Viel sehen ohne selbst gesehen zu werden – dieses alte Ziel verfolgt das Programm der „Coded Visibility“ der US-amerikanischen Verteidigungsforschungsagentur DARPA im Bereich neuartiger Nebelschutzsysteme.
Bisherige Nebelschutzsysteme unterbrechen zwar die Sichtline zum Gegner, schränken zugleich aber auch die eigenen Aufklärungsmöglichkeiten stark ein. Weiterhin lassen sie sich nach dem Einsatz nicht mehr steuern und bergen zudem noch Gesundheitsrisiken, so dass ABC-Schutzmasken getragen werden müssen.
Konsequenterweise zielt das Vorhaben „Coded Visibility“ – kurz CV – darauf ab, maßgeschneiderte, steuerbare und sichere Tarnnebelmittel zu entwickeln. Diese sollen den eigenen Kräften einen asymmetrischen Vorteil bieten: nämlich die eigene Aufklärungsfähigkeit erhöhen und zugleich die gegnerischen Sicht- und Wirkmöglichkeiten verringern.
DARPA unterscheidet zwischen einem passiven und einem aktiven Ansatz. Der passive Ansatz betrifft ein bloßes einseitig durchschaubares Nebelmittel. Das längerfristige technische Ziel ist die aktive Asymmetrie: die aktive Anpassung neuartiger Partikel, die eine dynamische Kontrolle nach dem Einsatz des Nebelmittels und die Abstimmung mit den eigenen Sensoren ermöglichen können.
Die technologischen Lösungsansätze erklärt Rohith Chandrasekar, CV-Programmmanager im DARPA-Büro für Verteidigungswissenschaften, wie folgt: „Ein passiver asymmetrischer Ansatz erfordert wahrscheinlich mehrere undurchsichtige Materialien, die auf bestimmte Weise eingesetzt werden, um eine einseitige Sicht durch die Nebelwand zu ermöglichen. Die aktive Asymmetrie soll nur ein einziges lichtundurchlässiges Material erfordern, das sich jedoch in Echtzeit anpassen lässt, um möglicherweise eine dynamische Steuerung seiner Eigenschaften und die bessere Abstimmung auf die Sensoren zu ermöglichen.“
Im Bereich der passiven Asymmetrie beauftragte die DARPA das Raytheon Technologies Research Center geteamt mit der Rice University und dem Palo Alto Research Center (PARC) mit der Entwicklung neuer Täuschmaterialien, die aus mehreren Partikeln mit maßgeschneiderten Eigenschaften bestehen, sowie der Demonstration asymmetrischer Sichtfähigkeiten in Labor-, Pilot- und Feldtests.
Im Bereich der aktiven Asymmetrie wählte die Agentur die Northeastern University, geteamt mit der City University of New York, der University of Pennsylvania und Polaris Sensor Technologies, weiterhin Signature Research in Zusammenarbeit mit der Duke University sowie das Georgia Tech Research Institute, in Zusammenarbeit mit Georgia Tech. Die mit diesem Technologiebereich beauftragten Teams werden neue steuerbare Partikel und damit verbundene aktive Anpassungsmechanismen erforschen, um die Asymmetrie bei Bedarf in Labor- und Pilotversuchen nachzuweisen.
In beiden Technologiebereichen werden die Teams auch neue Modellierungs- und Simulationswerkzeuge für Tarnmittel entwickeln, um Nebelfahnen zu konstruieren und die Leistung von Sensoren zu bewerten. Darüber hinaus müssen alle im Rahmen von CV entwickelten neuen Tarnnebel im Vergleich zu den derzeitigen gesundheitsgefährdenden Produkten, die das Tragen von Atemschutzmasken im Einsatz erfordern, sicher zum Einatmen sein. Im Rahmen des Programms wird ein Regierungsteam die Sicherheit der neuen Partikel durch Experimente bewerten.