Die Bundeswehr wird ihre Spezialkräfte mit zusätzlichen Wirkmitteloptionen ausrüsten und hat dazu Ende 2019 MBDA Deutschland mit der Herstellung und Lieferung von 850 Enforcer-Lenkflugkörpersystemen beauftragt. Die in den deutschen Streitkräften unter dem Namen Leichtes Wirkmittel 1800+ bezeichneten Fire-and-Forget-Systeme sollen schultergestützt zum Einsatz kommen und Ziele in bis zu 2000 m zielgenau bekämpfen können. Es wird mit einem Gesamtbedarf von bis zu 3.100 Lenkflugkörpern „Leichtes Wirkmittel 1800+“ gerechnet, welcher in mehreren Beschaffungslosen gedeckt werden könnte. Erste Schussversuche haben bereits stattgefunden.
S&T: Wie ist der aktuelle Stand des Projektes und wann ist eine Übergabe an den Nutzer vorgesehen?
Scharrenbroich: Wir sind stolz darauf, dass sich die Bundeswehr für den Enforcer als Lösung für das „Leichte Wirkmittel 1800+“ entschieden hat. Enforcer wird es den Soldaten ermöglichen, sich auch in komplexen Einsatzszenarien durchzusetzen. Nach umfangreichen Tests und Einsatzprüfungen durch die Bundeswehr soll die Übergabe der ersten operationellen Lenkflugkörper an die Truppe 2024 erfolgen. Wir sind im Zeitplan und werden weiterhin alles dafür tun, die vorgegebenen Meilensteine zu erfüllen. Inwieweit sich hier Corona noch auswirken wird, ist derzeit schwer abzuschätzen. Unabhängig davon bleibt es unser Ziel, den Vertrag in der geforderten Zeit, Kosten und Qualität abzuschließen.
S&T: Welche Möglichkeiten gibt es, das Waffensystem abseits des aktuellen Nutzungskonzeptes einzusetzen? Welche weiteren Entwicklungspotentiale gibt es?
Dehner: Die modulare Systemarchitektur des Lenkflugkörpers bietet die Möglichkeit, den Lenkflugkörper mit geringem Entwicklungsaufwand für weitere Anwendungsmöglichkeiten an Land, zur See und in der Luft anzupassen. Damit können wir perspektivisch ein Flugkörper-Familienkonzept realisieren. So ist es zum Beispiel möglich, den Multi-Effekt-Gefechtskopf durch einen panzerbrechenden Gefechtskopf auszutauschen oder Enforcer als leichtes UAS-Flugkörpersystem auszulegen.
S&T: Auf entsprechenden Fachmessen ist der Enforcer am Stand der MBDA auch zum Ausprobieren, was genau können die Besucher vor Ort machen?
Dehner: Der Besucher kann sich mit der Virtual Reality Simulation ein realistisches Bild von der einfachen Bedienung in verschiedenen Einsatzszenarien mit unterschiedlichen Zielen machen. Das Bedienmenü bietet sowohl einen messetauglichen Kurzmodus, als auch das vollständige Enforcer Menü mit sämtlichen Optionen. Hierbei erfahren die Bediener die Vorteile eines voll gelenkten Systems. Für zukünftige Exportkunden kann der VR Simulator Teil eines Ausbildungskonzeptes werden.
Technische Daten Enforcer | |
Reichweite | > 2000 m |
Gewicht | ca. 12 kg |
Fähigkeiten |
|
Die Fragen stellte Waldemar Geiger.