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Fernspähkompanie 1 kommt nach Schwarzenborn

Waldemar Geiger und Jan-Phillipp Weisswange

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Die lange erwartete Standortentscheidung für die zukünftige Fernspähkompanie 1 ist getroffen. Wie das Bundesministerium für Verteidigung heute mitgeteilt hat, wird die rund 210 Dienstposten umfassende Kompanie im hessischen Schwarzenborn aufgestellt. Die Entscheidung hatte sich verzögert, da die neue Leitung des Verteidigungsministeriums im Januar eine Aussetzung von „Veränderungen in der Grobstruktur der Bundeswehr“ angeordnet hatte, S&T berichtete.

Die derzeitigen Fernspähzüge der zwei Luftlandeaufklärungskompanien in Seedorf und Lebach werden den Grundpersonalstock der neuen Kompanie in der Knüll-Kaserne in Schwarzenborn – dem Standort des Jägerbataillon 1 – bilden, wie aus der Übersicht des Verteidigungsministeriums hervorgeht. Die neue Kompanie soll gut informierten Kreisen zufolge zukünftig der Division Schnelle Kräfte (DSK) unterstehen. Neben der Kompanieführung soll die Einheit über vier Fernspähzüge verfügen, die sich jeweils aus mehreren fernspähspezifischen Spezialelementen und sechs Fernspähtrupps zusammensetzen.

Mit der vollen Einsatzbereitschaft der Kompanie wird gut informierten Kreisen zufolge Mitte der 20er Jahre gerechnet. Das Datum scheint auf den ersten Blick ambitionslos, lässt sich aber erklären. Offenbar gibt es aber Befürchtungen, dass viele derzeit auf Standorte in Niedersachsen und dem Saarland aufgeteilte Soldaten mit der Fernspähqualifikation einen erneuten Umzug an einen neuen Standort nicht mitmachen werden. Und die Auswahl und Ausbildung neuer Fernspähspezialisten ist fordernd und langwierig. Das Fähigkeitsverlagerungen mit erheblichen Personalverlusten verbunden sind, musste die Bundeswehr in der Vergangenheit – beispielsweise beim Übergang der Fähigkeit samt damit verbundenem Standortwechsel des mittleren Transporthubschrauber CH53 vom Heer zur Luftwaffe – mehrmals feststellen.

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Fernspähkräfte in der Bundeswehr

Fernspäher gelten als „menschliche Hochwertsensoren“. Wenn sie gemäß ihren Einsatzgrundsätzen geführt und ebenengerecht eingesetzt werden, sind sie in der Lage, Aufklärungsergebnisse hochflexibel, in schwierigem Gelände, in allen Klimazonen, über mehrere Tage, auch in bedrohlichen Lagen, autark und unerkannt zu gewinnen. Weiterhin können sie Aufklärungsergebnisse anderer Informationsjäger verifizieren, ergänzen oder erheblich verfeinern.

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Bis 1996 gab es drei Fernspähkompanien in der Bundeswehr – eine pro Heereskorps. Ab 1996 war die Fernspählehrkompanie 200 (Weingarten, später Pfullendorf) Träger der Fernspähfähigkeit. Aus den beiden anderen Fernspähkompanien 100 (erst Braunschweig, dann Celle) und 300 (Fritzlar) rekrutierte sich ein großer Teil der dem KSK zugehörigen Fernspähkommandokompanie. Diese gliederte sich allerdings zur 4. Kommandokompanie um. Die seinerzeit neu aufgestellte Spezialkommandokompanie führt unter anderem Kräfte für die optronische Spezialaufklärung.

Nach der Auflösung der Fernspählehrkompanie 200 im Jahr 2015 ging die eigenständige Fernspähfähigkeit in der Bundeswehr verloren. In den beiden Luftlandeaufklärungskompanien 260 und 310 gibt es derzeit jeweils noch zwei Fernspähzüge. Mit der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung erkannte man jedoch, dass diese auf zwei Einheiten verteilten Kräfte künftig nicht ausreichen. Der Aufklärungsbedarf auf Korpsebene im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung ist ein anderer als der eines Auslandseinsatzkontingentes.

Fernspähkräfte können völlig unabhängig von Plattformen oder Sensorträgern wie Spähpanzern oder Aufklärungsdrohnen ihre Aufklärungsergebnisse gewinnen. Klassischerweise erfüllen sie folgende Aufträge: Sie gewinnen Schlüsselinformationen für die taktische, operative und strategische Führungsebene durch Fernspähaufklärung.  Sie leisten Beiträge zur Raum- und Lageaufklärung. Sie führen Personen-, Objekt- und Zielaufklärung durch und sie leisten Wirkungsaufklärung, also beispielsweise, bis zu welchem Grade ein aus der Luft angegriffenes strategisches Ziel zerstört wurde.

Alle diese Aufträge können sie in jeder Klimazone, auch in urbanem oder schwierigem Gelände und in bedrohlichen Lagen über mehrere Tage auf sich alleine gestellt durchführen. Gerade der urbane Raum gilt als besondere Herausforderung für Aufklärungskräfte, da hier unerkannte Bewegungen besonders schwierig sind.

Zu den besonderen Fähigkeiten von Fernspäh- und Spezialaufklärungskräften gehört die Optronische Spezialaufklärung (OSA). Hier fertigen die Soldaten Stand- und Bewegtbilder in Zieldatenqualität bei Tag und eingeschränkter Sicht an und übertragen die Daten in Echtzeit. Die so gewonnenen Aufklärungsergebnisse dienen insbesondere zur Verifikation von Aufklärungsergebnissen anderer Aufklärungsträger oder zur positiven Identifikation gesuchter Personen.

Waldemar Geiger und Jan-Phillipp Weisswange