Das Flugabwehrsystem Skyranger 30 von Rheinmetall ist auf dem besten Weg, europäischer Standard zu werden. Nachdem GDELS Steyr kürzlich die Variante auf Pandur Evolution vorgestellt hatte, von der dem österreichischen Bundesheer ab 2026 insgesamt 36 Fahrzeuge zulaufen sollen (Soldat & Technik berichtete), hat Dänemark in der vergangenen Woche 16 Systeme für die Plattform Piranha V bestellt. Diese sollen zwischen 2026 und 2028 geliefert werden. Die Bundeswehr erhält bekanntlich zunächst 19 Systeme auf Boxer, während Ungarn nach erfolgreichem Abschluss eines Entwicklungsvertrags den Einsatz auf dem Fahrgestell des Schützenpanzers KF41 Lynx plant.

Die Türme für die einzelnen Kunden unterscheiden sich in Details, etwa der Flugkörperbewaffnung neben der 30-mm-Revolverkanone Rheinmetall KCE. Deutschland wird zunächst den amerikanischen Stinger in einer besonders für die Bekämpfung von Drohnen geeigneten neuen Version mit Abstandszünder integrieren, diesen aber möglicherweise später durch eine spezialisierte Lenkwaffe wie die Small Anti Drone Missile von MBDA ersetzen. Österreich hat die französische Mistral 3 gewählt. Dänemark hat noch keine offizielle Wahl getroffen, neigt aber Berichten zufolge ebenfalls Mistral zu.

Der österreichische Turm für den Pandur ist zudem leichter und enthält etwa nur drei statt vier Panele für das Radarsystem Spexer. Eine eigene Variante ist Skyranger 35 mit der 35-mm-Revolverkanone KDE. Diese hat Rheinmetall auf der diesjährigen Eurosatory in Paris und kürzlich zusammen mit diversen Plattformen für Skyranger 30 bei einem Demonstrationsschießen in der Schweiz auf dem Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 1 vorgestellt. Laut Berichten von der Veranstaltung beruht diese Kombination auf entsprechendem Interesse aus der Ukraine, die ein weiterer möglicher Kunde ist.
Damit dürfte das Marktpotenzial allerdings nicht erschöpft sein, da zahlreiche Streitkräfte derzeit nach Systemen suchen, um angesichts der Erfahrungen des Ukraine-Krieges ihre lange vernachlässigten Fähigkeiten zur mobilen Flugabwehr wieder aufzubauen. Insbesondere gilt dies mit Blick auf den massiven Einsatz von Drohnen aller Art in der Ukraine. Skyranger als integriertes System mit Radar- und optronischer Zielerfassung bzw. Feuerleitung, schnellfeuernder Maschinenkanone mit Fähigkeit zum Verschuss von tempierbarer Airburst-Munition sowie zusätzlichen Lenkwaffen ist hier ideal positioniert, zumal die Integration auf verschiedenen Plattformen bereits nachgewiesen ist.
Bislang gibt es nur wenige vergleichbare Angebote. Die U.S. Army setzte unter der Bezeichnung M-SHORAD auf eine Kombination von fremdgetriebener XM914 Maschinenkanone im Kaliber 30 x 113 mm, Stinger und einer Version des Panzerabwehr-Lenkflugkörpers Hellfire mit Radarsuchkopf, Splittergefechtskopf und Annäherungszünder, geleitet von einem Multifunktionsradar gegen Luft- und Bodenziele. Mit dem Fahrgestell des Radpanzers Stryker wurde das System kürzlich „Stout“ getauft. Die offene Trageweise der Hellfire erwies sich jedoch als problematisch, so dass der entsprechende Zwillingsstarter durch vier weitere Stinger ersetzt werden soll.

Gegenüber der Rheinmetall KCE mit ihrer Munition im Kaliber 30 x 173 mm hat die XM914-Kanone zudem eine geringere Feuer- und Mündungsgeschwindigkeit, und soll erst in einer künftigen Entwicklungsstufe zum Verschuss von Airburst-Munition befähigt werden. Dann soll auch ein Nachfolger für Stinger zur Verfügung stehen. Sowohl bei Skyranger als auch M-SHORAD/Stout gibt es zudem Pläne zur Integration von Hochenergie-Lasern, die als ideale Waffen zur Drohnenabwehr gelten.

Schweden verfügt über die Flugabwehrvariante Lvkv 9040 des Schützenpanzers CV90 mit 40-mm-Kanone von Bofors. Die Türkei produziert seit 2016 den Flakpanzer Korkut mit zwei 35-mm-Kanonen Oerlikon KDC, ähnlich dem deutschen Gepard. Südkorea, das bereits mit verschiedenen gepanzerten System auch in Europa Verkaufserfolge erzielen konnte, bietet den K30 Biho mit zwei in Lizenz produzierten Oerlikon KCB im Kaliber 30 x 170 mm an. Das System wurde von Indien ausgewählt, aber 2020 zugunsten eines eigenen Projekts storniert. Unterhalb dieser schweren Systeme gibt es noch Entwicklungen wie Mangart 25 des slowenischen Turmherstellers Valhalla mit 25-mm-Kanone Rheinmetall KBA.
Stefan Axel Boes