Das dänische Verteidigungsministerium wird das als „Pulvermühle“ (im Original „Krudten“) bekannte Industriegebiet in der Nähe des Dorfes Elling, nördlich von Frederiskhavn in Nordjütland, zurück erwerben, um die dort angesiedelte Munitionsproduktion wieder aufzunehmen. Dies gab das Ministerium am Freitag, den 07. Oktober 2023, in einer Pressemitteilung bekannt. Der Pressemitteilung zufolge hat das dänische Verteidigungsministerium, insbesondere die Organisation für Verteidigungsimmobilien und -infrastruktur, eine Vereinbarung über den Rückkauf des Geländes unterzeichnet, das früher dem Verteidigungsministerium gehörte.
Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Pressemitteilung verwies der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen darauf, dass die russische Invasion in der Ukraine, die nun schon anderthalb Jahre andauert, hat die europäischen Munitionshersteller stark unter Druck gesetzt hat. „Diese kritische Situation hat deutlich gemacht, dass die Munitionsproduktion in Dänemark wieder aufgenommen werden muss. Mit dem Erwerb der Anlagen in Elling machen wir nun den ersten Schritt in diese Richtung“, so Poulsen. Zugleich machte er deutlich, dass noch einige Zeit vergehen wird, bis die Produktion tatsächlich angelaufen ist.
Bei dem besagten Areal handelt es sich um das ehemalige „Munitionsarsenal“, auch bekannt als „AMA“. Der früheste Vorläufer der Einrichtung wurde 1676 in Kopenhagen als „Feuerwerkskompanie“ (Fyrværkerikompagniet) als staatlicher Hersteller und Lieferant von Munition für die dänischen Streitkräfte sowie als Unterstützungsorganisation für die Entwicklung, Wartung, Überwachung und Vernichtung von Munition gegründet.
AMA wurde 1968 an den Standort in Nordjütland verlegt, wo die Produktions-, Wartungs- und Instandsetzungsaktivitäten in verschiedenen Formen fortgesetzt wurden, darunter die Herstellung von Handwaffenmunition, die Befüllung und Instandsetzung von Artillerie- und Mörsermunition sowie die Produktion von Sprengstoffen und Handgranaten.
Im Jahr 2008 wurde die Anlage im Rahmen eines neuen Verteidigungsabkommens an den spanischen Munitionshersteller EXPAL – welcher mittlerweile vom deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall übernommen wurde – verkauft und in „DENEX“ umbenannt (ein Zusammenschluss aus DENmark und EXpal).
Die Anlage setzte die Produktion von Munition und die Demilitarisierung als ziviles Unternehmen fort, jedoch weiterhin mit dem dänischen Verteidigungsministerium als einem der Hauptkunden. Dies dauerte bis 2020, als EXPAL nach mehreren Jahren mit Verlusten beschloss, die Anlage zu schließen und vollständig aufzulösen. Das Gelände und die verbleibende Infrastruktur wurden von EXPAL an eine Investorengruppe verkauft, die es in ein Industriegebiet unter dem Namen „Krudten Erhverspark A/S“ (The Powder Mill Industrial Park Inc.) umwandeln wollte. Von dieser Gruppe kauft nun das dänische Verteidigungsministerium die Anlage zurück.
Zwar haben auch andere, kleinere Unternehmen in Dänemark Munition hergestellt, allerdings in kleineren Mengen und in erster Linie für den Schießsport und die Jagd, so dass die Schließung von AMA/DENEX im Jahr 2008 nicht nur die Schließung eines bedeutenden und historischen lokalen Standortes bedeutete, sondern auch das Ende der Produktion von Militärmunition in Dänemark.
Dänische Informationsdiensten zufolge beläuft sich der Gesamtpreis für die Anlagen auf 20 Millionen Dänische Kronen (ca. 2,7 Millionen Euro), was jedoch noch nicht endgültig bestätigt wurde. Die von der dänischen Regierung vorgelegten Informationen enthalten derzeit weder einen konkreten Zeitrahmen für die Wiederaufnahme der Produktion noch Angaben zu den Munitionstypen, die hergestellt werden sollen, obwohl 155-mm-Artilleriemunition erwähnt wurde. Auch über die genaue Art und Weise, wie die Anlage letztendlich betrieben werden soll, wurde noch nicht entschieden. Zu den Optionen gehören die vollständige Kontrolle und der Betrieb durch die Regierung, ähnlich wie zu der Zeit, als die Anlage Teil des Verteidigungsministeriums war, oder die Zusammenarbeit mit einem Industriepartner, zum Beispiel durch eine Art „Government Owned, Contractor Operated“-Vertrag.