Saab hat einen Auftrag der schwedischen Beschaffungsbehörde für 22 weitere Kampfboote vom Typ Combat Boat 90 (CB90) Next Generation erhalten. Das teilte das Unternehmen am gestrigen Freitag mit. Der Auftragswert betrage etwa 900 Millionen schwedische Kronen (800 Millionen Euro), die im II. Quartal 2025 gebucht worden seien. Die Auslieferung solle fortlaufend über die nächsten Jahre hinweg erfolgen. Zuletzt hatte Schweden nach Angaben von Saab zehn Boote des Typs im Juni 2024 bestellt.
Das Combat Boat 90, schwedische Bezeichnung Stridsbåt 90 H, wird von der mittlerweile zu Saab gehörenden Docksta-Werft gebaut und hat sich als internationaler Verkaufsschlager erwiesen. Allein an Schweden wurden seit 1991 bisher 165 Exemplare geliefert, die beiden jüngsten Aufträge nicht eingerechnet. Davon wurden auch 32 an die Ukraine abgegeben. Weitere Betreiber sind Mexiko, Peru, Norwegen, Malaysia, Griechenland und die USA. Insgesamt sind bislang rund 300 Boote ausgeliefert oder bestellt.
Combat Boat 90 auch Kandidat für Seebataillon
Auch in Deutschland ist das CB90 Kandidat für die Beschaffung von bis zu 15 schnellen Kampfbooten für das Seebataillon der Marine. Mitbewerber ist das finnische Watercat M18 AMC, da eine Bedingung die erfolgte Einführung bei einem NATO-Partner ist. Anfang des Jahres sprach der Kommandeur des Seebataillons angesichts der künftigen Ausrichtung des Verbands auf den amphibischen Jagdkampf sogar von einem Bedarf von 40 Booten. Das Beschaffungsverfahren hat sich bislang allerdings aufgrund der deutschen Anforderungen als recht zähflüssig erwiesen.
Das CB90 entsprang einem Wettbewerb um die Nachfolge des Transportbåt Större (TpbS-200) aus den 1960er Jahren, um schnelle amphibische Operationen in der schwedischen Schärenlandschaft mit zahlreichen kleinen Inseln durchzuführen. Gegenüber dem Vorgänger kann es mit 20 Mann nur halb soviel Truppen aufnehmen – das H in Stridsbåt 90 H steht für „Halbzug“ – ist aber mit 40 Knoten doppelt so schnell und aufgrund seines Waterjet-Antriebs äußerst wendig. Aus voller Fahrt kann es innerhalb von zweieinhalb Bootslängen komplett aufstoppen.
Weltweiter Einsatz in verschiedenen Rollen
Der Tiefgang beträgt bei 15,9 Meter Länge und 15 Tonnen Standard-Verdrängung nur 80 Zentimeter. Landungstruppen können über eine schmale Bugrampe abgesetzt werden. Die Bootsbesatzung besteht in der Regel aus drei Mann. Bei der schwedischen Marine ist das CB 90 mit zwei vorwärtsfeuernden und einem beweglichen schweren Maschinengewehr Browning M2 im Kaliber 12,7 mm bewaffnet. Auch eine 40-mm-Granatmaschinenwaffe kann geführt werden. Alternativ zur Transportrolle kann der Typ vier Seeminen oder sechs Wasserbomben aufnehmen und wurde mit diversen anderen Waffen wie Hellfire-Lenkflugkörpern oder dem 120-mm-Zwillingsmörser NEMO getestet.
Weltweit wird der Typ in mehreren Versionen und verschiedenen Rollen eingesetzt, so als Küstenwach- und Rettungsboot. 2002 bestellte Schweden 27 CB90 HS mit Panzerung und ABC-Schutzbelüftung. Ein unbewaffnetes Exemplar wird von der schwedischen Polizei betrieben. Auch die Wasserschutzpolizei Mecklenburg-Vorpommern lieh sich unter anderem für den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 ein Boot von der Docksta-Werft, das sich eine spektakuläre Jagd mit mehreren Greenpeace-Schlauchbooten lieferte. Die Version Next Generation verfügt über effizientere Waterjets, eine ergonomischere Auslegung sowie neue Sensorik und Kampfführungssystem.
Stefan Axel Boes