StartFührung & KommunikationSpanisches Heer testet Digitalisierung mit Radpanzer Dragón

Spanisches Heer testet Digitalisierung mit Radpanzer Dragón

Das spanische Heer will in Zukunft digitaler werden, sich hier vor allem mit digitalen Fähigkeiten seiner Gefechtsfahrzeuge wie dem Radpanzer Dragón und der angebundenen abgesessenen Kräfte ausstatten. Dazu entwickelt unter anderem die spanische Firma Indra digitale Systeme und Technologien, deren Datenbeherrschung dem spanischen Heer die Möglichkeit geben wird, sich schnell an jedes Einsatzszenario und jede Bedrohung anzupassen. Basis ist die Combat Cloud, in die diese Systeme dann integriert werden. Ein Grundelement für multidisziplinäre Operationen.

Was genau entwickelt wird, wohin die Reise gehen kann, das will Indra auf dem Army Enterprise Forum 2024 zeigen. Dieses findet vom 2. bis 3. Oktober in Toledo statt. Im Rahmen des Forums wird es auch Live-Vorführungen auf dem Testgelände Los Alijares  geben. Laut Indra ist einer der Hauptpfeiler dieser Digitalisierung die bessere Ausstattung und Anbindung der gepanzerten Gefechtsfahrzeug. Diese sollen besser angebunden werden und mehr Intelligenz erhalten. Eine Einsatzdemonstration auf dem Testgelände Los Alijares soll die Vorteile des Missionssystems Maestre demonstrieren. Dieses ist für die Verwaltung der Sensoren und Systeme des 8 x 8-Radpanzers Dragón und die Bereitstellung von Informationen für die Besatzung zuständig.

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Der VCR Dragón 8 x 8. (Foto: Indra)

Hersteller des VCR Dragón 8 x 8 ist GDELS-Santa Bárbara Sistemas. Spanien hat im Jahr 2020 348 Fahrzeuge bestellt, mit Optionen von bis zu 1.000 Fahrzeugen. Der 8 × 8 Dragón ist vom Piranha V abgeleitet, bietet ein geräumiges Mannschaftsabteil und eine erhebliche Nutzlastkapazität. Indra liefert Elektronik und Software, Saga den Antrieb und Escribano den Turm des 33-Tonnen-Fahrzeuges. Dieses kann bis zu acht Soldaten im hinteren Kampfraum aufnehmen, plus eine Crew von drei. Seit Dezember 2022 werden die ersten Fahrzeuge des 1. Loses ausgeliefert. Dies soll bis 2027 abgeschlossen sein. Es sind bis zu 15 Fahrzeugvarianten angedacht. Diese sollen das Rückgrat des spanischen Brigade 2035 Konzept bilden.

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Indra erklärt in einer Pressemeldung am 1. Oktober 2024, dass „die Unterstützung des Verteidigungsministeriums bei der Entwicklung dieser Technologie Indra in den industriellen Kern großer europäischer F&E-Programme wie FAMOUS I und II und MARTE gebracht hat, die definieren, wie die Bodenplattformen der Zukunft aussehen werden und wie sie Multidomain-Operationen erleichtern werden.“ Das von der Europäischen Union finanzierte Programm FAMOUS (European Future Highly Mobile Augmented Armoured Systems) verfolgt einen innovativen Ansatz zur Entwicklung der nächsten Generation gepanzerter Fahrzeuge und eines Situationserkennungssystems, das die Bodenkampffähigkeiten verbessert.

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Das FAMOUS-Konsortium steht unter der Leitung von Patria und umfasst unter anderem Firmen aus Finnland (Patria, Savox), Spanien (Indra), Österreich, Frankreich (KNDS, ARQUUS), Belgien, Deutschland (Diehl Defence, KNDS Deutschland, DST Defence Service Tracks & FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft), Griechenland, Norwegen (Kongsberg), Dänemark sowie den drei baltischen Staaten. FAMOUS II setzt die im Projekt EDIDP FAMOUS begonnenen Konzeptstudien und die Roadmap fort und befasst sich mit der Herausforderung, Synergien, Standardisierung und Interoperabilität der nächsten Generation europäischer gepanzerter Fahrzeuge zu maximieren, um den Anforderungen des digitalen Gefechtsfeldes gerecht zu werden.

Diese neuen unsicheren und anspruchsvollen Szenarien erfordern bahnbrechende Technologien, um die Entscheidungsfindung zu verbessern, die Überlebensfähigkeit zu gewährleisten und die Lebenszykluskosten zu senken. Das Projekt umfasst die Untersuchung, den Entwurf, die Erprobung und das Prototyping der Fahrzeuge und ihrer Teilsysteme. FAMOUS II begann 2021 und ist auf eine Laufzeit von vier Jahren ausgelegt. Die EU gibt das Gesamtvolumen mit bis zu 122 Millionen Euro an.

Indra stellt bei der Demonstration auch seinen neuen Missionssystem-Emulator Maestre vor, der das Verhalten des Fahrzeugs und die Betriebsumgebung synthetisch reproduziert, um das System weiterzuentwickeln. Außerdem wird das Unternehmen sein 360°-Sichtsystem (L-SAS) vorstellen, das künstliche Intelligenz für die Echtzeitanalyse der von den Fahrerassistenzkameras gesammelten Bilder (sichtbarer, infraroter und Wärmebild-Bereich) einsetzt, um Bedrohungen zu erkennen und potenzielle Schutzmaßnahmen und Aktionslinien anzuzeigen.

Verstärkte Integration und Koordination

Zu den größten Bedrohungen für jedes gepanzerte Fahrzeug gehören heute Drohnen und neuartige Munition. Indra hat dazu ein kleines, fortschrittliches Radar entwickelt, das in Fahrzeuge eingebaut werden kann und in der Lage ist, den Zeitpunkt des Geschosseinschlags zu erkennen, zu identifizieren, zu verfolgen und zu bestimmen, um entsprechende Gegenmaßnahmen zu aktivieren. Es handelt sich um ein fortschrittliches elektronisch abtastendes S-Band-3D-Radar (AESA) in Festkörpertechnik, das eine höhere Abtastgeschwindigkeit ermöglicht, da die Antenne nicht bewegt werden muss.

Zusätzlich werden in Toledo auch die neuesten Verbesserungen des Luftverteidigungskommando- und -kontrollsystems (COAAAS Plus) vorgestellt, das für mehrere Sensoren und Waffensysteme ausgerüstet ist und Interoperabilitätsprotokolle nach NATO-Standard enthält. Außerdem wird das Unternehmen seine Familie von AESA-MTR-Radaren vorstellen, die Teil des Luftverteidigungsführungssystems (COAAAS Plus) und des hochmobilen Raketenartilleriesystems (SILAM) der spanischen Armee sind.

Die Kontrolle des elektromagnetischen Spektrums ist ebenfalls Schlüssel für den Einsatz in jedem Szenario. Indra stellt auf diesem Forum sein Kommando- und Kontrollsystem Landef vor, das für den Einsatz am Boden konzipiert ist und mehrere Sensoren und Störsender steuert, um die Radare des Gegners zu blenden und seine Kommunikation zu blockieren. Indra erklärt, dass „das System für eine wirksame Integration der elektronischen Kriegsführung bei Operationen in mehreren Bereichen ausgelegt ist.“

André Forkert