Libelle – Loitering Munition für die erweiterte Befähigung der Panzerabwehr aller Truppen

Der Krieg in der Ukraine zeigt deutlich, dass Kampfpanzer eine wichtige Rolle auf dem Gefechtsfeld einnehmen und auch in Zukunft einnehmen werden. Mit der gleichzeitigen Weiterentwicklung von Schutzkonzepten und Schutztechnologien für gepanzerte Fahrzeuge und Kampfpanzer wird es für infanteristische Kräfte in absehbarer Zeit immer schwerer werden, im Rahmen der Panzerabwehr aller Truppen das Gefecht gegen moderne Kampfpanzer aufnehmen zu können. Insbesondere eine Reifung und Verbreitung von abstandsaktiven Schutzsystemen – die in der neuesten Iteration einen 360-Grad-Schutz, teilweise auch gegen KE-Penetratoren, versprechen – birgt die Gefahr, dass klassische Panzerabwehrhandwaffen an ihre Grenzen kommen.

Genau für ein solches Szenario wurde die auf Panzervernichtung spezialisierte Loitering Munition vom Typ Libelle entwickelt, wie ein Vertreter von Diehl Defence gegenüber Soldat & Technik erklärt hat. Die Libelle soll genau dann zum Einsatz kommen, wenn klassische schultergestützte Panzerabwehrhandwaffen, Panzerabwehrlenkflugkörper und Loitering-Munition-Typen an ihre Grenze stoßen. Dabei soll die wenige Monate vor der Marktreife stehende Libelle in der Lage sein, jegliches auf dem Markt befindliche und angekündigte abstandsaktive Schutzsystem zu überwinden und im Anschluss selbst mittels Dachschutz, Reaktivpanzerung oder sonstigen Schutzdächern geschützte Kampfpanzer vernichten zu können – das alles sogar geschützt vor jeglichen Maßnahmen feindlicher Elektronischer Kampfführung (EloKa).

Diese Wirkleistung in Kombination mit der geringen Größe und Gewicht des Systems soll die Libelle nach Plänen von Diehl Defence zu einem optimalen Kandidaten für die sogenannte erweiterte Befähigung für abgesessene Kräfte zur Panzerabwehr in der Bundeswehr machen. Mit der erweiterten Befähigung zur Panzerabwehr beabsichtigen die deutschen Streitkräfte ein Panzerabwehrmittel einzuführen, das zur „nachhaltigen aktiven Vernichtung“ gepanzerter Feindkräfte geeignet ist, selbst wenn diese mit modernsten Schutzsystemen ausgestattet sind. Als Nutzer sind neben den Spezialkräften die Infanterie sowie ausgewählte Unterstützungskräfte des Heeres vorgesehen. Aktuell befindet sich das Projekt in einer Bewertungsphase, in der unterschiedliche Konzepte und Systeme untersucht werden.