Gebirgsregionen fällt eine globale Bedeutung zu: Gebirgszüge charakterisieren mit einer Ausdehnung von 32 Millionen Quadratkilometern einen großen Anteil der Erdoberfläche. In Norwegen machen sie beispielsweise mehr als 90 Prozent der Landfläche aus. Das Gebirge gewinnt durch seinen Rohstoffreichtum, aber auch seine Bedeutung für die Energie- und Trinkwasserversorgung von urbanen Ballungszentren an geopolitischer Relevanz. Von daher haben sie bei militärischen Operationen strategisch und operativ eine erhebliche Bedeutung. Auch an der Ostflanke der NATO weist das Gelände vielfach Gebirgscharakter auf. Die Karpaten beispielsweise spannen sich in Ost- und Südosteuropa über mehrere NATO-Staaten und unter anderem durch die angrenzende Ukraine hinweg über einen über 1.300 km langen und bis zu 350 km breiten nach Westen offenen Bogen hinweg – mit Höhen von bis zu 2.655 m in der Hohen Tatra in der Slowakei.
Kritische Infrastruktur im Gebirge
Gebirge weisen in der Regel ein schlechtes Wegenetz und eine relativ geringe Bevölkerungsdichte auf, haben aber dennoch eine relevante geopolitische Bedeutung. Die Trinkwasserversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung, die sich in der Mehrzahl auf große städtische Ballungszentren konzentriert, wird im Wesentlichen aus den Gebirgsregionen sichergestellt. Und auch für die Energieversorgung der Zukunft – unabhängig von Energieträgern wie Öl und Gas – spielen Kraftwerke und Staudämme in Gebirgsregionen eine zunehmende Rolle. Darüber hinaus sind für die rohstoffabhängige Industrie in unserer Gesellschaft die oft im Gebirge vorhandenen Bodenschätze essenziell. Dadurch, dass viele Regionen der Erde von Gebirge durchzogen sind oder gebirgsähnlichen Charakter aufweisen, wird auch zwangsläufig der Gebirgsaspekt in der militärischen Operationsführung zukünftig eine bedeutende Rolle spielen.
Grundsätzliche Aspekte des Gebirgskampfes
Gebirgskampf lässt sich grundsätzlich als der Einsatz von Kräften in einem Gelände mit großen Höhenunterschieden, besonderen Einflüssen des Wetters sowie geringer oder gänzlich fehlender Infrastruktur definieren. Ein statischer Einsatz der Kräfte, wie beispielsweise von 1915 bis1918 in einem von zwei Armeen jahrelang praktizierten Stellungskrieg im Gebirge verspricht in Zeiten von Kampfhubschraubern und bewaffneten Drohnen keinen Erfolg mehr. Der heutige und zukünftige Gebirgskampf wird zwar weiterhin oft ein Einsatz in großen und unübersichtlichen Räumen mit wenigen Bewegungsachsen sein. Er ist aber heute durch kurzfristig wirksame und weitreichende Aufklärungs- und Wirkmittel und das schnelle, bewegliche und aufgelockerte Gefecht geprägt. Diese besonderen Anforderungen bedeuten wiederum, dass unter diesen Bedingungen nur eine Truppe mit spezieller Ausrüstung, Ausstattung und Ausbildung ihren militärischen Auftrag in der Operationsführung im Gebirge erfüllen kann.
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