Das britische Verteidigungsministerium hat eine nicht näher spezifizierte Anzahl von Dismounted Joint Fires Integrator Zielortungs- und Beobachtungssystemen in sechs unterschiedlichen, auf spezifische Aufträge zugeschnittene Versionen, im Wert von rund 115 Millionen Euro bestellt. Nutzer der Systeme sind Joint Terminal Attack Controller (JTAC) sowie Joint Fire Support Teams (JFST) des britischen Heeres, der Royal Air Force, der Royal Marines und der britischen Spezialkräfte.
Als Generalunternehmen für den Lieferauftrag fungiert Elbit Systems UK, eine britische Tochter des israelischen Rüstungskonzerns. Mitbeteiligt sind fünf weitere in Großbritannien ansässige Unterauftragnehmer. Dies geht aus einer gestern veröffentlichten Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London hervor.
Einer parallel veröffentlichten Unternehmensmitteilung von Elbit zufolge, sollen die Systeme in den nächsten fünf Jahren an die Streitkräfte ausgeliefert werden.
Ähnlich dem Projekt „Joint Fire Support Team abgesessen“ der Bundeswehr, mehr dazu im Wehrtechnischen Report „Soldat & Technik 2021“, beschaffen die britischen Streitkräfte im Rahmen des Dismounted Joint Fires Integrator-Programmes (D-JFI) eine moderne Beobachtungs- und Zielortungsausstattung für den abgesessenen Einsatz.
Das D-JFI soll eine schnelle sowie sichere Generierung und Übertragung von Zielinformationen innerhalb der britischen und alliierten Streitkräfte ermöglichen, um einen schnellen sowie präzisen Einsatz von Steilfeuer und Luftnahunterstützung (Close Air Support, CAS) zu ermöglichen. Besonderes Augenmerk bei den Systemen lieg auf der Modularität, der/der geringen Systemgröße und -gewicht, damit die Ausrüstung auch von Kräften im infanteristischen Einsatz mitgeführt werden kann.
Im D-JFI-System von Elbit Systems UK wurden mehrere Technologien des Unternehmens in einem Gesamtsystem integriert, darunter die TORCH-X Battle Management Application, das HattoriX System zur nicht erkennbaren Aufklärung hochpräziser Ziele, die CORAL Multi-Spectral elektro-optische Nutzlast zur verbesserten Zielerfassung bei Tag und Nacht sowie der leistungsstarke Rattler XR Laser Designator. Es kombiniert somit eine vernetzte, passive und aktive Zielerfassungslösung, die Zielinformationen erfasst, generiert und an Wirksysteme weiterleitet, um so ein effektives gemeinsames Präzisions- und Nicht-Präzisions-Feuer zu ermöglichen. Als Effektoren kommen Kampfflugzeuge und -hubschrauber genauso in Betracht wie Artillerie- bzw. Mörsersysteme sowie weitreichende Waffen der Royal Navy.
Die Lösung nutzt auch künstliche Intelligenz (KI) und wird mit den Funkkommunikationssystemen des britischen Heeres, der Royal Air Force und der Royal Marines verbunden. Die D-JFI-Lösung stützt sich auf die Einsatzerfahrung des Unternehmens bei der Bereitstellung von abgesetzten Netzwerk-Kampflösungen für andere Nationen ab.
HattoriX
Kernstück des Systems ist das HattoriX, das erstmals Ende 2018 öffentlich vorgestellt wurde. Es ist bei den israelischen Streitkräften in Nutzung und wurde kürzlich erfolgten Meldungen des Unternehmens zufolge jüngst bei mehreren Streitkräften in Europa und der Nato erfolgreichen Tests unterzogen. Alleinstellungsmerkmal des Systems ist die Fähigkeit zur passiven und schnellen Ermittlung von Zieldaten der Kategorie 1 (Zielortungsfehler < 6 m).
HattoriX kann mit jedem beliebigen elektro-optischen System zu einem Zielortungs- und Beobachtungsgerät kombiniert werden und besteht aus einem Goniometer, einem Missionscomputer, einer Touchscreen-Anzeigeeinheit und einem leichten Stativ.
Es ist ein passives/aktives Zielerfassungssystem, um vorgeschobene Beobachter der Artillerie bzw. Infanterie und Soldaten mit ähnlichen taktischen Aufträgen in die Lage zu versetzen, direkte Feuerunterstützung in wenigen Schritten und innerhalb kürzester Zeit zu ermöglichen und alle Zielinformationen an die Wirksysteme zu übermitteln.
Die passive Zieldatenermittlung erfolgt mittels einer Datenfusion von Geländedaten aus einer GIS-Datenbank (Geographical Information System) mit vorgeladenen Zieldaten, dem visuellem Feed des Systems und C2-Informationen. Dazu kombiniert das System Photogrammetrie-Algorithmen und ein Augmented Reality (AR)-Overlay.
Dadurch lassen sich Kategorie-1 Daten ohne Verwendung von aktiven und durch Aufklärungssysteme des Gegners erfassbaren Emittern (bspw. Laserentfernungsmessern) generieren, und nahtlos in jedes Führungsinformations- als auch Waffeneinsatzsystems zu übertragen.