Heckler & Koch hat den ersten offiziellen Auftrag für die Lieferung des neuen Standard-Sturmgewehrs G95A1 sowie der Kurzversion KA1 an die Bundeswehr erhalten. Das teilte der Oberndorfer Waffenhersteller am vergangenen Freitag mit. Der Beschaffungsprozess hatte 2017 mit einem europaweiten Vergabeverfahren begonnen und wurde im Jahr 2023 rechtskräftig abgeschlossen. Die jetzt erfolgte Bestellung markiert den operativen Start der Serienlieferung.
Das G95A1 beruht auf dem HK416 A8, hat aber kleinere Änderungen auch gegenüber dem G95K, das auf Basis des HK 416 A7 bereits bei den Spezialkräften der Bundeswehr eingeführt ist. Während die Kurzversionen eine Lauflänge von 14,5 Zoll (368 Millimeter) haben, beträgt diese bei der Standardversion 16 Zoll (406 Millimeter). Neben den Waffen der Bundeswehr existieren auch noch Behördenwaffen auf Basis des HK 416 A5 als G38K und C (für „compact“ mit 11-Zoll-Lauf von 228 Millimeter Länge).
G95 mit diversen Visieren
Während das KSK seine G95K mit dem Reflexvisier EOTech-EXPS 3-0 NV und die Kampfschwimmer die ihren mit einem Aimpoint-Rotpunktvisier verwenden, soll beim G95A1 das Zielfernrohr ELCAN Specter DR mit ein-bis vierfacher Vergrößerung zum Einsatz kommen. Die Integration sorgte allerdings für Verzögerungen und bereitet nach jüngsten Berichten weiter Probleme. Die Waffe ist jedoch ebenfalls mit einer mechanischen Back-up-Visierung ausgestattet.
Nach bisheriger Planung sollen insgesamt 118.718 Exemplare des G95A1 und KA1 beschafft werden. Abhängig von der Entwicklung des Umfangs der Bundeswehr in den kommenden Jahren – bereits bei der Vorstellung des „neuen Wehrdienstes“ im letzten Sommer war von einer Verteidigungsstärke von 460.000 Mann die Rede – könnte sich diese Zahl aber noch wesentlich erhöhen, selbst wenn das bisherige G36 weiter seinen Dienst verrichtet.
Der aktuelle Auftrag ist auch eine Art Geburtstagsgeschenk für Heckler & Koch. Am gleichen Tag feierte das Unternehmen offiziell sein 75-jähriges Bestehen, obwohl die Firmengründung bereits Ende 1949 erfolgte. Im Rahmen eines Festakts in Oberndorf würdigten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Bundeswehr, Industrie und Gesellschaft die besondere Geschichte des Herstellers und seine Rolle als verlässlicher Partner für Streitkräfte und Sicherheitsbehörden in NATO und EU.
Stefan Axel Boes