Die amerikanische Ingalls Shipbuilding hat einen Auftrag für den Bau drei weiterer amphibischer Landungsschiffe der San-Antonio-Klasse bei einer gleichzeitigen Modifikation des Vertrages für das nächste Hubschrauber-Landungsschiff der America-Klasse erhalten. Nach Angaben des Unternehmens ist dies das erste kombinierte Beschaffungsvorhaben seiner Art für amphibische Schiffe und hat einen Gesamtwert von 9,6 Milliarden US-Dollar. Gegenstand sind der Bau von LPD-33, -34 und -35 für das Haushaltsjahr 2027 sowie von LHA-10 USS Helmand Province.
Bei den ersten drei handelt es sich um Landing Platforms Dock von Flight II der San-Antonio-Klasse. Erst kürzlich hatte die letzte von 13 Flight-I-Einheiten die Ingalls-Werft in Pascagoula, Mississippi, verlassen (Soldat & Technik berichtete). Zwei Schiffe von Flight II – USS Harrisburg (LPD-30) und USS Pittsburgh (LPD-31) – befinden sich bereits im Bau. Für USS Philadelphia (LPD-32) erhielt das Unternehmen im März 2023 ebenfalls eine Vertragsmodifikation betreffend Designdetails und Konstruktion.

Während die Flight-I-Schiffe mit ihrer Kapazität von 700 Landungstruppen den Kern der Infanteriekräfte einer der sieben Marine Expeditionary Units (MEU) des U.S. Marine Corps transportieren, sollen die ebenfalls insgesamt 13 geplanten Einheiten von Flight II künftig die Rolle der Landing Ships Dock (LSD) der Harpers-Ferry- und Whidbey-Island-Klasse übernehmen. Diese befördern vor allem schwere Kampf- und Unterstützungsfahrzeuge.
Eine Expeditionary Strike Group (ESG), von der sich stets mindestes zwei auf See befinden, wird komplettiert durch ein Hubschrauber-Landungsschiff (Wasp-Klasse Landing Helicopter Dock, LHD, oder America-Klasse Landing Helicopter Assault, LHA). Diese tragen im Schwerpunkt die Luftstreitkräfte einer MEU. Die LHA der America-Klasse haben mit einer Einsatzverdrängung von knapp 45.000 Tonnen und einer Länge von von 257 Metern die Abmessungen von Flugzeugträgern des Zweiten Weltkriegs und können auch senkrechtstartfähige Kampflugzeuge der Marines vom Typ F-35B aufnehmen.
Neben sechs F-35B haben sie typischerweise auch vier schwere Transporthubschrauber vom Typ CH-53E/K, sieben leichte Transport- und Kampfhubschrauber UH- bzw. AH-1Y sowie zwei MH-60S der U.S. Navy für Such- und Rettungsaufgaben an Bord. Die Kipprotor-Transportflugzeuge MV-22 Osprey der MEU verteilen sich in der Regel auf alle drei Landungsschiffe der ESG. Andere Zusammensetzungen sind je nach Mission möglich. So kann die America-Klasse mit bis zu 20 F-35 an Bord auch als leichter Flugzeugträger dienen. Für den Betrieb der Luftfahrzeuge kann sie neben der Schiffsbesatzung von 1.059 Mann weitere 1.687 Marines aufnehmen.

Aufgrund von Erfahrungen im Einsatz wurde gegenüber den beiden ersten Einheiten von Flight 0 der Klasse das Flugdeck bei den beiden in Bau befindlichen Flight-I-Einheiten und der künftigen USS Helmand Province eigens gegen die direkte Einwirkung der heißen Abgasstrahlen von F-35 und MV-22 verstärkt. Während Flight 0 auch kein flutbares Welldeck für das Aussetzen von Landungsfahrzeugen im Heck hatten, ist dieses nun wieder vorhanden. Obwohl dies die Hangarkapazität für Luftfahrzeuge reduziert, scheint die größere Flexibilität innerhalb der ESG gewünscht.
Um die nach dem Verlust von USS Bonhomme Richard (LHD-6) durch Feuer bei Überholungsarbeiten 2020 noch sieben in Dienst stehenden Einheiten der Wasp-Klasse vollständig abzulösen, ist ein Flight II vorgesehen. Dieser soll durch einen verkleinerten Insel-Aufbau den Raum für eingeschiffte Luftfahrzeuge wieder erhöhen. In der Namensgebung setzt die U.S. Navy die mit der Iwo-Jima-Klasse in den 60er Jahren begründeten Tradition fort, ihre amphibischen Hubschrauberträger nach Kämpfen der Marines zu benennen. USS Helmand Province erinnert an den Einsatz in Afghanistan, ihre unmittelbare Vorgängerin USS Fallujah an den Irak-Krieg.
Stefan Axel Boes