Multi-Domain-Operationen. Dies ist gerade bei modernen militärischen Einsatzszenarien von zunehmender Bedeutung.

Technologischer Fortschritt der Munition

Ein tieferer Einblick in die Technologie des GMARS offenbart seine faszinierenden Fähigkeiten. So ist der Mehrfachraketenwerfer in der Lage, verschiedenste Munitionstypen zu verschießen, darunter GPS-gesteuerte Raketen des Guided Multiple Launch Rocket System (GMLRS) und des Army Tacticle Missile System (ATACMS). Diese beiden Raketentypen sind durch ihre hohe Präzision und ihre hohe Wirkung auf dem Gefechtsfeld bekannt. Die GMLRS-Raketen haben eine Reichweite von bis zu 70 Kilometern, während die ATACSM-Raketen ihre Ziele noch sicher in einer Entfernung von bis zu 300 Kilometern treffen. Dank der immer fortschreitenden Entwicklung von neuen Raketentypen, wie der Precision Strike Missile (PrSM), könnte die Reichweite und Genauigkeit des GMARS weiter entwickelt werden und neues Potenzial entfalten.

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Elbit Systems konnte bereits Kunden für sein Raketenartilleriesystem PULS sowie dazugehörige Munitionspakete gelenkter Präzisionsraketen gewinnen.
©Elbit Systems

Unterschiedliche Gefechtsköpfe für maximale Schlagkraft

Das Waffensystem ist nicht nur für die Verwendung konventioneller Gefechtsköpfe geeignet, sondern kann auch spezialisierte Munition, wie zum Beispiel Streumunition oder aber auch bunkerbrechende Sprengköpfe einsetzen. Diese enorme Variabilität macht GMARS zu einem entscheidenden Werkzeug in sämtlichen Einsatzszenarien, egal ob es sich dabei zur Bekämpfung befestigter Ziele, zur Neutralisierung feindlicher Artillerie oder zur Unterstützung von Bodentruppen handelt.

Nahtlose Vernetzung und zuverlässige Fahrzeugplattform

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Systems ist die Netzwerkintegration. GMARS kann in moderne Gefechtsführungs- und Informationssysteme eingebunden werden, was eine nahtlose Kommunikation und Koordination mit verbündeten Einheiten ermöglicht. Dies wiederum erhöht die Effizienz und Reaktionsfähigkeit auf dem Schlachtfeld erheblich.

Bei dem Fahrzeug selbst handelt es sich, wie bereits erwähnt, um einen modifizierten HX-Lkw des Hauses Rheinmetall. Durch seine robusten und zuverlässigen Eigenschaften bietet er die ideale Plattform für das GMARS. Der HX-Lkw ist für seinen Geländegängigkeit und hohe Belastbarkeit bekannt, was ihn zu einem bevorzugten Transportmittel der Streitkräfte Land macht.

Insgesamt setzt das GMARS völlig neue Maßstäbe in der heutigen Raketenartillerie, so Rheinmetall. Durch die Kombination aus hoher Mobilität, präziser Feuerkraft und einfacher Integration in die bereits bestehenden Systeme, spiegelt GMARS die fortschriftlichen Entwicklungen der heutigen Technologie wider, die heute auf dem Schlachtfeld mehr als erforderlich sind.

PULS

NATO-weit werden Systeme wie diesem mit den entsprechenden Reichweiten gesucht. Auch die Bundeswehr benötigt solche Systeme nach der Abgabe der Raketenartilleriesysteme des Typs MARS II an die Ukraine. Ende Oktober 2023 wurde jedoch bekannt, dass der Ersatz für diese Abgabe durch das israelische Raketenartilleriesystem PULS (Precise and Universal Launching System) von Elbit Systems erfolgen soll. Auch dieses nutzt einen Lkw als Mobilitätsplattform. Bereits Dänemark und die Niederlande haben sich für PULS entschieden und entsprechende Aufträge platziert. Für die Lieferung an europäische Kunden kooperiert Elbit Systems dazu mit KNDS.

Der Mehrfachraketenwerfer Purpose Universal Launching System (PULS) des israelischen Rüstungskonzerns Elbit Systems kann eine breite Palette von Artillerieraketen mit einer Reichweite von 12 bis 300 km verschießen. Elbit gibt an, dass das „einzigartige“ Design des PULS viel Wachstumspotenzial biete. So könne das System beispielsweise zum Verschuss von Loitering Munition, einschließlich der Kanisterkonfiguration der SkyStriker Loitering Munition von Elbit Systems, befähigt werden. Zudem sei der PULS-Werfer vollständig an bestehende Rad- und Kettenplattformen anpassbar, was den Angaben des Herstellers zufolge zu einer erheblichen Reduzierung der Wartungs- und Ausbildungskosten führt.

Das Elbit-Raketenportfolio für den PULS beginnt mit der 122-mm-Rakete vom Typ Accular. Diese hat eine Reichweite von bis zu 35 km und einen 20-kg-Gefechtskopf. Für eine präzise Abstandwirkung jenseits der 100 km hat Elbit die marktverfügbare Extra im Angebot. Die Extra kann Elbit zufolge bis zu 150 km entfernte Ziele bis auf zehn Meter genau treffen. Das Gewicht des Gefechtskopfes beträgt 120 kg. Neben einer Unitary-Spreng-Splitter-Variante wird auch eine Penetrator-Variante angeboten.

Fynn Becker