Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall hat angekündigt nächste Woche auf der Annual Meeting & Exposition der Association of the United States Army (AUSA) in Washington eine Flugabwehrvariante des vom Textron Systems hergestellten UGV vom Typ Ripsaw M5 mit integriertem 30-mm-Skyranger-Turm zeigen zu wollen.
Die Flugabwehrvariante des Ripsaw wurde Rheinmetall zufolge mit einem aktiven (3D AESA-Radar) und passiven Infrarot-Sensoren sowie der Revolverkanone KCE-ABM im Kaliber 30 mm x 173 mit hoher Feuerrate ausgestattet. Zudem wurden nicht näher genannte Boden-Luft-Raketen integriert.
„Das modulare System, das auf der Messe mit dem Path A-Kit von Rheinmetall gezeigt wird, bietet erstklassige Luftverteidigung im Einklang mit den Modernisierungsprioritäten im Bereich Luft- und Raketenabwehr der U.S. Army“, schreibt Rheinmetall in einer am 06. Oktober 2023 verschickten Mitteilung. Das System soll „eine überlegene, autonome Feuerkraft zum Schutz von Soldaten in schwierigsten Einsatzgebieten“ bieten.
Der M5 Ripsaw ist ein heißer Kandidat für das Robotic Combat Vehicle-Medium (RCV-M) Programm der U.S. Army. Im Rahmen des RCV-M-Programms ist die Einführung einer Familie unbemannter Gefechtsfahrzeuge in der Gewichtsklasse 10 bis 20 Tonnen als Bestandteil des übergeordneten RCV-Programms geplant. Dieses verfolgt wiederum das Ziel, flexibel konfigurierbare Plattformen in den Gewichtslassen bis 10 Tonnen (RCV-L), zwischen 10 und 20 Tonnen (RCV-M) sowie 20 bis 30 Tonnen (RCV-H) zu erhalten, welche neben eigenen Wirkmitteln mit der eigenen Sensorik auch bemannten Systemen zur Verbesserung des Situationsbewusstseins dienen können. Die geplante Fahrzeugfamilie soll aus drei unterschiedlichen Modellen bestehen.
Skyranger 30
Der Oerlikon Skyranger 30 Turm wurde von Rheinmetall Anfang 2021 vorgestellt und ist für die Luftverteidigung im Nahbereich konzipiert. Das Waffensystem ist in einem unbemannten Turm integriert und hat Rheinmetall zufolge ein Gesamtgewicht von weniger als 2,5 Tonnen.
Als (aktiven) Erkennungssensor für das erste Glied der Bekämpfungskette hat RAD ein S-Band AESA-Radar verwendet, das in der Lage ist, UAV der Klasse I zu erkennen. Fünf flache Sende-/Empfangsmodule sind rund um den Turm verteilt und ermöglichen die benötigte 360°-Abdeckung. Das für kleine Ziele optimierte Radar hat eine Erfassungsreichweite von 20 km. Weil ein aktiver Sensor die eigene Position verrät, ist als passiver Sensor das Fast InfraRed Search and Track (FIRST)-System integriert, das mit hoher Auflösung das gesamte Umfeld überwacht und beim Auftreten von Zielen (Pop-up-Ziele) alarmiert.
Für den zweiten Schritt – Identifizierung und Verfolgung – hat Rheinmetall einen kombinierten Sensorkopf entwickelt, der über einen Wärmebild-, einen Videokanal und zwei Laserentfernungsmesser verfügt. Der Sensor konnte im vergangenen Jahr seine Leistungsfähigkeit gegen klassische und neuartige Ziele beweisen. Alternativ könnte für diese Aufgabe ein verfügbares X-Band-Radar eingesetzt werden.
Als Effektor hat Rheinmetall die Oerlikon KCA 30 mm x 173 Kanone weiterentwickelt, die auch im Kampfflugzeug Saab 37 Viggen verwendet wird. Die Maschinenkanone wurde mit einer einspuligen Programmiereinheit versehen, die die Verwendung von programmierbarer Airburst-Munition ermöglicht. Mit einer Kadenz von maximal 16 Schuss pro Sekunde werden die Ahead-Geschosse mit 160 Wolfram-Projektilen (insgesamt 200 Gramm) auf Entfernungen von bis 3.000 m abgefeuert. Die Programmierung setzt die Projektile in optimaler Entfernung zum Ziel frei und erzeugt einen tödlichen Splitterkegel. Versuche haben gezeigt, dass schon ein einziges Projektil einen Mission-kill erzeugen und die Drohne neutralisieren kann. Bedeutend sind hohe Richtgeschwindigkeiten der Kanone in Höhe und Seite, um den Bewegungen der Drohne folgen zu können sowie ein großer Elevationswinkel von 85 Grad gegen Drohnen im Sturzflug.
Zur Erhöhung der Abstandsfähigkeit bietet der Skyranger-Turm Gewichtsreserven, um ein Raketensystem unterbringen zu können. Möglich sind sowohl lasergelenkte Raketen als auch fire-and-forget Raketen mit IR-Steuerung. Eine Auswahl ist nicht erfolgt. Mit Raketen kann ein Entfernungsband bis ca. neun Kilometer abgedeckt werden. Raketen wirken erst ab ca. zwei Kilometer, dieser Nahbereich wird dann von der Kanone abgedeckt.
Für den elektronischen Kampf kann der Skyranger 30 mit passiven Sendersuchgeräten ausgestattet werden, die Funksteuerungssignale der Drohnen entdecken und mit RF-Jammern, die solche Signale zuverlässig stören können und die Drohnen an der Vollendung ihrer Mission hindern können.