Bereits im Juli hatten Rheinmetall und der italienische Rüstungskonzern Leonardo ein entsprechendes Memorandum of Understanding unterzeichnet (Soldat & Technik berichtete), nun kündigten sie die Gründung eines Joint Venture unter dem Namen Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) voraussichtlich im ersten Quartal 2025 an. Nach Zustimmung der entsprechenden Regulierungsstellen entstände damit ein neuer Player in der europäischen Panzerproduktion, so Rheinmetall in einer Pressemitteilung.
Wie vereinbart sollen beide Partner jeweils 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten, 60 Prozent der Tätigkeit jedoch in Italien erfolgen. Rechtlicher Sitz soll Rom werden, operatives Hauptquartier La Spezia. Ziel ist zunächst die Produktion neuer Kampf- und Schützenpanzer für das italienische Heer. Jedoch sehen die Partner auch gute Aussichten für künftige Exporte.
Der Schritt folgte auf das Scheitern von Gesprächen zwischen der deutsch-französischen KNDS und Leonardo über eine Produktion des Leopard 2A8 als Ergänzung bzw. Ersatz für den derzeitigen italienischen Kampfpanzer Ariete. Berichten zufolge forderten die Italiener einen größeren Teil an der Produktion, als KNDS zugestehen wollte. Konkurrent Rheinmetall war hier offenbar flexibler. Insbesondere sollen Missionssysteme, elektronische Ausrüstung und Waffenintegration von Leonardo übernommen werden.
Damit ist nun der KF51 Panther als Basis für den neuen italienischen Kampfpanzer vorgesehen. Zudem ist der Schützenpanzer Lynx für das Programm zur Ablösung des einheimischen Dardo gesetzt. Zu beiden Typen kommen noch diverse Varianten wie Berge-, Pionier- und Brückenlegepanzer hinzu. Allein das Schützenpanzerprogramm soll über 1.000 Fahrzeuge in 16 Versionen mit modularem Design auf Lynx-Basis umfassen, darunter für Aufklärung und Panzerabwehr.
Rheinmetall hat bereits den Lynx mit Leonardos Turm Hitfact II für 105- oder 120-mm-Kanone präsentiert, der auch auf dem italienischen Radpanzer Centauro 2 zum Einsatz kommt. Ausdrücklich genannt in der Mitteilung von Rheinmetall wird das Flugabwehrsystem Skyranger, das nach Ungarn, Deutschland, Österreich und Dänemark damit den nächsten Kunden fände (Soldat & Technik berichtete ebenfalls). Die genaue Bewaffnung mit 30- oder 35-mm-Kanone sowie Lenkflugkörpern ist noch nicht bekannt.
Stefan Axel Boes