Wie im vergangenen Oktober angekündigt hat Australien mit der Lieferung von 49 gebrauchten Kampfpanzern des amerikanischen Typs M1A1 Abrams an die Ukraine begonnen. Der australische Fernsehsender ABC berichtete am gestrigen Montag über den Start der Verladung auf ein Frachtschiff, obwohl die neue US-Regierung unter Donald Trump weiterhin „frustriert“ über die Weitergabe sei. Noch im vergangenen Monat hielt die amerikanische Seite die Lieferung auf. Neben der russlandfreundlicheren Haltung der Trump-Administration im Ukraine-Konflikt spielten demnach auch Bedenken zum Nutzen und der Versorgbarkeit der Panzer eine Rolle.
Die USA selbst hatten unter Trumps Vorgänger Joe Biden 2023 nach langem Zögern 31 Abrams der Variante M1A1 SA (Situational Awareness) an die Ukraine geliefert. Von diesen wurden nach Zählung der OSINT-Website Oryx mit Stand Anfang März 2025 neun zerstört, zehn beschädigt beziehungsweise aufgegeben und einer von russischen Kräften erbeutet. Auch andere westliche Kampfpanzertypen haben über die bis zu zwei Jahre seit ihrer Lieferung ähnliche Verluste erlitten. So wurden laut Oryx von 21 durch Deutschland und Portugal gelieferten Leopard 2A6 mittlerweile sieben zerstört und sechs beschädigt und/oder aufgegeben.
M1A2 SEPv3 ersetzt australische M1A1
Dies zeigt die Auswirkungen eines weitgehend statischen Abnutzungskrieges mit neuen Bedrohungen wie permanenter Aufklärung und Angriffen durch Drohnen sowie der schwierigen Versorgbarkeit der relativ kleinen Flotten verschiedener Typen. Kampfpanzer werden weitgehend nicht gemäß der Entwicklungsphilosophie für bewegliche Operationen, sondern einzeln oder kleiner Anzahl als „Sturmgeschütz“ zur Infanterieunterstützung eingesetzt. Dennoch oder gerade deswegen dürfte der Ukraine die Lieferung zusätzlicher M1A1 durch Australien willkommen sein, obwohl diese zweifellos zunächst mit den lokal üblichen Schutzmaßnahmen nachgerüstet werden.
Bei den australischen Streitkräften wird der M1A1 durch die Abrams-Variante M1A2 SEPv3 abgelöst. Dabei handelt es sich um die vorletzte Version mit der System Enhancement Package. Sie enthält umfassende Verbesserungen bei Stromversorgung, Kommunikation, Wartungsfähigkeit, Schutz und Wirkung. Unter anderem verfügt sie über ein Hilfsaggregat, ein verbessertes Nachtsichtsystem, ein neues Panzerungspaket einschließlich Reaktivpanzerung und das aktive Schutzsystem Trophy.
Die Kanone kann neue Munitionsarten einschließlich M1147 Airburst-Munition verschießen. Der Turm trägt zudem eine ferngesteuerte Waffenstation. Mit Stand November waren bereits 46 von 75 bestellten Kampfpanzern an Australien ausgeliefert. Der Auftrag umfasst insgesamt 120 Fahrzeuge einschließlich Pionierpanzern M1150 und Brückenlegern M1074 auf demselben Fahrgestell.
Stefan Axel Boes