Die Niederlande wollen im Zeitraum 2027 bis 2030 46 Kampfpanzer Leopard 2 A8 beschaffen, kündigte Verteidigungsstaatssekretär Gijs Tuinman am 14. Oktober in einem Brief an das niederländische Parlament mit. Damit solle ein Panzerbataillon mit 500 Soldaten neu aufgebaut werden und ab 2030 einsatzbereit sein. Optional sollen weitere sechs Kampfpanzer beschafft werden. Darüber soll 2027 entschieden werden. In dem Beschaffungsvertrag soll auch die Lieferung von Spezialwerkzeugen und Ersatzteilen, die Durchführung von Wartung und Schulungen sowie die Bereitstellung von Dokumentationen vereinbart werden.
Bereits im September hatte das niederländische Verteidigungsministerium den Plan zur Beschaffung von Kampfpanzern offengelegt und das Budget zwischen einer und 2,5 Milliarden Euro beziffert. Die Niederlande reagieren damit auf die veränderte Bedrohung und die Forderungen der NATO nach größeren Kampfkapazitäten für Landeinsätze. „Panzer sind für die Kampfkraft der Streitkräfte von entscheidender Bedeutung. Sie verfügen über eine schwere Bewaffnung und bieten Schutz vor feindlichem Feuer. Mit der Wiedereinführung des Kampfpanzers stärken die Niederlande die Kampfkraft der Streitkräfte. Wir konkretisieren auch die Forderungen der NATO an die Niederlande“, begründete Tuinman den Plan.
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Bei ihrem Treffen am 16. Oktober in Berlin erläuterten die Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein niederländisches Pendant Ruben Brekelmans, dass das aufzustellende Panzerbataillon in Bergen-Hohne stationiert und deutschem Kommando unterstellt werden soll. Über die Panzer haben die Niederlande die alleinige Verfügungsgewalt. Tuinman ging in seinem Brief auf die Absicht ein, einen Teil der niederländischen Kampfkapazitäten mit unbemannten Systemen abzudecken. Dies gelte nicht nur für Landeinsätze, sondern auch für Einsätze in der Luft und auf dem Wasser. Der anfängliche Bedarf liege daher nicht bei den üblichen 52 Kampfpanzern, sondern bei 46. Diese Zahl sei das erforderliche Minimum für ein einsatzfähiges Panzerbataillon mit ausreichender Ausbildungskapazität und Reserve.
2027 will das niederländische Verteidigungsministerium entscheiden, ob die optionalen Kampfpanzer beschafft werden. Ob das geschieht, hängt von der technologischen Machbarkeit und der Zeitspanne ab, innerhalb derer die Verteidigungsindustrie betriebsbereite unbemannte Systeme entwickeln und produzieren kann, so das Ministerium. Auf diese Weise könne man sicher sein, dass es im Jahr 2030 ein vollwertiges Panzerbataillon geben werde.
Die Niederlande hatten seit 1979 insgesamt 445 Kampfpanzer Leopard 2, Anteile davon zur Version A5 und A6 umgerüstet und 2011 entschieden, alle Kampfpanzer abzuschaffen. 2015 begann der Wiedereinstieg mit einer Panzerkompanie im deutsch-niederländischen Panzerbataillon 414, die mit gemieteten Kampfpanzern Leopard 2 A6M ausgestattet ist. Auf diese Weise haben die Niederländer ihr Wissen über den Einsatz von Panzern bewahrt. Darauf kann die Truppe aufbauen, wenn ab 2027 die eigene Panzerkapazität wieder auf zunächst 46 anwächst. Als nächster Schritt sind Vertragsverhandlungen mit KNDS Deutschland abzuschließen und ein Beschaffungsvertrag zu unterzeichnen. Dann können die notwendigen 500 Soldaten für das Panzerbataillon rekrutiert werden.
Für den Kampfpanzer Leopard 2 setzt sich die Erfolgsserie weiter fort. Mit der Entscheidung Deutschlands, 123 Kampfpanzer in der Version A8 zu beschaffen, wurde eine Lawine losgetreten. Zahlreiche Länder in Europa haben Bedarf an diesen Panzern angemeldet. Nach Ungarn und Norwegen, die schon vorher 98 Leopard 2 im Standard A8 bestellt hatten, haben Tschechien (76 Stück), Litauen (50 Stück) und jetzt die Niederlande ihre Beschaffungspläne so weit vorangetrieben, dass die Beschaffungsverträge für insgesamt 178 Leopard 2 A8 in absehbarer Zeit abgeschlossen werden können.
Damit werden in der nächsten Dekade nach jetzigem Stand mindestens 381 Leopard 2 A8 ausgeliefert (Ungarn hat bis Juli bereits 18 Panzer erhalten). Nach Ende des kalten Krieges vor rund dreißig Jahren war die Anzahl der Kampfpanzer vor allem in Europa stark reduziert worden. Jetzt scheinen angesichts der neuen Bedrohung durch Russland die Bestände wieder anzuwachsen.
Gerhard Heiming