StartTaktik & AusbildungVon der Musterung bis zum Einsatz: Fitnessstandards der Armee im Fokus

Von der Musterung bis zum Einsatz: Fitnessstandards der Armee im Fokus

Fynn Becker

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Die neuesten Ergebnisse des Fitnesstests der Schweizer Armee (FTA) für 2023 zeigen eine sehr erfreuliche Entwicklung. Es wurden sowohl bei den stellungspflichtigen Männern des Schweizer Milizsystems als auch bei den freiwillig rekrutierten Frauen ein signifikanter Anstieg der körperlichen Fitness festgestellt.

Der FTA besteht aus fünf Übungen: Standweitsprung, Medizinballstoß, globaler Rumpfkrafttest, Einbeinstand und einen Ausdauerlauf. Vorab wird allerdings mittels Fragebogen festgestellt wie das allgemeine Bewegungsverhalten der zukünftigen Soldatinnen und Soldaten aussieht. Menschen die mindestens 150 Minuten Sport in der Woche treiben, gelten als ausreichend aktiv. Eine Grenze, die von fast 79 Prozent erreicht wird. Nach dem Fragebogen folgt der Test. Bei diesem Test kann eine maximale Gesamtpunktzahl von 125 Punkten erreicht werden. Der Durchschnittswert im Jahr 2023 lag bei 67,6 Punkten.

Auffällig ist hier, dass Frauen mit durchschnittlich 76,4 Punkten besser als die Männer abschnitten und sich im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Punkte verbesserten. 25,4 Prozent der Männer und 31,2 Prozent der Frauen erhielten die Militärsport-Auszeichnung, für die mindestens 80 Punkte erforderlich sind. Daraus lässt sich schließen, dass einige stellungspflichtige Männer und Frauen gut vorbereitet waren. Möglicherweise lässt sich dies auf ausreichend Sport oder durch Nutzung der neuen Ready App zurückführen. Bei der Ready App handelt es sich um eine Sport-App, die von der Schweizer Armee in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen entwickelt wurde. Mit Hilfe dieser App können sich Menschen auf ihre Rekrutierung und Wunschfunktion vorbereiten. Aber auch aktive Soldaten haben die Möglichkeit sich mit dieser App in ihren militärischen Laufbahnen oder auch im Alltag fitzuhalten.

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Fitnessstandards und Musterungsprozess der Bundeswehr

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Die Bundeswehr legt ähnlich wie die Schweizer Armee großen Wert auf die körperliche Fitness ihrer Soldaten. Der Basis-Fitness-Test (BFT), der bei der Bundeswehr regelmäßig durchgeführt wird, besteht aus einem 11×10 Meter-Sprint, Klimmhang zur Messung der Kraft und einem 1.000-Meter-Lauf zur Bewertung der Ausdauer. Zusätzlich zu diesem Test gibt es weitere Programme zur Förderung der körperlichen Fitness, wie das „Fit-ohne-Geräte“ Programm. Dieses Programm basiert auf Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Seit ein paar Jahren wird an allen Bundeswehrstandorten das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) angeboten. Das BGM bietet Bundeswehrangehörigen die Möglichkeit bis zu zwei Stunden in der Woche an gesundheitsförderlichen Maßnahmen bzw. Kursen teilzunehmen.

2019/2020 habe ich selbst den Musterungsprozess in Wiesbaden durchlaufen. Dieser Prozess gestaltete sich sehr schnell und gut durchgeplant. Zunächst erfolgten die grundlegenden körperlichen Untersuchungen, bei der besonders die Herz- und Kreislaufwerte unter Belastung überprüft wurden. Im Anschluss wurde in einem Computertest Intelligenz, Matrizenverständnis und Geschicklichkeit getestet. Bei einem abschließenden Gespräch beurteilten Psychologen und der Einplaner die Testergebnisse, die Eignung als Soldat und die Motivation. Ein Sporttest fand hier nicht statt.

Körperliche Leistungsfähigkeit in der Bundeswehr – eigene Erfahrungen

Zurückblickend war in den letzten vier Jahren die allgemeine Grundausbildung (AGA) in Schwarzenborn meine intensivste und körperlich anspruchsvollste Zeit bei der Bundeswehr. Der Sport war sehr umfangreich und hatte einen hohen Stellenwert. Gepäckläufe oder Eilmärsche standen wöchentlich auf dem Dienstplan. Durch die Durchführung von Eingangs-, Zwischen-, Ausgangs-BFTs und dem Soldaten-Grundfitness-Tool überprüfte und dokumentierte die Einheit den Fitnessstand eines jeden Rekruten über die gesamte AGA hinweg. So ließ sich eine mögliche Leistungssteigerung gut feststellen. Weiter umfasste die Ausbildung alle grundlegenden militärischen Bereiche, darunter Sanitätsdienst, Wachdienst, Ausbildungen an den Waffen (G-36, MG-5), Überleben im Felde sowie das Arbeiten mit Karte und Kompass.

Im Vergleich dazu änderte sich in einer meiner folgenden Einheiten der Fokus. Abgesehen von der Vorbereitung auf Übungsvorhaben gab es deutlich weniger Dienstsport, was dazu führte, dass sich die körperliche Fitness mancher Soldaten verschlechterte. Dies war besonders auffällig bei denen es an Selbstdisziplin mangelte, und welche nicht eigenständig Sport trieben, und so ihre Fitness einbüßten. Der Fokus lag hier also nicht wie in der AGA auf der militärischen Grundfitness, sondern auf dem Erhalt verschiedenster militärischer Fähigkeiten.

Fazit

Unabhängig der Verwendung eines Soldaten und des Dienstgrades bei der Bundeswehr, spielt die körperliche Fitness eine zentrale Rolle in der militärischen Ausbildung und im Dienstalltag. Sowohl die Schweizer Armee als auch die Bundeswehr legen großen Wert auf die körperliche Leistungsfähigkeit ihrer Soldaten. Die Erfahrungen zeigen, dass regelmäßige Fitnessüberprüfungen und intensive Trainingsprogramme bzw. Ausbildungskonzepte unerlässlich sind um die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte sicherzustellen. Hier wäre es zu empfehlen sich an den Konzepten der Niederländer zu orientieren. Die Trainingspläne werden auf die jeweiligen Truppengattungen und Verwendungen zugeschnitten.

Fynn Becker