StartBewaffnungBodengebundene Luftverteidigung im Fokus der ILA

Bodengebundene Luftverteidigung im Fokus der ILA

Stefan Axel Boes

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Angesichts des fortdauernden Krieges in der Ukraine, aber auch des kürzlichen iranischen Raketenangriffs auf Israel, ist das Thema bodengebundene Luftverteidigung gegen Bedrohungen von der Quadrocopter-Drohne bis zur ballistischen Rakete zu einem beherrschenden Thema geworden. Darauf reagieren auch die Hersteller entsprechender Systeme bei ihrem Auftritt auf der internationalen Luftfahrtausstellung ILA vom 5. bis 9. Juni in Berlin.

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Das Hensoldt TRML-4D Luftraumüberwachungsradar ist Hauptsensor des ITIS-T SLM Flugabwehrsystems. (Foto: Hensoldt)

So stellt Diehl Defence die gesamte derzeit geplante Familie der in der Ukraine bewährten Flugabwehr-Lenkwaffe IRIS-T vor. Dies umfasst eine vollständige Feuereinheit des Systems IRIS-T SLM mittlerer Reichweite, von dem die Ukraine bislang nach offiziellen Angaben drei von geplant zwölf erhalten hat, und zunächst sechs ab Ende 2025 der Bundeswehr zulaufen sollen. Außerdem das hochmobile System IRIS-T SLS Mk. III kurzer Reichweite, dessen Lenkwaffe ebenfalls an die Ukraine geliefert wurde und künftig auf Boxer-Fahrgestell im neuen Flugabwehrraketenpanzer der Bundeswehr zum Einsatz kommen soll.

Erstmals zeigt das Unternehmen auch ein Modell der geplanten Langstreckenversion IRIS-T SLX, das die Bekämpfungsreichweite auf 80 Kilometer erhöhen soll. Die gesamte IRIS-T-Familie ist wichtiger Bestandteil der deutschen European Sky Shield Initiative (ESSI) für eine gemeinsame europäische bodengebundene Luftverteidigung. So planen die baltischen Staaten, Österreich und Slowenien die Beschaffung von IRIS-T SLM. Ergänzend zeigt Diehl das elektromagnetische Drohnenabwehrsystem Guardion.

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Hauptsensor der IRIS-T SLM-Feuereinheit ist das TRML-4D Luftraumüberwachungsradar von Hensoldt, bislang in neun Exemplaren an die Ukraine geliefert. Der Hersteller zeigt das System, das etwa 1.500 Ziele im Umkreis von 250 Kilometern bis zu einer Höhe von 30 Kilometern erkennen und verfolgen kann, ebenfalls auf der ILA. Daneben demonstriert Hensoldt sein passives Radarsystem Twinvis, dass allein aufgrund vorhandener elektromagnetischer Emissionen von Quellen in bis zu 100 Kilometer Entfernung ein präzises Luftlagebild erstellen kann, und weitere Aufklärungs- und Selbstschutzsysteme.

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Rheinmetall stellt unter anderem den Skyranger 30 und seinen mit MBDA Deutschland entwickelten Laserwaffendemonstrator auf der ILA vor. (Foto: Rheinmetall)

Schließlich zeigt Rheinmetall den künftigen Bundeswehr-Flakpanzer Skyranger 30, ebenfalls auf Boxer-Fahrgestell. Das Fahrzeug, von dem zunächst 19 Exemplare mit einer Option auf 30 weitere beschafft werden und ab 2026 der Truppe zulaufen sollen, kombiniert eine Rheinmetall-Oerlikon KCE 30-mm-Revolverkanone mit einem Zwillingsstarter für Stinger Flugabwehr-Lenkwaffen und in den Turm integrierten Radarantennen sowie optronischen Sensoren. Die Stinger sollen langfristig durch spezielle Drohnenabwehr-Lenkwaffen, beispielsweise auf Basis des MBDA Enforcer (Wirkmittel 1800+) ersetzt werden.

Zusammen mit MBDA Deutschland präsentiert Rheinmetall außerdem den Laserwaffendemonstrator der beiden Unternehmen. Das System wurde bereits von Juni 2022 bis September 2023 mit über 100 Schüssen gegen Luftziele auf der Fregatte Sachsen getestet und soll bei der Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen auf weiteres Entwicklungspotenzial untersucht werden. Laserwaffen könnten ein kostengünstiges Mittel der Abwehr insbesondere von Schwarmattacken durch Drohnen und andere Luftkriegsmittel werden. Rheinmetall hat bereits die Integration in den Skyranger vorgeschlagen.

Stefan Axel Boes