StartMobilitätVideo: Potenzial der Elektrifizierung von Gefechtsfahrzeugen am Beispiel des Eagle V

Video: Potenzial der Elektrifizierung von Gefechtsfahrzeugen am Beispiel des Eagle V

Waldemar Geiger

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Da die reine Elektromobilität für Gefechtsfahrzeuge aus unterschiedlichen Gründen auf mittlere und vermutlich sogar langfristige Sicht reine Zukunftsmusik ist, arbeiten mehrerer Hersteller daran, die Vorteile der Elektrifizierung mittels Hybridantriebe auch für militärische Fahrzeuge nutzbar zu machen. Wie so eine Lösung aussehen und welche Vorteile sie böte, hat General Dynamics European Land Systems (GDELS) im Rahmen der DWT-Tagung „Unbemannte Systeme IX“ – am 19. und 20. April in Bonn – am Beispiel eines Eagle V mit Hybridantrieb vorgestellt.

Stand heute gibt es keine expliziten Forderungen des Kunden für rein elektrische oder hybride Gefechtsfahrzeuge, machte der Vertreter von GDELS zu Beginn seines Vortrages deutlich. Dennoch hat sich GDELS dazu entschieden die Technologie mittels eines Demonstrators zu erforschen und weiterzuentwickeln, um die „Time to Market“ zu verkürzen. Sprich, sollte ein aktueller oder zukünftiger militärischer Nutzer von GDELS-Fahrzeugen in Zukunft nach einem solchen Antriebskonzept fordern, will das Unternehmen in der Lage sein, schnellstmöglich marktreife und gefechtstaugliche Antriebslösungen liefern zu können. Es ist jedoch zu beachten, dass dafür ein hohes Investment nötig ist. Unter anderem ist dies durch die Notwendigkeit der Erfüllung von militärischen Normen und Spezifikationen bedingt. Gefechtsfahrzeuge müssen zwangsläufig auf dem Gefechtsfeld brillieren und nicht auf gut ausgebauten Straßen mit entsprechender logistischer Infrastruktur. Dafür müssen unter anderem derzeit fast ausschließlich zivile Komponenten militarisiert und neue Konzepte der Logistik und Sicherheit erarbeitet und aufgebaut werden. Lust but not least sind auch noch Fragen der Integration zu klären, damit der Einbau der neuen Komponenten weder die Nutzlast der Fahrzeuge schmälert, oder sonstige Einschränkungen mit sich bringt.

Generell bietet die Elektrifizierung im Rahmen militärischer Mobilität aber mehrere taktische und technische Vorteile. Da wäre zum einen eine erhöhte Mobilität aufgrund der Traktionsverbesserung und dem zur Verfügung stehenden Boost für eine schnellere Beschleunigung. Zudem ermöglicht der Elektroantrieb geräuschloses Fahren (Silent Move) oder den Betrieb der Beobachtungs- und Kommunikationsgeräte mit abgeschaltetem Motor (Silent Watch). Silent Move und Silent Watch würden in Kombination zu einer geringeren Geräusch- und Wärmesignatur führen und somit die Aufklärbarkeit des Systems signifikant erschweren. Auch die Zuverlässigkeit würde mittels eines Elektro- bzw. Hybridantriebs erhöht werden, da das zusätzliche Antriebssystem (jeder Elektromotor kann auch für sich allein arbeiten) im Falle eines Motorausfalls eine erhöhte Redundanz bietet.

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Neben den taktischen Aspekten, sieht GDELS auch Potenzial in der Technik. Eine Elektrifizierung böte unter anderem Vorteile im Packaging – also der Baugruppenanordnung im Fahrzeug, weil sich durch die motorunabhängige Platzierung von Motor und Nebenverbraucher neue Möglichkeiten ergeben würden. So könnte der Motor unabhängig vom Antriebsstrang integriert werden. Weitere Vorteile könnten im Rahmen der Elektrifizierung von Nebenverbrauchern, der Erhöhung der Treibstoffeffizienz sowie dem Zugang zu alternativen Antrieben erzielt werden.

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Um diese Vorteile nutzbar zu machen und den Herausforderungen der Elektrifizierung zu begegnen, sieht GDELS Potenzial in vorentwickelten Systemmodulen, die es erlauben würden, zukünftige Kundenanforderungen in kurzer Zeit und auf kosteneffektive Weise umzusetzen. Solche Systemmodule könnten dann beispielsweise nicht nur über die Varianten eines Fahrzeugtyps hinweg skaliert werden, sondern auch in anderen Fahrzeugen Verwendung finden. Mit der Entwicklung eines Technologieträgers will das Unternehmen seine Erfahrung auf diesem Gebiet ausbauen und sich so in eine gute Ausgangsposition bringen.

Eagle V 4×4 Hybrid

Als Technologiedemonstrator, welcher seitens GEDLS ausdrücklich nicht als verkaufsfähiges Serienfahrzeug ausgewiesen wird, wurde ein konventionell angetriebener Eagle V 4×4 ausgewählt, der hybridisiert wurde.

Systemarchitektur des Technologiedemonstrators Eagle V Hybrid. (Graphik: GDELS)

Der Frontantrieb des Demonstrators ist konventionell mit 210 kW Leistung und einem Drehmoment von 970 Nm. Hinzu kommt ein Elektro-Hinterachsantrieb mit einer Leistung von 2 x 93 kW (nominell) bzw. 2 x 185 kW (Peak) bei maximalen Drehzahlen bis zu 12.000 Umdrehungen pro Minute. Das Drehmoment beträgt 2x 165 Nm (nominell) bzw. 2 x 385 Nm (Peak). Den Strom für die beiden Elektromotoren – jedes Hinterrad verfügt über einen eigenen Motor – liefert eine Hochvoltbatterie, welche wiederum durch einen integrierten Motor-Generator mit bis zu 80 kW (100 kW Peak) Leistung gespeist wird.

Der Technologiedemonstrator kann über die Frontachse konventionell angetrieben werden, bei Bedarf kann der E-Antrieb der Hinterachse hinzugeschaltet werden, um dem Fahrzeug so mehr Leistung zur Verfügung zu stellen. Alternativ kann der Demonstrator über kurze Strecken hinweg – wie man im Video eindrucksvoll sehen kann – komplett elektrisch zurücklegen. Hindernisse und Strecken können so praktisch komplett ohne verräterische Geräusche bezwungen werden.

Waldemar Geiger