In rund 60 Verbindungskommandos üben über 350 Reservistinnen und Reservisten in den kommenden Wochen den Ernstfall. Die Übung startet am 14. März im Regierungsbezirk Arnsberg. Ganz nach dem Motto „Vor der Krise Köpfe kennen“ trainieren Soldatinnen und Soldaten gemeinsam mit zivilen Institutionen und Behörden Themen und Aufgaben der Amts- und Katastrophenhilfe. Weitere Termine sind der 21. März (Regierungsbezirk Düsseldorf), 25. März (Regierungsbezirk Köln) und der 4. April (Regierungsbezirk Münster und Detmold).
Die Szenarien reichen von der Naturkatastrophe bis hin zur Unterstützung verbündeter Streitkräfte, die durch das Bundesland verlegen. So sorgt in einer „Lage“ Starkregen für überflutete Keller und Häuser. THW und Feuerwehren stoßen mit ihren Geräten und ihren Einsatzkräften an ihre Grenzen. In solchen Situationen sind die Verbindungskommandos der Bundeswehr in den Landkreisen und kreisfreien Städten die wichtigsten Ansprechpartner für die zivile Seite, um Unterstützungsmöglichkeiten der Bundeswehr zu besprechen.
Verbindungskommandos in verschiedenen Szenarien gefordert
Aber nicht nur während Naturkatastrophen sind die Verbindungskommandos gefordert. Ein anderes Szenario betrifft ein Convoy Support Center (CSC). Diese „militärischen Rastplätze“ werden etwa eingerichtet, wenn verbündete Streitkräfte durch Nordrhein-Westfalen verlegen – zum Beispiel auf dem Weg zur NATO-Ostflanke. Auf diesen Rastplätzen werden Soldatinnen und Soldaten mit Verpflegung versorgt, Fahrzeuge werden betankt oder repariert. Aber was passiert, wenn auf dem Rastplatz plötzlich der Strom ausfällt? Welche zivilen Unternehmen können in diesem speziellen Fall unterstützen?
Der Vorteil der Verbindungskommandos: Die Soldatinnen und Soldaten kommen aus der Region, sind vor Ort eng mit Vertretenden der Kommunalpolitik und zivilen Organisationen vernetzt und kennen die Strukturen und Möglichkeiten der Region. Diese kurzen Wege sorgen in der Krise für eine schnelle Unterstützung – etwa, wenn eine zivile Firma mit Notstrom aushilft, oder Streitkräfte mit schwerem Gerät Flüsse von Unrat befreien können.
Koordinierung durch das Landeskommando
Geplant und während der Übung koordiniert werden sämtliche Einsätze aus dem Landeskommando Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Hier sitzt sozusagen die Zentrale für das Bundesland und gleichzeitig der verlängerte Arm des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr in Berlin, das sämtliche Einsätze der Bundeswehr im In- und Ausland steuert. Oberstleutnant Achim S. aus dem Landeskommando NRW ist für die Regionalübung ’25 zuständig.
„Die Zivil-Militärische Zusammenarbeit im Bundesland wird über die jeweiligen Landeskommandos koordiniert“, erläutert er. „Wir sammeln in unserem Lagezentrum in Düsseldorf alle Informationen, prüfen die Möglichkeiten, wenn ein Landkreis einen Antrag auf Amtshilfe stellt. Oder nehmen selbst Kontakt mit den Verbindungskommandos auf, wenn die Bundeswehr von der zivilen Seite Unterstützung braucht. Dabei kann es sich um die Verpflegung von einem zivilen Caterer für ein Convoy Support Center handeln. Oder wir brauchen schnell örtliche Unterstützung von der Polizei, weil Demonstranten eine militärische Kolonne aufhalten. Es gibt zahlreiche Szenarien.“

Es geht nicht nur um Amtshilfe
Gerade beim Blick auf die sicherheitspolitische Lage wird deutlich: Soldatinnen und Soldaten in den Verbindungskommandos – allesamt Reservistinnen und Reservisten – sind mehr als unterstützendes Personal während der Corona-Pandemie oder einer Naturkatastrophe. Oberstleutnant S.: „Die Kameradinnen und Kameraden müssen raus aus der reinen Amtshilfe-Welt. Sie geben uns hier in Düsseldorf einen entscheidenden Blick bei Problemen und Krisen verschiedenster Art in die Lage vor Ort – das gilt sowohl für eine Naturkatastrophe als auch für die Unterstützung der Bundeswehr von ziviler Seite.“
Das Landeskommando Nordrhein-Westfalen führt fünf Bezirks- und 54 Kreisverbindungskommandos, die die Regierungsbezirke, Landkreise und kreisfreien Städte unterstützen. Zusätzlich gibt es Verbindungskommandos im Innenministerium sowie – aufgrund der Grenzlage – in Belgien und den Niederlanden. Die Verbindungskommandos beraten zivile Behörden zu Sicherheitsfragen und Amtshilfe. Bei Aktivierung sind sie rund um die Uhr einsatzbereit. Jedes Kommando besteht aus zehn Dienstposten und kann im Schichtbetrieb 24/7 arbeiten. Bei Aktivierung ruhen die zivilen Berufe.
Redaktion/sab