StartMobilitätLitauens Boxer-Flotte wächst auf 110 Fahrzeuge

Litauens Boxer-Flotte wächst auf 110 Fahrzeuge

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Die litauische Regierung hat über die europäische Beschaffungsorganisation OCCAR weitere 27 Boxer bestellt, wie die OCCAR auf LinkedIn und auf ihrer Webseite mitgeteilt hat. Am 11. Oktober unterzeichnete OCCAR-Direktor Joachim Sucker im Namen Litauens den Boxer-Vertragszusatz 16 mit dem Boxer-Industriepartner ARTEC GmbH. ARTEC ist das Joint Venture zwischen Rheinmetall Land Systems (64 Prozent) und KNDS Deutschland (36 Prozent), das 1999 für die Entwicklung und Produktion des Gepanzerten Transport-Kraftfahrzeugs (GTK) Boxer gegründet worden ist.

Mit der Vertragsergänzung ist neben der Beschaffung der Fahrzeuge die logistische Unterstützung und die Entwicklung eines neuen Missionsmoduls vereinbart worden, schreibt die OCCAR. Demnach entwickelt die ARTEC im Auftrag Litauens eine technische Variante des eingeführten Schützenpanzermoduls. Durch Integration von technischer Ausrüstung (z.B. für die Minenräumung) direkt in die bestehende Konfiguration des litauischen Schützenpanzers soll die taktische Mobilität deutlich verbessert werden.

Boxer Vilkas der letzte OCCAR
Die litauische Boxer-Flotte um den hier abgebildeten Boxer IFV Vilkas wächst um 27 Fahrzeuge mit Pionierfähigkeiten. (Foto: OCCAR)

Litauen hatte im August 2016 einen Vertrag zur Beschaffung von 91 GTK Boxer abgeschlossen und wurde damit nach Deutschland und den Niederlanden dritter Nutzer des 8×8-Fahrzeugs. Erstmals erhielt der Boxer – in Litauen als Vilkas bezeichnet – mit dem Samson Mk-II von Rafael einen Infanterieturm, dessen Integration sich derart schwierig gestaltete, dass die volle Akzeptanz der Fahrzeuge erst im Februar 2024 hergestellt werden konnte. Mit der neuen Bestellung wächst die Boxer-Flotte nach OCCAR-Angaben auf 110 Fahrzeuge.

Nach bisher bekannten Bestandszahlen verfügt Litauen über 85 Boxer in der Variante Infanteriekampffahrzeug, vier Boxer in der Variante Führungsfahrzeug und zwei Boxer Fahrschulfahrzeuge. Das ergibt in der Summe 91 Boxer. Zusammen mit den jetzt bestellten 27 Boxer wächst demnach die Flotte auf 118 Fahrzeuge. Die Differenz zur OCCAR-Zahl konnte noch nicht geklärt werden.

Mit der neuen Bestellung erhöht sich nach OCCAR-Angaben die Gesamtzahl der unter Vertrag stehenden Boxer-Fahrzeuge auf über 1.350 in allen vier Boxer-Nationen (Deutschland, Niederlande, Litauen und Vereinigtes Königreich). Hinzu kommen 211 Boxer Combat Reconnaissance Vehicles (CRV) für Australien und 123 Boxer schwere Waffenträger, die ohne OCCAR-Beteiligung von Rheinmetall Defence Australia produziert wurden und werden, sowie 19 Boxer Skyranger 30, die bei Rheinmetall unter Vertrag gegangen sind.

Das Boxer-Programm befindet sich in einer spannenden Phase, in der zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung stehen, schreibt die OCCAR. Dies sei daher ein wichtiger erster Schritt zur Bereitstellung neuer und hochmoderner Boxer-Varianten und -Aktivitäten. Eine Reihe von Beschaffungen im Namen aller anderen Boxer-Nationen sei im Gange. Die OCCAR stellte in Aussicht, weitere Einzelheiten voraussichtlich in den kommenden Monaten bekannt geben zu können.

Aus deutscher Sicht sind da zu nennen: der Radschützenpanzer Boxer mit Puma-Turm, der möglicherweise noch in diesem Jahr nach parlamentarischer Billigung unter Vertrag gehen soll, und der Artillerie-Boxer RCH 155. Aus Großbritannien ist Interesse an Berge-, Brücken- und ebenfalls Artillerie-Boxern bekannt, deren Realisierung schon fortgeschritten ist. Auch die Niederlande wollen mit EloKa-Boxern ihren Bestand vergrößern. Auf der Warteliste für die Auslieferung stehen der JFST-Boxer für die Unterstützung der Joint Fire Support Teams in Deutschland und des ersten Artillerie-Boxer RCH 155 an die Ukraine. Letzterer soll noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.

Gerhard Heiming