StartMobilitätFincantieri liefert Docklandungsschiff Al Fulk (L141) für Katar ab

Fincantieri liefert Docklandungsschiff Al Fulk (L141) für Katar ab

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Der italienische Schiffbauer Fincantieri hat das Docklandungsschiff (Landing Platform Dock, LPD) Al Fulk an die Marine Katars übergeben. An der Zeremonie auf der Muggiano-Werft in La Spezia nahm unter anderem der Befehlshaber der Katarisch-Emirischen Marinestreitkräfte, Generalmajor Abdulla Bin Hassan Al Sulaiti, der Direktor der Personalabteilung der Italienischen Marine, Vizeadmiral Andrea Gueglio, sowie der Fincantieri-CEO und der Generalmanager der Schiffbausparte, Pierroberto Folgiero und Dario Deste, teil.

Das neue katarische Docklandungsschiff Al Fulk während der Seeerprobung. (Foto: Fincantieri)
Das neue katarische Docklandungsschiff Al Fulk während der Seeerprobung. (Foto: Fincantieri)

Al Fulk, Rumpfnummer L141, war 2016 als Teil eines katarischen Marinebauprogramms bestellt worden, das auch vier Korvetten der Al-Zubarah-Klasse und zwei Offshore-Patrouillenschiffe der Musherib-Klasse umfasste. Mit der Ablieferung von Al Fulk ist dieses Programm nun abgeschlossen. Das Landungsschiff ist ein leicht vergrößerter Abkömmling der San-Giorgio-Klasse, die Fincantieri in den 80er/90er Jahren für die italienische Marine baute. Es hat eine Einsatzverdrängung von 8.800 Tonnen, eine Länge von 142,9 und eine Breite von 21,5 Metern. Angetrieben von zwei Wärtsilä-Dieseln mit zusammen 12.000 kW Leistung erreicht es eine Geschwindigkeit von 20 Knoten.

„Amphibisches Raketenabwehr-Docklandungsschiff“

Außer der Besatzung von 150 Mann kann das Schiff 440 Mann Landungstruppen aufnehmen. Es verfügt über ein Welldeck am Heck, zwei Landepunkte für Hubschrauber an Deck und Hangarplatz für drei Hubschrauber NH90. Die Bewaffnung besteht aus einem 76-mm-Geschütz OTO Melara Super Rapido, vier 30-mm-Geschützen OTO Melara Marin WS und zwei Sylver A50 Senkrechtstartanlagen mit je acht Zellen für Aster 15 und 30 Flugabwehrlenkwaffen. Mit letzteren ist es auch zur begrenzten Abwehr ballistischer Flugkörper fähig.

Die ungewöhnliche offizielle Bezeichnung lautet deshalb vollständig „Amphibisches Raketenabwehr-Docklandungsschiff“. Mutmaßlich ist diese Fähigkeit für die Sicherheit Katars wertvoller als das Anlanden von Truppen, da die Halbinsel im Persischen Golf solche offensiven Operationen höchstens im multinationalen Rahmen durchführen dürfte. So beteiligte sich das Land 2011 mit der Entsendung von Kampfflugzeugen und Spezialkräften an der NATO-Intervention im libyschen Bürgerkrieg, und unterstützte 2015 die saudisch geführte Intervention im Jemen mit Bodentruppen und Kampfhubschraubern.

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Außenseiter- und Vermittlerrolle

Dabei spielt Katar mittlerweile selbst im regionalen Golf-Kooperationsrat eine Außenseiterrolle. Spannungen mit den Nachbarn Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten führten 2017 sogar zu einer Blockade der Halbinsel aufgrund der katarischen „Politik der offenen Tür“. Dies betraf vor allem Verbindungen des Landes zu islamistischen Gruppen, die Inhalte des in der Hauptstadt Doha angesiedelten Nachrichtensenders Al Jazeera und seine Rolle während des „Arabischen Frühlings“, insbesondere bei Unruhen in Bahrain.

Gleichzeitig beherbergt es das U.S. Central Command für den Nahen und Mittleren Osten. Wiederholt trat Katar als Vermittler zwischen westlichen Staaten und dem Iran sowie islamistischen Gruppen wie den Taliban auf, zuletzt in dem Bemühen um ein Abkommen zwischen Israel und der Hamas über ein Ende des Gazakriegs und Freilassung der israelischen Geiseln dort. Mittlerweile hat es allerdings Berichten zufolge das Hamas-Büro in Doha geschlossen und die dortige Führung der Terrororganisation des Landes verwiesen.

Blick auf das Heck des algerischen Docklandungsschiffs Kalaat Beni-Abbes mit der Pforte des Welldecks.
Blick auf das Heck des algerischen Schwesterschiffs Kalaat Beni Abbes mit der Pforte des Welldecks. (Foto: U.S. Navy/Justin Stumberg)

Erfolgreiche Landungsschiff-Familie von Fincantieri

Während einem Docklandungsschiff zum Zeitpunkt der Bestellung 2016 also möglicherweise eine wichtigere Rolle bei möglichen künftigen Operationen zuzukommen schien, sind die Mehrzweckfähigkeiten dieses Typs sicherlich auch für andere Einsätze nützlich. So bieten solche Einheiten aufgrund der Unterbringungskapazitäten für Personal und Material in Verbindung mit den Dock- und Hubschrauberfähigkeiten auch bei humanitären oder Evakuierungseinsätzen abseits ausgebauter Häfen, als Führungs-, Versorgungs-, Transport- oder Lazarettschiff sowie U-Jagd-Plattform große Vorteile.

Al Fulk ist das mittlerweile fünfte Mitglied der San-Giorgio-Familie von Fincantieri. Neben den drei ursprünglichen Schiffen der italienischen Marine erhielt Algerien 2014 die praktisch baugleiche Kalaat Beni Abbes. Die zwei ältesten Einheiten der Originalklasse sollen voraussichtlich ab 2028 durch zwei rund doppelt so große Landungsschiffe mit 16.500 Tonnen Verdrängung ersetzt werden. Fincantieri stellt zudem gegenwärtig den amphibischen Hubschrauberträger Trieste mit 38.000 Tonnen fertig, der den leichten Flugzeugträger Giuseppe Garibaldi ablösen soll.

Stefan Axel Boes