StartAusrüstung & BekleidungEckernförde erhält neue Taucherdruckkammer

Eckernförde erhält neue Taucherdruckkammer

Andre Forkert

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Bereits Anfang April 2024 wurde im schleswig-holsteinischen Eckernförde ein neues stationäres Taucherdruckkammersystem (TDK) an die Marine übergeben. Ein entsprechender Vertrag über die Regeneration der Einrichtungen wurde zuvor im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit dem Hersteller HAUX-LIFE-SUPPORT GmbH geschlossen, wie die Beschaffungsbehörde meldet.

Der Marinestützpunkt Eckernförde ist nicht nur die Heimat des 1. U-Bootgeschwader und des Ausbildungszentrum U-Boote (AZU), sondern auch des Seebataillons und des Kommandos Spezialkräfte der Marine (KSM). Das KSM ist die Heimat der Kampfschwimmer, während die Minentaucher mit der Minentaucherkompanie (MiTaKp) seit 2014 Teil des Seebataillons sind. In Eckernförde befindet sich auch die Taucherübungshalle der Marine.

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Die neue Taucherdruckkammer in Eckernförde sichert die medizinische Versorgung der Taucherinnen und Taucher und bietet neue Möglichkeiten. (Foto: Bundeswehr/Bernd Körzel)

 Kein Tauchgang ohne Druckkammer

Gerade der Auftauchvorgang birgt für Taucher ein erhöhtes Risiko. Erfolgt er zu schnell, kann das die Lunge stark schädigen. Als Dekompressionskrankheit oder Druckfallkrankheit werden verschiedene Störungen durch Verletzungen in Folge zu schneller Druckentlastung nach Einwirkung von Überdruck bezeichnet. Die Verletzungen treten vor allem bei Tauchunfällen auf (Dekompressionsunfall), weswegen die Krankheit auch als Taucherkrankheit oder Caissonkrankheit (vom französischen Wort für Senkkasten) bezeichnet wird.

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Die gemeinsame Ursache aller Dekompressionsunfälle ist die Bildung von Gasblasen im Körperinneren (Ebullismus). Aber nicht nur zu schnelles Auftauchen birgt Gefahren für den Taucher, auch ein zu schnelles Abtauchen kann zu Tauchunfällen führen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Lungenriss kommen. Daher erfolgt kein Tauchgang, keine Ausbildung ohne das Vorhandensein einer Druckkammer.

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Eine Taucherdruckkammersystem ist ein Medizinprodukt und wird in der Bundeswehr zur Behandlung von derartigen Tauchunfällen eingesetzt. Nach den geltenden Vorgaben in der Bundeswehr muss für jeden Tauchgang daher sichergestellt sein, dass eine solche Einrichtung innerhalb von drei Stunden erreichbar ist. Hier erfolgt dann gegebenenfalls eine sogenannte hyperbare Sauerstofftherapie. Dabei wird der verunfallten Person über genau definierte Zeiträume medizinischer Sauerstoff verabreicht.

Dies alles geschieht unter hohen Druckverhältnissen – ähnlich denen unter Wasser, so das BAAINBw in seiner Meldung. Je nach Tauchtiefe regeln auch entsprechende NATO-Vorgaben genau, welche Behandlung im Einzelfall durchgeführt werden muss. Auf diese Weise sei sichergestellt, dass Unfälle im Zuständigkeitsbereich von NATO-Partnern in gleicher Art und Weise wie im eigenen Land erfolgen.

 Viele Verbesserungen

Insgesamt umfasst die Regeneration zehn stationäre Taucherdruckkammersysteme, die zunächst alle einer Dichtigkeitsprüfung unterzogen wurden. Das Ergebnis war laut BAAINBw beeindruckend: Neun der Einrichtungen sind noch so gut in Schuss, dass sie nur technisch upgedatet und optisch aufgearbeitet werden müssen.

Die Taucherdruckkammer in Eckernförde befindet sich bereits seit über 30 Jahren in der Nutzung, und bekam nun als einzige einen neuen Druckkörper. Natürlich wurde auch hier außerdem die gesamte Technik auf den neuesten Stand gebracht. Vor allem die Bereiche Patientenüberwachung, Elektroinstallation und Brandschutz standen dabei im Fokus. Das System kann darüber hinaus jetzt nicht nur mit Atemgas und Sauerstoff, sondern auch mit einem weiteren Mischgas betrieben werden – das erweitert die Nutzungsmöglichkeiten der Anlage für die Zukunft.

Im einfachsten Fall ist in der Druckluftflasche normale Luft mit 21 Prozent Sauerstoff und 78 Stickstoff (und einem Prozent sonstige Gase). Für Taucher kann der Stickstoff jedoch Probleme bereiten. Unter erhöhtem Druck löst sich der Stickstoff vermehrt im Körper. Je größer die Tiefe, desto höher ist der Druck, und desto mehr Stickstoff löst sich im Körper.

Auch die Zeit spielt eine wesentliche Rolle dabei: Je länger der Druck einwirkt, desto mehr Stickstoff kann aus dem Atemgas in den Körper übertreten. Kehrt der Taucher zurück zur Oberfläche, so muss er seinem Körper genug Zeit lassen, damit der Stickstoff wieder aus dem Körper über die Lunge ausgeschieden werden kann. Steigt er zu schnell aus großer Tiefe auf, könnten sich sonst Blasen in seinem Blut bilden.

Wegen der geschilderten Probleme mit dem Stickstoff benutzen heute viele Sporttaucher ein Atemgas mit erhöhtem Sauerstoffanteil und dadurch reduziertem Stickstoffanteil. Man spricht dann von Nitrox (nitrogen = Stickstoff, oxygen = Sauerstoff). Üblich ist heute ein Nitrox 32, also 32 Prozent Sauerstoff und somit 67 Prozent Stickstoff. Es gibt aber auch andere Mischungen.

Zu den beiden Gasen Sauerstoff und Stickstoff kann auch noch Helium hinzugefügt werden, man spricht dann von Trimix. Je nach Mischungsverhältnis können dann Tiefen bis 60 Metern oder sogar deutlich tiefer erreicht werden. Im Bereich des technischen Tauchens gibt es auch Möglichkeiten darüber hinaus.

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Ein Blick in das Innere der Taucherdruckkammer. (Foto: Bundeswehr/Bernd Körzel)

Technik aus Deutschland

Die HAUX-Taucherdruckkammern oder auch Tauchereinheiten kommen bei gewerblichen Berufstauchern, Forschungseinrichtungen, Polizei, Feuerwehr, Rettungskräften, Militär, Tauchschulen oder Tauchbasen zum Einsatz. Angeboten werden transportable Ein- und Zweipersonen-Druckkammern, mobile Einheiten oder wie in Eckernförde die stationäre HAUX-STARCOM 2000. Taucherdruckkammern können prinzipiell mobil oder stationär in einem Gebäude, aber auch fest eingebaut in einem Container, Schiff, Lkw oder Anhänger genutzt werden.

Laut Hersteller bietet die HAUX-STARCOM aufgrund der eingesetzten Planwand-Technik ein maximales Raumangebot für die Kammer-Insassen bei minimalen äußeren Abmessungen. Damit ist diese Kammer besonders für die Containerisierung oder den Einbau in Schiffen, Lkws oder Anhängern bei beengten Raumverhältnissen geeignet. Hinzu kommt ein optimaler Blickkontakt zwischen Hauptkammer-Insassen und Bediener durch das stirnseitig angeordnete Kontrollschaltpult mit zugeordnetem Sichtfenster. Besondere Kennzeichnen der HAUX-STARCOM-Serie sind laut Hersteller:

  • Betriebsüberdruck von 5 bar bis 50 bar
  • verfügbare Kammerdurchmesser beginnend bei 900 mm bis 2.500 mm
  • raumsparende Flachwandbauweise (bei höheren Drücken bzw. Gewichtseinschränkungen auch mit gewölbten Böden)
  • Werkstoffe: Ferritischer Stahl, nichtrostender Stahl oder hochfeste, seewasserbeständige Aluminiumlegierung
  • wahlweise stirnseitig oder längsseits angeordneter Fahrstand, ergonomisch, einfach und sicher zu bedienen.

Optional ist ein reichhaltiges Zubehörprogramm erhältlich, wie z.B.:

 

  • HAUX-SPRAY-FOG-Brandbekämpfungssystem
  • Rechnersteuerungen HAUX-DECOMAT 4.0, HAUX-DECOSUPPORT
  • Klimaanlage HAUX-HEATMASTER/HAUX-COOLMASTER
  • Zusatz-Druckgaslager besonders platzsparend unter/auf der STARCOM angeordnet
  • Anschlussflansche für das druckdichte Andocken von Tauchertransportkammern, z.B. DIN/NATO-STANAG-Bajonett-Flansch

Der Hersteller bietet die containerisierte Lösung HAUX-STARCOM 2000/5,5 Taucherbehandlungs-Druckkammer auch zur Miete an. Sie kann bei Ausbildungen oder Einsätzen als Container direkt auf dem Boot/Schiff oder am Uferrand des Sees betrieben werden. Die Zeiten für einen verunfallten Taucher werden so erheblich minimiert. Und die Zeit bis zum Beginn der Behandlung ist einer der entscheidenden Faktoren.

Für die Ausbildung von Tauchern, sowie für Gerätetests, werden auch komplexe Tauchsimulatoren für die Simulation von Wassertiefen bis zu 600 Meter angeboten. Neben dem eigentlichen Druckkammer-System gehören umfangreiche Peripheriegeräte zur Ausstattung, wie z.B. Life-Support-Systeme, Gas- Vorrats, -Misch- und -Aufbereitungs-Systeme, Wasserhandling sowie Steuerungs- und Medizintechnik und eine Vielzahl weiterer Komponenten.

Auch die Deutsche Marine nutzt den Tauchsimulator HYDRA 2000, die niederländische den MEDUSA, ebenso wie weitere Staaten wie Schweden (bis 160 Meter Wassertiefe) oder Griechenland. Die hohe Flexibilität in der Installation von HAUX-Komponenten in schon bestehende Tauchsimulatoren zeigt unter anderem der Umbau des Tauchsimulators der DLRG Berlin. Bei der Marine stellt die Regeneration der Taucherdruckkammersysteme beziehungsweise deren Update auch zukünftig die Einsatzbereitschaft im Taucherwesen sicher – auf technisch aktuellem Niveau.

Andre Forkert

 

Die neue Taucherdruckkammer in Eckernförde sichert die medizinische Versorgung der Taucherinnen und Taucher und bietet neue Möglichkeiten. (Foto: Bundeswehr/Bernd Körzel)

 

Ein Blick in das Innere der Taucherdruckkammer. (Foto: Bundeswehr/Bernd Körzel)